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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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nur vorher gewusst, dass ihr Opfer umsonst sein würde. Doch sie hätte ihr Glück mit ihm nicht genießen können, denn die Schuld würde sie auch heute noch niederdrücken.
    Wenigstens hatte sie Silvain, ihren Sohn. Sie war mit ihm Kräuter sammeln gewesen. Immer konnte sie ihn nicht wie einen Gefangenen in Agnes’ Hütte halten, so geräumig diese auch war. Seit Eric an Altersschwäche gestorben war, hatten sie niemanden mehr, mit dem sie sich unterhalten konnten.
    Sie wusste, dass Silvain neben sie getreten war, obwohl er sich nahezu lautlos bewegte. Sie roch ihn, spürte seine Ausstrahlung und vernahm seinen Atem. Aus den Augenwinkeln sah sie ihn, sein Silberhaar, das ebenso lang wie das ihre war. Silvain sah in dieselbe Richtung wie sie zuvor. Auch er musste Jean-François und seine Familie gesehen haben, die soeben hinter einer Häuserecke verschwanden.
    In diesem Moment war Pamina ihm dankbar für sein Schweigen. Sie kannte seinen wachen Verstand. Sicherlich ahnte er etwas. Seinen Fragen wäre sie in diesem Moment nicht gewachsen.
    Was wäre, wenn sie damals zu ihrer Liebe zu Jean-François gestanden hätte, anstatt aus Pflichtgefühl Laurent zu heiraten?
    Doch so sehr sie auch überlegte: Nichts hätte den Verrat gegenüber ihrem Volk aufgewogen. So jedoch hatte sie ihr Herz verraten und den Mann, den sie noch immer liebte und niemals vergessen konnte. Sie spürte, wie die zu lange zurückgehaltenen Tränen über ihre Wangen liefen.
    Wenn nur dieses Opfer nicht umsonst gewesen wäre. Sie galt als Laurents Mörderin. Nichts konnte sie von dieser Anklage reinwaschen. Doch selbst wenn sie damals gewusst hätte, wie es ausging, hätte sie nicht anders entscheiden können. Die Verantwortung für ihr Volk ging vor.
    Sie hätte Olivier mit seinem Menschenhass nicht den Thron überlassen können, dennoch war dieses grauenvolle Szenario eingetreten. Vielleicht fand sich doch noch ein Weg, die Visionen ihres Vaters und Laurents über ein friedliches Miteinander von Menschen und Werwölfen wahr werden zu lassen. Solange sie lebte, gab sie die Hoffnung nicht auf.
    Pamina wandte ihren Blick von der Stelle ab, an der sie Jean-François das letzte Mal erblickte. Sie musste jetzt endlich über diese unglückliche Liebe zu ihm hinwegkommen. Für Silvain. Für sich selbst und um ihres eigenen Seelenheils willen.
    Energisch wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und wandte sich um zu Silvain. »Lasst uns gehen«, sagte sie und kehrte zu dem Ort zurück, der niemals ein Zuhause für sie gewesen war.
     
    17. August 1672
    Jean-François heiratete am selben Tag wie Marguerite, die Prinzessin von Frankreich. Leider heiratete er nicht die schöne, sanfte Marguerite, sondern Carina. Nicht, dass Carina keine Schönheit besäße, doch Sanftheit gehörte nicht zu ihren Tugenden.
    Jean-François sah Alessio in einer der vorderen Reihen der Kirche. An seinem Gesicht konnte er nicht ablesen, was er dachte. Neben Alessio saßen Carinas Verwandte, ihre Tanten, Onkel und Cousins. Ihre Mutter war jung verstorben. Geschwister hatte sie keine. Jean-François fiel auf, dass Alessio am weitesten von Signor Giacometti entfernt saß.
    Er wandte seinen Blick seiner Braut zu. Die Worte des Priesters vernahm er wie durch dichten Nebel.
    »Signor Alexandre Victor Lenoir, ich wiederhole mich noch einmal: Willst du Carina Maria Giacometti, die Gott dir anvertraut, als dein Eheweib lieben und ehren, die Ehe mit ihr nach Gottes Gebot und Verheißung führen in guten und in bösen Tagen und ihr die Treue halten, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe.«
    Was fiel dem Pfaffen ein, ihn mit ›du‹ anzureden? Jean-François unterdrückte seinen Ärger, der in dieser Situation nur kontraproduktiv wäre.
    »Ja, mit Gottes Hilfe.« Die Lüge kam ihm leichter über die Lippen, als er dachte. Gott hatte ihm niemals geholfen. Aus jeglicher misslichen Lage hatte nur er allein sich befreit.
    Der Priester wiederholte die Worte für Carina, die ausdruckslos dreinblickte und den Satz ebenso ausdruckslos nachsprach, und sie waren Mann und Weib.
    Jean-François hob ihren Schleier, deutete einen Kuss an und führte seine Angetraute aus der Kirche. Es war gewiss nicht so, wie er sich seine Hochzeit immer vorgestellt hatte und es war nicht das Weib, das er wollte. Nein, Pamina bekam er nicht. Eines Tages würde er wieder lieben. Vielleicht.
    Es war schwer genug gewesen, ihren Vater zu einer nächtlichen Trauung zu überreden. Dieser war der

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