Wolfsmondnacht (German Edition)
Jeanne, Céleste und sich und stellte sie vor ihnen auf die Theke.
»Sieht so aus.«
Jeanne beugte sich vor zu Rían. »Erzählst du mir was, Onkel Rían?«
»Gerne, Kleines. Was denn für eine?«
»Etwas Gruseliges.«
»Kannst du denn danach einschlafen?«
Jeanne nickte eifrig. »Aber gewiss.«
»Dann erzähle ich dir von den Dearg-Due .« Rían goss sich Nachbier in seinen Becher.
Jeanne verzog ihre Lippen. »Das hast du mir doch schon erzählt, als ich mit der alten Marie da war.«
Rían kratzte sich am Bart. »Ich werde alt und vergesslich.«
»Was sind Dearg-Due ?«, fragte Céleste.
»Bluttrinkende Geister, die sich nachts aus den Gräbern erheben.«
Céleste schüttelte den Kopf. »Wer glaubt denn an so was?«
»In Schottland gibt es etwas ähnliches, die Baobhan-Sith , blonde Weiber in grünen Gewändern, die nachts Wanderer überfallen. Doch du musst keine Angst haben, Céleste, sie vergreifen sich ausschließlich an Männern.«
Jean-François starrte nachdenklich auf die Theke. Erinnerungen stiegen in ihm hoch an ein blondes Weib mit einer Vorliebe für grüne Gewänder.
»Ich würde auch gerne von einem grün gewandeten Weib überfallen werden. Non , noch besser, es wäre nackt.«
»Jean-François!« Sie wandte sich an Rían. »Das sind wirklich keine Geschichten für Kinder!«
»Man kann die Kinder nicht vor allem behüten. Im Gegenteil richtet man damit mehr Schaden als Nutzen an.« Rían trank von seinem Becher. »Ich werde dir von Satan erzählen.«
Céleste sah ihn verärgert an. »Jetzt geht es wirklich zu weit!«
»Ihr wollt doch sicher wissen, warum wir in meiner Heimat nach dem Michaelstag keine Brombeeren mehr pflücken.«
»Satan,« sagte Jean-François, »ja, erzähle uns von Satan.« Er dachte noch immer an Pamina. Des Satans Brombeeren waren ihm gleichgültig.
»Eigentlich ist Satan nicht aus dem Himmel gefallen, sondern wurde wegen seines Hochmuts hinausgeworfen. Er fiel hinab zur Erde und dann durch die Erde hindurch. Auf seinem Weg blieb er in einen Brombeerbusch hängen, der ihn zerkratzte und daran hinderte, in den Himmel zurückzukehren. Satan spie auf den Busch und verfluchte ihn. Jedes Jahr am Michaelstag wiederholt er diese Prozedur, sodass die Früchte nach diesem Tag ungenießbar werden.«
»Ich mochte Brombeeren noch nie besonders gerne. Ihr Saft gibt Flecken in der Kleidung und an den Dornen bleibt man hängen«, sagte Céleste.
Jeanne lachte. »Aber ich mag Brombeeren. Warum wurde Satan verbannt?«
»Weil er sich weder Gott unterwerfen noch vor den Menschen niederknien wollte. Zu stolz war er dafür, denn er war früher als die Menschen aus Feuer erschaffen, während diese aus Erde geformt worden waren. Gott gab ihm einen eigenen Willen, so wie den Menschen auch.«
»Dann war Satan prädestiniert dafür, von Gott verstoßen zu werden oder aber wider seine eigene Natur zu handeln, was nur zu Schmerz führt,« sagte Jean-François.
Rían hob eine buschige Augenbraue. Er sah Jean-François ernst an. »Deine Ansichten sind ketzerisch.«
»Warum verstößt er seine Kreaturen, nur weil sie ihrer Natur gemäß handeln, so wie er sie erschaffen hat? Er glaubt doch selbst nicht an seine eigene Schöpfung. Wie will sie an ihn glauben?«
»Jean-François meint das nicht so.« Céleste warf Jean-François einen warnenden Blick zu.
»Doch das …«
Rían jedoch legte Jean-François eine Hand auf den Arm. »Glaube, was du willst, doch rede mit niemandem darüber, sonst landest du schneller auf dem Scheiterhaufen, als du furzen kannst.«
Céleste erhob sich von ihrem Stuhl. »Es ist schon spät. Ich glaube, wir gehen jetzt besser.«
Rían goss sich noch ein Nachbier an. »Keine Eile, mein Mädchen. Es dauert noch ein Weilchen, bis die ersten Gäste eintrudeln. Trinkt in Ruhe aus.«
Sie taten wie geheißen, doch Konversation kam nicht mehr auf.
Jeanne trat zu Rían und hauchte ihm Küsse auf die Wangen. »Bis bald, Onkel Rían. Ich muss jetzt zu Bett gehen, doch bestimmt kommen wir bald wieder.«
Rían strich ihr übers Haar. »Bestimmt. Schlafe gut, Kleine.« Lächelnd blickte er sie an.
Sie verabschiedeten sich und gingen hinaus.
Céleste ergriff Jean-François’ Ärmel. »Du solltest in Dôle aufpassen, was du sagst.«
»Gewiss doch. Aber wem sollte ich vertrauen, außer Rían und dir?«
Sie schüttelte den Kopf. »Eines Tages wird es ein schlimmes Ende mit dir nehmen.«
»Das hat es bereits, Céleste. Das hat es bereits.«
Céleste hakte sich zu
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