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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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Schande, wirklich nicht. Ich weiß um den Schmerz, der dich durchdringt«, sagte Jean-François, doch der Meuchelmörder unterdrückte weiterhin jeglichen Schmerzenslaut. Seine Augen jedoch konnten den Ausdruck seiner Pein nicht länger verbergen.
    »Wenn du an jener Schwelle bist, an der du dir sicher bist, es keinen Atemzug länger ertragen zu können, ist es so gut wie vorbei. Der Schmerz wird entschwinden wie ein vergessener Traum.«
    Der Mann wollte etwas sagen, doch nur ein heiseres Stöhnen entkam seinem Mund. Jean-François las ihm das Wort von den Lippen. »Warum?«
    Warum schenkte er diesem Mann, einem Meuchelmörder, der ihn hatte töten wollen, das ewige Leben? Auf diese Frage fand Jean-François nur eine vernünftige Antwort: Er musste wahnsinnig sein.
    Warum hatte Amaël ihn erschaffen? Auf manche Fragen gab es keine verstandesgemäße Antwort. Sicher war, dass der Meuchelmörder ihm gefiel und ihn beeindruckte durch seine Furchtlosigkeit. Gerade sein Lebensübermut zog den Tod an.
    »Weil du mich nicht fürchtest, todgeweihter Freund.« In diesem Moment durchzog eine weitere Welle des Schmerzes seinen Leib. Eine letzte Wehe. Jean-François, der sich nicht sicher war, ob er seine Worte vernommen hatte, küsste ihn auf beide Wangen.
    Endlich war es vorbei. Die Umwandlung war vollzogen.
    Langsam erhob sich der Meuchelmörder von seinem Totenlager und blickte sich um mit den Augen eines Bluttrinkers.
    »Was ist mit mir geschehen?«
    Jean-François lächelte. »Du bist jetzt wie ich, Fremder.«
    »Wie Ihr?«
    » Oui , kein Mensch mehr, die Illusion eines Menschen und der Menschen Tod.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Bis heute habe ich es nicht vollkommen begriffen, was ich bin. Bluttrinker wird es von den Legenden genannt.«
    »Ein Bluttrinker?« Der Meuchelmörder blickte entgeistert um sich. Er stieß einige Flüche im weichen venezianischen Dialekt aus, den Jean-François nicht verstand.
    Der Fremde nickte. »Ich habe davon gelesen.« Er griff sich an den Kopf, ließ seine Hand an seiner Wange herabgleiten und aus einem plötzlichen Impuls heraus öffnete er seinen Mund und berührte seine Fangzähne. »Tatsächlich! Oh, nein!« Abermals fluchte der Mann.
    Er wandte sich Jean-François zu. »Ist es wahr, was die Legenden sagen? Dass sie Blut zum Leben brauchen und in Gräbern ruhen bei Tage?«
    »Nicht notwendigerweise in Gräbern, Monsieur, doch das mit dem Blut ist richtig. Wie ist Euer Name, Meuchelmörder?«
    »Ihr könnt mich jetzt wohl kaum noch vor Gericht zerren für den Mordversuch an Euch.«
    Jean-François lächelte. » Non , wohl kaum.«
    »Alessio Domenico Megliorati.« Jean-François spürte, dass er die Wahrheit sprach und mit der Wahrheit wollte er ihm antworten.
    »Jean-François Merdrignac, doch hier lebe ich unter dem Decknamen Alexandre Lenoir.«
    Ein schwaches Lächeln umspielte Alessios Lippen. »Das ist mir bereits bekannt.«
    »Wer schickt Euch, mich zu töten?«
    »Das kann ich Euch nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Auch Mörder haben eine Berufsehre.«
    »Dann sagt mir, wie Euer Auftraggeber aussieht.«
    »Auch das kann ich Euch nicht sagen.«
    Jean-François sah Alessio nachdenklich an. Wer könnte Interesse an seinem Ableben haben? Seine Konkurrenten aus Paris wohl eher nicht, nachdem er sein Geschäft dort geschlossen und die Stadt verlassen hatte. Es sei denn, jemand wollte ihn nachhaltig daran hindern, jemals wieder in Paris Fuß zu fassen. Sein Plan, wieder nach Paris zurückzukehren, schien sich herumgesprochen zu haben. Steckte Bourgueil dahinter, der ihm die schlimmsten Schwierigkeiten gemacht hat? Oder waren es die Katholiken, von denen er immer wieder überaus christliche Morddrohungen bekam?
    Jean-François trat näher zu Alessio heran. »Sagt mir seinen Namen.«
    » No, Sior .«
    Jean-François packte ihn am Kragen seines Wamses. »Wer war es?«
    Alessio sah ihm geradewegs in die Augen. »Selbst wenn Ihr mich nochmals ermordet, werdet Ihr seinen Namen nicht von mir erfahren. Ich habe meine Grundsätze.«
    »Grundsätze, für die es sich zu sterben lohnt?«
    Alessio nickte. »Wenn ich mir im Spiegel nicht mehr selbst in die Augen sehen kann, welchen Wert besitzt mein Leben dann noch?«
    Jean-François starrte ihn an und wusste, dass er es ernst meinte und all seine Aussagen der Wahrheit entsprachen. Er ließ von Alessio ab.
    »Doch ich kann etwas anderes für Euch tun«, sagte Alessio. »Ich werde meinem Auftraggeber sagen, dass Ihr tot seid. Das

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