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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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“ Er unterbrach sich, schüttelte den Kopf, sprach nicht zu Ende.
    Ich fragte mich, wie lange sie schon tot war. Wie sie gestorben war. Ob er je über sie hinwegkommen würde.
    Gott, war ich eine Idiotin. Dabei mochte ich den Mann noch nicht mal. Er hatte mich ein einziges Mal geküsst – besser zwar, als ich je zuvor geküsst worden war – , und schon verzehrte ich mich nach ihm wie ein liebeskranker Teenager.
    Ich wusste, was es hieß, ein liebeskranker Teenager zu sein. Taten wir das nicht alle? Ich wollte nie wieder dorthin zurück.
    „Hier.“ Ohne den Blick vom Fenster abzuwenden, schraubte er den Tiegel wieder zu und hielt ihn mir entgegen. „Benutze sie, wann immer der Schmerz zurückkehrt.“
    Im Moment fühlte sich mein Gesicht gut an – beinahe, als hätte ich überhaupt nie eins auf die Nase bekommen. Mit einem Achselzucken nahm ich das Behältnis an.
    „Was ist das für ein Zeug?“
    „Klapperschlangenöl.“
    Ich wartete darauf, dass er lachte, doch das tat er nicht.
    „Ist das dein Ernst?“
    Er drehte sich zu mir um, das Gesicht blass, die Pupillen so weit, dass seine Augen schwarz wirkten; sein Mund war von feinen Fältchen umklammert. Heimlich korrigierte ich sein Alter von Ende zwanzig auf Mitte dreißig, was in Anbetracht seiner medizinischen Ausbildung auch mehr Sinn ergab. Falls sie der Wahrheit entsprach.
    „Klapperschlangenöl ist ein altbekanntes Heilmittel gegen Rheuma und Arthritis“, erklärte er. „Es hilft auch bei Blutergüssen, sofern man die richtigen Worte dabei ausspricht.“
    Skeptisch zog ich die Brauen hoch.
    „Weißt du irgendetwas über die Medizin der Cherokee?“, hakte er nach.
    „Ich dachte, wir hätten inzwischen geklärt, dass ich Polizistin bin und keine Medizinfrau.“
    „Du irrst dich.“
    Das brachte mich wieder in Rage. Warum hatte er nur diese Wirkung auf mich? Vielleicht, weil er mir ständig sagte, was ich war und wer ich sein sollte.
    „Meinst du etwa, ich trage dieses vorteilhafte Outfit, weil es meinem Hintern schmeichelt?“ Ich deutete auf die hässliche, braune Uniform, die sich an den Brüsten ausbeulte und am Gesäß durchsackte. Ich hatte keine schlechte Figur, nur würde man das nie ahnen, wenn man mich in diesem Lumpensack sah, was vermutlich der Zweck des Ganzen war.
    „Du magst Polizistin sein“, fuhr er fort, „aber gleichzeitig bist du eine Medizinfrau. Selbst wenn du nicht kundig bist. Es war dir von Geburt an vorbestimmt zu sein, wer du bist, und zwar die Urenkelin von Rose Scott.“
    Ich widerstand dem Bedürfnis, ein weiteres Mal die Augen zu verdrehen. „Ich bin der Sheriff von Lake Bluff. Diese Rolle war mir vorbestimmt.“
    In Wahrheit hatte mein Vater erwartet, dass einer der Jungs seinen Posten übernehmen würde, aber sie alle hatten, kaum dass sie achtzehn wurden, der Stadt den Rücken gekehrt. Nur die gute alte Grace, die sich ihr gesamtes Leben nach ein wenig Aufmerksamkeit seitens ihres Vaters verzehrt hatte, war geblieben, um nach seinem Tod in seine Fußstapfen zu treten.
    Es machte mir nichts aus. Ich mochte meine Arbeit; ich war gut darin. Abgesehen davon gab es heutzutage nicht mehr viel Bedarf an Medizinfrauen.
    „Eines Tages wirst du deine Fähigkeiten entdecken.“ Er neigte den Kopf zur Seite, sodass das Sonnenlicht auf das Weiße seiner Adlerfeder fiel und es zum Leuchten brachte. „Eines sehr baldigen Tages, denke ich.“
    Ich erinnerte mich, wie vergangene Nacht die Feder den dünnen Mondstrahl reflektiert hatte. „Was hattest du eigentlich während eines Gewittersturms im Wald zu suchen?“
    „Ist das etwa ein Verbrechen?“
    „Nicht, solange es mir untersagt ist, Menschen wegen Dummheit festzunehmen; und so gern ich das auch täte, tendieren die meisten Anwälte leider dazu, dergleichen zu missbilligen.“
    „Anwälte tendieren dazu, alles zu missbilligen. Im Hinblick auf deinen Unfall war meine Dummheit im Übrigen dein Glück.“
    „Ich wäre auch so klargekommen. Warum bist du so plötzlich verschwunden?“
    „Es gab ein paar Dinge, um die ich mich kümmern musste.“
    „Nämlich.“
    „Einfach nur Dinge.“
    Bevor ich ihn darauf hinweisen konnte, wie wenig informativ das war, vibrierte mein Handy. Ich warf einen Blick auf das Display und seufzte. „Entschuldige mich.“ Ich klappte es auf. „Was ist los, Cal?“
    „Geht es dir gut?“
    „Fantastisch. Komm zum Punkt.“
    „Hört sich an, als wärst du wieder ganz die Alte. Ist deine Nase gebrochen?“
    „Keine Ahnung.“
    „Grace

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