Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten
und ungebührlichen Benehmens festnahm, erhöhte meinen Beliebtheitsgrad bei ihm nicht gerade.
„Oh ja“, versicherte ich. „Und er ist ein wahrer Freund der Indianer.“
„Miststück“, spie der Kerl mir entgegen.
Ians Faust traf Jarvis am Kinn. Er ging wie ein Sack Mehl zu Boden. Die Leute begannen zu raunen und von einem Fuß auf den anderen zu treten. Unter ihnen erkannte ich noch eine Menge weiterer Fans brennender Kreuze. Die Sache hier konnte schnell hässlich werden.
„Cal“, sagte ich.
„Ich weiß.“ Mein Hilfssheriff stellte sich vor mich. „Ihr beruhigt euch jetzt.“ Er legte die Hand an seine Schusswaffe, und das Geraune verebbte. Ich hätte das selbst geschafft, aber das hätte diese Typen nur noch aggressiver gemacht. Sie waren kaum fähig gewesen, sich mit einem indianischen Sheriff abzufinden; nun, da der indianische Sheriff zudem eine Frau war, konnte ich von Glück reden, wenn ihnen nicht der Schaum vor den Mund trat, wann immer sie mich sahen.Ich wandte mich Jarvis zu, der den Kopf schüttelte, als wäre er mehrere Male unter Wasser getaucht worden.
Ich bedachte Ian mit einem erschöpften Blick. „Das war unnötig.“
„Ganz im Gegenteil, es war absolut nötig.“
„Ich werde dich und deinen hässlichen Arsch verklagen.“ Jarvis versuchte aufzustehen, landete jedoch wuchtig auf seinem hässlichen Arsch.
Ian bewegte sich so schnell, dass ich nicht die Chance bekam, ihn zu stoppen. Cal spannte sich an, bereit, im Ernstfall dazwischenzugehen. Aber Ian tat nichts weiter, als sich nach unten zu beugen und Jarvis etwas zuzuraunen.
Der Mann wurde kreidebleich, während er Ian wie hypnotisiert anstarrte. Plötzlich schlug er die Hände vors Gesicht und kreischte: „Seine Augen! Seine Augen!“
Ian richtete sich auf und schlenderte mit einer Seelenruhe zu uns zurück, dass ich fast erwartete, ihn vor sich hinpfeifen zu hören.
„Was hast du getan?“, fragte ich, aber ich wusste es schon, noch ehe er mir zuzwinkerte.
Die Leute fingen wieder an zu tuscheln, nur dass sie dabei Jarvis anglotzten, als wäre er vollkommen übergeschnappt. Cal tat das Gleiche. „Hast du etwa schon getrunken, Jarvis? Du solltest besser ins Bett gehen.“
„Verzieht euch jetzt“, befahl er den anderen. „Wir kümmern uns um die Sache.“
Obwohl sie mürrisch grummelten, zerstreuten sie sich; ein Teil zog sich zu den Wohnwagen zurück, die in einer bis in den Wald reichenden Zickzack-Reihe parkten, andere steuerten ihre Pick-ups an.
Cal wandte sich wieder an mich. „Du sagst, du warst jede Minute mit ihm zusammen? Du hast die ganze Nacht nicht geschlafen?“
„Natürlich habe ich das. Aber Jordan saß an der Rezeption. Ich bin sicher, sie hätte es bemerkt, wenn Ian heimlich davongeschlichen wäre.“
„Es gibt noch einen Hinterausgang.“
Ich presste die Lippen zusammen. Obwohl Cal in Krisensituationen meist eine große Hilfe war, ging er mir momentan entsetzlich auf die Nerven. „Ich habe Katrine letzte Nacht vor Ians Praxis herumlungern sehen. Wir fuhren an ihr vorbei und direkt weiter zum Fosters. Sie könnte überall hingegangen sein. Wahrscheinlich ist sie bei irgendwem untergekrochen.“ Ich dachte darüber nach.
Sie konnte bei jedem sein, aber es schien mir nicht ratsam, das laut auszusprechen, solange wir nicht wussten, was passiert war. Die Sache konnte übel enden, und dann wollte ich nicht schlecht von einer Toten gesprochen haben.
Trotzdem bezweifelte ich, dass Katrine der Rabenspötterin zum Opfer gefallen war. Die Hexe neigte dazu, die Menschen in ihren eigenen Betten zu überraschen – was nicht zwangsläufig hieß, dass sie sich immer daran hielt. Trotzdem, wenn Katrine von der Cherokee-Hexe ermordet worden wäre, wäre es das erste Mal, dass wir keine Leiche fanden, und soweit wir wussten, auch das erste Mal, dass die Rabenspötterin so oft in einer einzigen Nacht zugeschlagen hätte. In dem Fall müsste ich darauf schließen, dass ihre Mordlust eindeutig eskalierte.
„Fangt an, nach ihr zu suchen“, befahl ich. „Bestimmt taucht Katrine wieder auf.“
Ich konnte nur hoffen, dass sie das lebendig tun würde.
„Ich habe auch Katrine eine Bussardfeder gegeben“, informierte Ian mich.
„Wann?“
„Als ich ihr den Tiegel mit dem Vitaminpräparat gab. Ich schenke jedem eine, der in meine Praxis kommt.“ Er zuckte mit den Achseln. „Ich dachte, es könnte nicht schaden.“
„Nur hat es auch nicht geholfen. Was glaubst du, wo sie steckt?“
„Wie du schon
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