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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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noch andere?“ Meine Stimme klang zu laut und zu schrill.
    „Davon bin ich überzeugt“, erwiderte Devon ruhig. „Sie müssen sich in Acht nehmen, Anne. Dieser Mann könnte gefährlich sein. Er könnte tödlich sein.“
    „Er hätte mich schon hundertmal töten können, hat es aber nicht getan.“
    Ich hatte John selbst verdächtigt, ein Werwolf zu sein, und aus diesem Grund das Hufeisen gekauft.
    „Ich habe ihn zwar nicht mit Silber berührt, aber ich ließ ihn unter Eisen durchgehen.“ Auf Murphys verständnislose Miene hin erläuterte ich: „Mit dieser Methode soll man einen Werwolf enttarnen können.“
    „Und?“
    „Nichts.“
    „Das bedeutet nicht, dass er keiner ist.“
    „Vielleicht nicht. Aber Sullivan war …“ Die Erinnerung ließ mich erschaudern. „Besessen. Sogar in Menschengestalt war er nicht richtig. John ist nicht so.“
    „Wie ist er dann?“
    „Traurig. Liebevoll. Von Schuldgefühlen geplagt.“
    Etwas bewegte sich im hinteren Teil des Lieferwagens, und wir drehten uns beide blitzschnell nach dem Geräusch um. Ich erwartete, dass Sullivan wach und geifernd am Gitter lauern würde, aber das tat er nicht. Trotzdem sprang ich hastig aus dem Wagen. „Danke fürs Mitnehmen und für Ihre Hilfe.“
    „Gern geschehen.“ Devon fasste unter den Sitz und brachte eine Pistole zum Vorschein. „Hier.“
    Ich nahm die Waffe ohne Widerspruch an mich. Schließlich war ich keine Idiotin.
    „Können Sie damit umgehen?“, fragte er.
    Mein Blick reichte ihm als Antwort.
    „In Ordnung. Sie ist mit Silber geladen. Sollte bei allem anschlagen, das atmet und sogar bei einigen Geschöpfen, die es nicht tun.“
    „Spitze.“
    „Anne?“ Ich sah zu ihm hoch. „Versprechen Sie mir, sie zu benutzen, falls Sie sich bedroht fühlen. Es schleichen Kreaturen durch die Nacht …“ Ein düsterer Ausdruck huschte über sein attraktives Gesicht. „… die mir Angst machen.“
    Nach meiner letzten Begegnung mit Sullivan musste er das nicht weiter ausführen.
    „Versprochen.“ Ich schlug die Tür zu, schob die Pistole in den Bund meiner Shorts, zog Murphys extragroßes T-Shirt darüber und ging nach drinnen.

 
    29
    Die Band war nicht besonders gut, was womöglich die wenigen Gäste erklärte. Es konnte aber auch daran liegen, dass am Fetten Dienstag die Bourbon Street der Ort war, an dem man sein musste.
    King bemerkte mich im selben Moment, als ich eintrat. Sein finsterer Blick verriet mir, dass ich schon vermisst worden war. Er ging zwar nicht so weit, mir den Mittelfinger zu zeigen, trotzdem verstand ich seine scharfe Handbewegung als Aufforderung, sofort zu ihm zu kommen.
    „Wo zur Hölle hast du gesteckt?“
    „I-Ich dachte, ich hätte Katie gesehen.“ Die Wahrheit entschlüpfte meinen Lippen, und mir stiegen die Tränen in die Augen.
    Seine Wut verrauchte sofort. „Hey.“ King legte seine große, schwere Hand auf meine. „Atme tief durch.“
    Ich holte mächtig tief Luft und stieß sie wieder aus. Wegen allem, was in dieser Nacht geschehen war, hatte ich den eigentlichen Auslöser für meine verrückte Verfolgungsjagd vollkommen aus dem Kopf verdrängt. War die maskierte Frau wirklich Katie gewesen?
    Ich glaubte nicht daran und hätte deswegen am liebsten richtig losgeheult.
    „Geh nach oben.“ King machte sich daran, seinen blitzsauberen Tresen abzuwischen. „Wir kommen hier schon klar.“
    „Ganz sicher? Ich kann für jemand anders einspringen.“
    „Das brauchst du nicht. Die wollen so viel Kohle wie möglich verdienen, bevor sie heimfahren. Abgesehen davon hat Johnny nach dir gesucht. Ich glaube, er ist hinten.“
    Ich dankte King mit einem erschöpften Lächeln und steuerte das Büro an. Nachdem ich das Licht eingeschaltet hatte, genügte mir ein Blick, um zu erkennen, dass das Zimmer leer war, also stieg ich die Treppe hoch – erst ein Stockwerk, dann noch eins.
    John war auch nicht in seinem Dachzimmer. Bestimmt war er des Wartens müde geworden und heimgegangen.
    Enttäuschung durchströmte mich. Vielleicht sollte ich mich umziehen und ihm folgen.
    Ich sperrte meine Zimmertür auf, machte das Licht an, zog Murphys Pistole aus meinem Hosenbund, verstaute sie in der Nachttischschublade und legte meine Gürteltasche obenauf.
    Als ich mich umdrehte, entfuhr mir ein Keuchen. Rodolfo stand mit einem Fuß im Zimmer. „Wo kommst du denn her?“
    Anstatt zu antworten, machte er die Tür zu und schloss sie ab.
    „John“, setzte ich an, als er mit seinem zielsicheren Orientierungsinn auf

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