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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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nicht, dass ich Ihnen sagen muss, wo ich gewesen bin.“
    Sogar ich fand, dass das schuldig klang.
    „Es gab Vermisstenfälle …“, begann ich.
    Rodolfos verspiegelter Blick schweifte in meine Richtung. „Was weißt du darüber?“
    Sullivan und ich tauschten einen Blick.
    Ups .
    „Anne war gerade bei der Arbeit, als ich herkam, um Nachforschungen wegen eines Mannes anzustellen und sein Foto herumzuzeigen.“
    „Und?“
    „Sie erkannte ihn nicht. Genau wie Ihr Kollege.“
    „Ich wäre Ihnen gern behilflich, Detective, nur bin ich bei Fotos keine große Hilfe.“
    „Sein Name war Harvey Klingman.“
    „War?“
    Sullivan seufzte ungeduldig. „Man fand ihn im Lake Portchartrain.“
    „Menschen ertrinken, Detective. Ich verstehe nicht, warum das Morddezernat mit dem Fall befasst ist.“
    „Weil dieser Mann nicht ertrunken ist. Da gibt es nämlich dieses winzige Detail, dass er in Brand gesteckt wurde, bevor er im See landete.“
    Rodolfo war gut. Hätte ich ihn nicht genau beobachtet, wäre mir die kaum merkliche Emotion entgangen, die über sein Gesicht flackerte. Ich war mir nicht sicher, wie ich sie deuten sollte. Nervosität? Schock? Schuldbewusstsein? Was auch immer es war, ich glaubte nicht, dass Sullivan es bemerkte.
    „In Brand gesteckt“, sinnierte Rodolfo. „Das erscheint mir ein bisschen krass.“
    „Nicht, wenn man versucht, etwas zu verbergen.“
    „Ich bin ein offenes Buch, Detective.“
    „Sicher, Sie sind ein regelrechter Quell an brauchbaren Informationen“, brummte Sullivan.
    „Wenn ich etwas Brauchbares wüsste, würde ich es Ihnen sagen.“
    „Sie kannten Harvey also nicht?“
    „Nein.“
    Hey, das war eine glatte Lüge. Oder etwa nicht?
    Ich hatte sie zwar zusammen gesehen, aber woher wollte ich wissen, ob Harvey nicht einen falschen Namen oder vielleicht auch gar keinen angegeben hatte? Möglicherweise hatte er lediglich einem blinden Mann die Straße entlanggeholfen oder John gesagt, wie sehr er dessen Musik bewunderte, bevor sie sich ein paar Blocks weiter getrennt hatten und Harvey schnurstracks seinem schrecklichen und vorzeitigen Ende begegnet war.
    Sullivan unter diesen Umständen zu erzählen, dass Rodolfo sich in der Gesellschaft eines später ermordeten Mannes befunden hatte, würde für meinen Boss ein sicheres Ticket ins Kittchen bedeuten. Das wollte ich nicht.
    Stattdessen würde ich an meinem Entschluss festhalten, Rodolfo als unschuldig anzusehen, solange seine Schuld nicht bewiesen war. Ich wollte zuerst unter vier Augen mit ihm über Harvey Klingman sprechen.
    Es würde später noch Zeit genug sein, Sullivan davon zu erzählen, falls es denn etwas zu erzählen gab.
    „Es gibt mehrere Zeugen, die Klingman in der Nacht vor seinem Verschwinden im Rising Moon gesehen haben wollen“, fuhr Sullivan fort.
    „Dasselbe Lied, andere Strophe, Detective, und genau wie bei den früheren Fällen, den früheren Vermissten, habe ich auch ihn nicht gesehen.“
    „Sie sehen nie jemanden. Was verflucht praktisch ist, wenn Sie mich fragen.“
    Ich war fassungslos über seine Grobheit. Sullivan warf mir einen finsteren Blick zu; Rodolfo lächelte nur.
    „Wenn Sie das für praktisch halten“, erwiderte Rodolfo und schnippte mit den Fingern gegen seine Sonnenbrille, „sind Sie nicht so intelligent, wie ich vermutet hatte, Conner.“
    „Und Sie sind nicht halb so klug, wie Sie glauben, John . Da ist etwas an Ihnen, das mir keine Ruhe lässt, aber ich werde schon noch herausbekommen, was es ist.“ Mit einem Nicken in meine Richtung verließ Sullivan die Bar. Die anderen Polizisten folgten seinem Beispiel.
    Ich wartete, bis die Tür hinter ihnen zugefallen war, bevor ich sprach. „Ich habe dich mit ihm gesehen.“
    Rodolfo machte sich gar nicht erst die Mühe, so zu tun, als wüsste er nicht, wen ich damit meinte. Mit ein paar wenigen Schritten war er bei mir, schloss die Hände um meine Unterarme und zog mich auf die Zehenspitzen hoch. „Du glaubst, ich bin ein Mörder, chica ?“
    Eigentlich wollte ich Nein sagen, aber was stattdessen aus meinem Mund kam, war: „Bist du einer?“
    Der Druck seiner Finger wurde beinahe schmerzhaft fest, dennoch weigerte ich mich wegzusehen, auch wenn ich seinem verborgenen Blick nichts entnehmen konnte. „Ich kenne keinen Harvey. Ich traf an jenem Morgen einen Mann, der gerade das Rising Moon verließ, und wir gingen ein Stück zusammen. Er war nett. Ich genoss unsere Unterhaltung. Ich nehme an, dass er es war.“
    „Warum hast du das

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