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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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hast du sie geliebt; du hast sie verloren; sie fehlt dir.“
    „Offensichtlich“, murmelte er, bevor er in den Bach tauchte und davonschwamm.
    Ich bot Ian an, meine Dusche zu benutzen, aber er schien es plötzlich sehr eilig zu haben.
    Die Rücklichter seines Wagens verschwanden die Auffahrt hinunter, dann trug der Wind nur noch das Geräusch der Räder heran, als sie auf dem Belag der Straße beschleunigten. Ungeachtet unseres vereinbarten „Dates“ am nächsten Abend fragte ich mich, ob ich ihn je wiedersehen würde.
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich war es gewohnt, den Autorücklichtern eines Mannes hinterherzustarren. Warum also machte es mir dieses Mal so viel mehr aus?
    Weil ich, genau wie er gesagt hatte, etwas fühlte. Eine Verbundenheit. Vielleicht nur unser gemeinsames Erbe und das geteilte Interesse an unserer Vergangenheit, vielleicht mehr. Spielte es eine Rolle? Ich hatte ein erfülltes Leben – einen Job, der mich auf Trab hielt, ein paar Freunde, war Teil einer Gemeinschaft. Ich brauchte Ian Walker nicht mehr, als er mich brauchte.
    Sobald ich im Haus war, überprüfte ich meine Telefone auf Nachrichten.
    Erleichtert, dass keine dabei war, die nicht bis morgen warten konnte, machte ich mich auf den Weg unter die Dusche, als ein Kratzen an der Hintertür meine Aufmerksamkeit erregte.
    Ich spähte aus dem Fenster, sah niemanden, zuckte die Achseln und wandte mich ab.
    Wuff .
    Ich kniff die Augen zusammen, als das Kratzen von Neuem einsetzte.
    Da ich dem, was auch immer da draußen war, nicht splitterfasernackt gegenübertreten wollte, schnappte ich mir eine Jeans und ein Tanktop von dem Haufen frischer Wäsche auf dem Trockner, nahm meine Waffe aus der Ramschschublade, in die ich sie gestopft hatte, lud sie und öffnete vorsichtig die Tür.
    Der Wolf saß auf meiner Veranda.
    Ich spannte den Finger um den Abzug. Das Tier legte unbeeindruckt den Kopf schräg. Da ein Stock einfach durch es hindurchgeglitten war, gab es für mich keinen Zweifel, dass eine Kugel das Gleiche tun würde. Ich nahm den Finger weg.
    „Was willst du?“, fragte ich.
    Der Wolf legte den Kopf in die andere Richtung. Da war etwas an seinen Augen, das mich nervös machte. Sie waren nicht menschlich; sie wirkten weder verrückt noch bösartig, dafür kamen sie mir bekannt vor.
    „Kenne ich dich?“
    Wuff!
    Na toll. Wie war das gleich noch mal? Ein Wuff für ja und zwei für nein oder doch anders herum?
    Der Wolf stand auf, und ich krümmte den Finger wieder um den Abzug. Geisterwolf hin oder her, ich hatte nicht die Absicht, mich ihm ohne Gegenwehr zu ergeben.
    Doch das Tier drehte sich einfach um und trottete die Stufen hinab, bevor es unten stehen blieb und über seine Schulter zu mir zurücksah, so als wartete es auf mich.
    Ich starrte den Wolf reglos an. Bei unserer letzten Begegnung war er einfach durch mich hindurchgesprungen, und jetzt konnte er plötzlich an Türen kratzen? Wie war das möglich?
    Er machte ein paar Schritte zu den Bäumen, dann wartete er wieder. Ich versuchte, sein Lassie-artiges Benehmen zu interpretieren. „Du willst, dass ich dir folge?“
    Wuff .
    Woraus ich schloss, dass ein Wuff ja bedeutete.
    Ian zufolge war der Wolf ein Bote aus der Geisterwelt. Wenn das stimmte, wollte ich seine Botschaft unbedingt bekommen.
    Das Tier scharrte jaulend mit den Pfoten, trottete zum Waldrand und kam den halben Weg wieder zurück.
    „Warum nicht?“ Ich schlüpfte in meine Sandalen, die auf der Veranda standen, schloss die Hintertür und folgte meinem Boten in die Berge.

12
    Der Wolf führte mich durch die hoch aufragenden Fichten, die dicht genug standen, dass das silberne Licht des Mondes kaum ihre Zweige küsste. Ich warf einen Blick zurück, doch die Bäume hatten das weiße Giebeldach meines Hauses bereits verschluckt. Stattdessen sah ich ein paar der Fledermäuse, die sich einfach nicht von meinem Dachboden vertreiben lassen wollten, vor dem Mond kreisen.
    Es hatte sich abgekühlt, trotzdem war es noch immer so stickig, dass ich Mühe hatte zu atmen, besonders nachdem wir uns länger als eine Stunde zügig voranbewegt hatten. Meine Urgroßmutter hatte am Fuß des Berges gelebt und ihrer einfachen Hütte den Vorzug vor der Nähe meines Vaters gegeben, für den sie nie viel übrig gehabt hatte.
    Gemäß Rose waren Männer nur für zweierlei gut: Kinder zu zeugen und die Jagd. Darüber hinaus konnten sie sich zum Teufel scheren. Ich schätze, es war für beide ein Glück, dass mein Urgroßvater früh

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