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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Westen.“
    „Wo die Seelen nach dem Tod hingehen.“
    „Du weißt ja doch etwas.“
    Ich sah ihn scharf an. „Es besteht kein Anlass, pampig zu werden.“
    „Du darfst das, aber ich darf es nicht?“
    „Endlich fällt bei dir der Groschen. Warum solltest du eine alte, weiße Dame ins Land der Dämmerung schicken?“
    „Du möchtest doch nicht, dass sie hier herumspukt, oder?“
    Ich quittierte das mit einem verächtlichen Schnauben. Walker legte den Kopf schräg, sodass seine Adlerfeder vor und zurück schaukelte. „Du glaubst nicht daran, dass die Toten aus Tsusgina’i zurückkehren können?“
    „Schwer zu sagen, solange ich nicht weiß, was Tsusgina’i ist.“
    „Das Geisterreich.“
    Etwas in meiner Miene musste meine Skepsis verraten haben.
    „Du glaubst nicht an das Jenseits? Keine Hölle unter uns, über uns nur Himmel?“
    „Ah, ein John-Lennon-Fan“, murmelte ich. „ Imagine . Für einen Mann der Naturwissenschaft vertrittst du ein paar eigentümliche Glaubensmeinungen.“
    „Während du für einen Abkömmling von Rose Scott einen eigentümlichen Mangel an Glauben zeigst.“
    „Ich habe nicht behauptet, dass ich nicht an das Jenseits glaube, auch wenn ich keinen Beweis dafür habe.“
    „An etwas zu glauben, für das es keinen Beweis gibt, macht den Glauben ja gerade aus, Sheriff.“
    „Ja, so sagt man.“
    Ich glaubte tatsächlich an Dinge, für die ich keinen Beweis hatte.
    Zum Beispiel an Werwölfe.

8
    Gegen Mittag schaffte ich es dann endlich doch noch zu den Cartwrights. Wie an den meisten Tagen zerrann mir die Zeit zwischen den Fingern.
    Um Noah nicht zu wecken, klopfte ich an die Tür, anstatt zu klingeln. Dann drangen Stimmen aus dem Garten an mein Ohr, woraufhin ich der breiten Veranda hinters Haus folgte, wo Malachi Noah in seiner roten Baby-Plastikschaukel anschubste. Ich blieb eine Weile an der Hausecke stehen und sah ihnen zu.
    Malachi hatte das schwarze Haar, die dunklen Augen und die gebräunte Haut der Zigeuner, von denen er abstammte. Zusammen mit dem irischen Akzent, den er seiner ursprünglichen Heimat verdankte, war er eine unwiderstehliche Kombination aus gutem Aussehen, Charme und Gefahr. Claire hatte nicht den Hauch einer Chance gehabt.
    Er war in die Stadt gekommen, um einen Weg zu suchen, seinem Fluch der Unsterblichkeit ein Ende zu setzen, und hatte ihn durch sie gefunden. Gleichzeitig hatte er die Liebe und eine Familie gefunden.
    Seit letztem Sommer trug Mal seine Haare kürzer, und er hatte seinen Ohrring abgelegt, trotzdem war er noch immer ein Außenseiter in Lake Bluff, auch wenn ihn die Einheimischen Claire zuliebe akzeptierten.
    Mein Blick schweifte zu Noah. Der Junge war erst zwei Monate alt; keine Ahnung, warum ich ihn so fest in mein Herz geschlossen hatte. Vielleicht, weil er zu jung war, um vor mir davonzulaufen.
    Heute bedeckte eine winzige Braves -Baseballkappe sein flammend rotes Haar. Die blauen Augen zusammengekniffen, versuchte er, das Gesicht seines Vaters im Fokus zu behalten.
    „Willst du nicht ein bisschen schlafen, mein Kleiner? Du hast mich ganz schön geschlaucht, dabei ist der Tag noch nicht mal halb vorbei.“
    Das Licht war so grell, dass es mir in den Augen wehtat. Typisch nach einem heftigen nächtlichen Unwetter. Fast schien es, als müsste die Sonne sich selbst beweisen, dass sie stärker war als der Sturm, der Regen und der Mond.
    „Ich kann für dich übernehmen“, schlug ich vor. Beim Klang meiner Stimme strampelte Noah mit den nackten Füßchen und gluckste. Malachi drehte sich noch nicht mal zu mir um. Er war sich meiner Anwesenheit schon in dem Moment bewusst gewesen, als ich die Einfahrt betreten hatte. Wahrscheinlich hatte er noch vor mir gewusst, dass ich zu Besuch kommen würde.
    Nach dem Glauben der Zigeuner besaßen nur Frauen die Gabe, in die Zukunft zu blicken; trotzdem verfügte auch Malachi über ein paar beeindruckende Fähigkeiten. Ihm zufolge waren jene, in deren Adern das reine Blut der Roma floss, von der Magie geküsst.
    Ich hatte nicht nur ein paar seiner Taschenspielertricks gesehen – wie von Zauberhand erscheinende und verschwindende Münzen – , sondern auch sein fast übernatürliches Geschick im Umgang mit Tieren. Außerdem verfügte er laut Claire über eine sehr beeindruckende Weitsicht hinsichtlich zukünftiger Ereignisse.
    Ich ging zu ihnen, um Mals Platz hinter der Schaukel einzunehmen. Noahs Augen folgten mir, und er strampelte noch wilder, während ich näher kam. Sein Vater legte sich der

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