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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ihre strahlend blauen Augen auf mich und runzelte die Stirn. „Nein. Er war gar nicht an.“
    „Sie haben letzte Nacht etwas gehört?“
    Die Furchen vertieften sich. „Ja, ein furchtbares Kreischen. Als würde direkt vor meinem Haus etwas sterben. Ich musste mir die Ohren zuhalten, so grauenvoll war es.“
    Bling!
    Wäre ich eine Zeichentrickfigur gewesen, hätte jetzt eine Glühbirne über meinem Kopf aufgeleuchtet. Der Funkenregen, das grässliche Geräusch, das Feuer, das keines war.
    „Um welche Uhrzeit war das?“
    „Ich bin mir nicht sicher. Der Strom war ausgefallen.“
    Was Ms Garsdales ausgeschalteten Fernseher erklären könnte.
    „Vermutlich gegen drei Uhr morgens“, schätzte Ms Champion.
    Was viel später war als der Zeitpunkt, zu dem ich das Geräusch gehört hatte, aber wer konnte schon wissen, ob Ms Champion überhaupt noch in der Lage war zu sagen, welchen Wochentag wir hatten, geschweige denn wie spät es war, als sie inmitten eines Unwetters und ohne eine Uhr einen Schrei hörte?
    „Sie hatten nicht den Eindruck, dass das Kreischen aus Ms Garsdales Haus kam?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Marion wurde niemals laut.“
    Ich wollte sie nicht darauf hinweisen, dass dies bei einem tätlichen Übergriff möglicherweise doch der Fall gewesen sein könnte. Wozu die arme Frau noch mehr aufregen?
    „Sie fanden die Haustür verschlossen vor?“
    „Selbstverständlich.“ Mit einem Ausdruck der Besorgnis straffte sie die Schultern. „Nicht, dass es in Lake Bluff nicht sicher wäre, Grace. Ich meinte, Sheriff.“
    Ich winkte ab. Ms Champion war schon hier gewesen, lange bevor ich Windeln, geschweige denn eine Sheriff-Uniform getragen hatte.
    „Okay, danke.“ Ich stand auf und reichte ihr die Hand, und sie nahm sie. Doch anstatt sie zu schütteln, legte sie ihre beiden Hände um meine Rechte. Ihre Haut war dünn wie Pergament, samtweich und von blauen Venen überzogen.
    „Ich komme schon zurecht“, versicherte sie. „Ich hatte mich damit abgefunden, sie bald zu verlieren.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Als sie die Diagnose bekam, war ich sehr bestürzt, aber ich hatte ausreichend Zeit, meinen Frieden damit zu machen.“
    „Ich verstehe noch immer nicht.“
    „Marion litt an hydropischer Herzdekompensation. Die Ärzte gaben ihr nicht mehr lange, obwohl sie sich so tapfer hielt … “ Sie breitete die Hände aus. „Ich bin froh, dass sie in ihrem eigenen Haus und relativ friedvoll aus dem Leben geschieden ist.“
    So viel zu meiner Theorie, dass das Kreischen mit irgendeinem nicht identifizierbaren Monster zusammenhing, das kleine, alte Damen meuchelte.
    Ich kehrte zu Ms Garsdales Haus zurück. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, sah ich mich im Garten um, konnte jedoch keine einzige Spur entdecken. Kein Wunder, nach einem solchen Wolkenbruch.
    Anschließend überprüfte ich die Fenster – verriegelt, kein Hinweis auf gewaltsames Eindringen – sowie die Türen. Abgesehen davon, dass Ms Garsdale tot war, gab es weder innerhalb noch außerhalb des Hauses irgendwelche Auffälligkeiten.
    Ich sollte froh sein, dass sie offenbar ohne fremdes Zutun gestorben war, gleichzeitig nagte ein komisches Gefühl an mir, und ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass meine komischen Gefühle oft böse Vorahnungen waren.

7
    Zurück in Ms Garsdales Haus stieß ich auf Ian Walker, der sich im Beisein der blutjungen Sanitäter über den Leichnam beugte.
    „Was tust du hier?“, herrschte ich ihn an, obwohl sein Stethoskop die Frage ausreichend beantwortete.
    „Ich führe die Leichenschau durch“, antwortete er. „Anschließend kann sie direkt ins Beerdigungsinstitut überführt werden, anstatt einen Umweg über das Krankenhaus zu machen.“
    Ich warf den Jungen einen finsteren Blick zu. „Was hatte ich euch gesagt?“
    „Aber er ist Arzt“, rechtfertigte sich der Blonde.
    „Und ich bin der Sheriff. Ich habe hier das Sagen.“ Ich schaute wieder zu Walker, aber er war noch immer mit Ms Garsdale beschäftigt. „Außerdem muss sich erst noch zeigen, ob er tatsächlich Arzt ist.“
    Das veranlasste ihn, aufzusehen; doch anstatt verärgert oder gar zornig zu reagieren, wirkte er amüsiert. „Nun, ich bin definitiv Arzt.“
    „Und das soll ich dir einfach glauben?“
    „Ich bin sicher, du hast mich überprüft oder wahlweise einen deiner Untergebenen damit beauftragt. Sollte dir die Information noch nicht vorliegen, wird es nicht mehr lange dauern. Falls ich lüge, wirst du mich verhaften. Da ich

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