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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Sullivan nicht gesagt?“
    „Ich wusste es nicht, bis du mich aufgeklärt hast, dass der nette Mann und der tote Mann ein und dieselbe Person sind.“
    Oh . Er hatte recht.
    „Wie kannst du mich für einen Mörder halten, nachdem wir uns so nahegekommen sind, wie es für zwei Menschen nur möglich ist?“, fragte er leise.
    „Wir hatten Sex, John. Wir sind uns nicht nahegekommen.“
    „Und das werden wir auch nie.“
    Die Qual in seiner Stimme traf mich wie ein Fausthieb. Trotz seiner Düsterkeit, seiner Schweigsamkeit, seiner Rätselhaftigkeit umgab ihn eine Aura der Sehnsucht, die mich ansprach. Benutzte ich ihn, um die Leere in mir zu füllen, die Katie hinterlassen hatte? Sie hatte mich gebraucht; ich hatte versagt. Hoffte ich nun unterbewusst darauf, meinen Fehler durch Rodolfo wiedergutmachen zu können? Ich wusste es nicht.
    Was ich hingegen wusste, war, dass seine Sehnsucht nach mir und der Gefallen, den ich daran fand, eine überaus gefährliche Kombination darstellten.
    „Ich kapier einfach nicht, wie du etwas anderes erwarten kannst als ein gelegentliches nächtliches Stelldichein“, meinte ich schnippisch, „solange du bei jeder sich bietenden Gelegenheit lügst.“
    Er rieb seine Wange an meinem Haar, hauchte einen Kuss auf meine Schläfe und drückte mich dabei so fest, dass ich am nächsten Tag bestimmt ein paar blaue Flecken haben würde. „Und du tust das nicht?“, wisperte er.
    Ich versteifte mich. „Ich?“
    „Du behauptest, dass du nach deiner Schwester suchst.“
    Ich wollte von ihm abrücken, aber er ließ mich nicht los. „Das tue ich auch.“
    „Du hast dabei nicht erwähnt, dass du eine Privatdetektivin bist.“
    „Hast du mich etwa ausspioniert?“ Ich weiß nicht, warum mich das ärgerte. Sullivan hatte das Gleiche getan, und ich hatte es kaum zur Kenntnis genommen.
    „Ich bin vielleicht nicht so schlau, wie ich mir einbilde, gleichzeitig bin ich aber auch nicht so dumm, wie ich aussehe. Dachtest du wirklich, ich würde dich hier arbeiten und wohnen lassen, ohne mich vorher zu vergewissern, dass du keine extrem attraktive ausgebrochene Irre bist?“
    „Hast du etwa einen …“ Ich brach ab, bevor mir das Wort „Augenschaden“ herausrutschen konnte. Stattdessen murmelte ich: „Ich bin nicht attraktiv“, als mir zu meinem Entsetzen klar wurde, dass ich exakt das plötzlich sein wollte.
    „Schön ist der, der Schönes tut.“ Ich wusste nicht, ob ich das als Beleidigung oder als Kompliment auffassen sollte. Zu lügen war nicht besonders schön.
    „Du hast sie nicht alle.“
    Rodolfo grinste. „Hey, ich habe nie behauptet, dass ich kein ausgebrochener Irrer bin.“

 
    14
    Seine Umarmung wurde sanfter, während er mit den Daumen über die Innenseiten meiner Arme rieb, bis ich erschauderte. Was war nur an diesem Mann, das mich dazu brachte, mich völlig gegen meine Natur zu verhalten und Dinge zu tun, von denen ich wusste, dass sie eine schlechte Idee waren, ohne mich dazu durchringen zu können, sie zu unterlassen?
    Es konnte nicht nur an seinem Gesicht, seinem Körper, an dieser Stimme liegen – die geschmeidig von fremdsprachigen Koseworten zu gutturalen angelsächsischen Flüchen wechselte, in der hier und da ein Akzent mitklang, der wieder verschwand und nie ausgeprägt genug war, um mich erkennen zu lassen, was für einer oder ob es überhaupt einer war.
    Der Sex konnte auch nicht der Grund sein – auch wenn er spektakulär gewesen war –, denn ich war schon von Rodolfo fasziniert gewesen, lange bevor er mich zum ersten Mal berührt hatte.
    Ich war keine Frau, die sich auf den ersten Blick verliebte – ebenso wenig war ich der Typ, der diese Sache für Liebe halten würde. Dafür war ich zu praktisch veranlagt.
    Nein, es steckte etwas dahinter, das mich zugleich ängstigte und erregte, etwas, das ich nicht aufgeben konnte. Zumindest noch nicht.
    Er wölbte die Handflächen um meine Hüften. Seine pulsierende Erektion drängte gegen meinen Bauch, und ich schmiegte mich an ihn.
    Stöhnend wich er zurück, und als ich ihm folgen wollte, streckte er die Hand aus, um mich zu bremsen. „Wir können nicht …“
    „Doch, können wir. Haben wir bereits. Werden wir wieder.“
    „Anne, ich …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich bin bei so was nicht gut.“
    „Da bin ich ganz anderer Meinung. Ich finde dich nämlich sehr gut.“
    Die meisten Männer hätten sich geschmeichelt gefühlt. Allerdings würden die meisten Männer auch nicht vor einer Frau zurückweichen,

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