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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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wiederzusehen. Andererseits hatte ich es seit mehreren Jahren mit keinem mehr aus Lake Bluff versucht. Nicht, dass es den einheimischen Männern je schwergefallen wäre, mich zu verlassen.
    Oder, was das anbelangt, meiner Mutter …
    Als ich nicht antwortete, seufzte er schwer. „Ich bin kein Roboter, Grace. Wenn ich mich jemandem hingebe, tue ich es aus einem Grund.“
    „Sex.“
    „Nein, so bin ich nicht.“
    „Immerhin bist du ein Mann. Erzähl mir nicht, dass du noch nie bedeutungslosen Sex hattest und am nächsten Morgen stiften gegangen bist.“
    „Das habe ich nicht behauptet. Aber das hier war nicht bedeutungslos, und du weißt es.“
    Das tat ich, gleichzeitig hatte ich keine Ahnung, was es war. Bestimmt keine Liebe. Trotzdem mehr als ein frühabendlicher Quickie.
    Neben meiner Hüfte glitt etwas durchs Wasser. Ich vermutete eine Schlange und wich erschrocken zurück, als Ian seine Hand in meine schob. „Warum lassen wir die Dinge nicht auf uns zukommen? Wir haben das Pferd gewissermaßen von hinten aufgezäumt, aber was würdest du zu einem echten Date sagen?“
    Meine Verwirrung muss sich in meiner Miene widergespiegelt haben, denn er fuhr mit einem Lachen in der Stimme – wenn auch nicht in den Augen – fort: „Ich spreche von einem Abendessen, einem Kinobesuch oder vielleicht einem Spaziergang im Mondschein?“
    „Klingt vage vertraut.“
    „Das dachte ich mir. Morgen Abend?“
    Ich nickte. Ich konnte nicht fassen, dass wir hier nackt in meinem Bach standen und darüber sprachen, in ein Restaurant oder ins Kino zu gehen. So viel zum Thema Das-Pferd-von-hinten-Aufzäumen.
    Walker betrachtete die erhabenen Berge, die sich dunkelblau vor dem indigofarbenen Himmel abzeichneten. „Ich würde irgendwann gern auf den Blood Mountain gehen. Warst du schon mal dort?“
    „Klar. Meine Urgroßmutter hat mich früher dorthin mitgenommen.“
    Er senkte den Blick. „Warum?“
    „Es ist wunderschön dort. Wir haben Picknick gemacht.“ Wasserfälle und Trekkingpfade umgaben den Gipfel. Wir hatten am Ufer des Lake Winfield Scott gegessen. Es war eine meiner liebsten Erinnerungen.
    Aber wir waren nicht nur hingegangen, um in der Sonne zu picknicken. Meiner Urgroßmutter zufolge war der Blood Mountain heilig. Unsere Vorfahren hatten ihn verehrt. Auf dem Blood Mountain, dem Berg des Blutes, hatte die kraftvollste aller Magien ihren Ursprung. Meine Urgroßmutter hatte unglaubliche Dinge dort oben vollbracht, von denen ich nie jemandem erzählt hatte.
    „Glaubt man den Geschichtsbüchern, so wurde der Berg nach einer Schlacht zwischen den Cherokee und den Creek so benannt.“
    „Man kann dort bis heute Pfeilspitzen finden“, bestätigte ich. „Obwohl noch immer nicht ganz klar ist, wann genau die Schlacht stattgefunden hat.“
    „Die Cherokee haben gesiegt.“
    „Selbstverständlich.“
    Er lächelte. „Und die Creek gaben ihnen den Blood Mountain. Es ist ein geheiligter Ort.“
    Ein unheimlicher Ort, so viel stand fest. Ich habe mich oft gefragt, ob das Blut, das dort vergossen wurde, die Erde und die Luft an diesem Berg in etwas Außerweltliches verwandelt hat.
    „Für gewöhnlich huldigen die Cherokee den höchsten Gipfeln“, sinnierte Ian, „zum Beispiel dem Brasstown Bald; darum frage ich mich, warum sie ausgerechnet den Blood Mountain so sehr in ihr Herz geschlossen haben.“
    „So seltsam ist das gar nicht“, murmelte ich, mich daran erinnernd, wie das Licht die Flechten und Rhododendren zum Erglühen brachte, bis der Berg die Farbe frischen Blutes hatte.
    „Was hast du gesagt?“
    „Ach, nichts. Es ist eine zauberhafte Landschaft. Mit Dutzenden von Wanderwegen. Wirklich atemberaubend.“
    Ian hob eine Braue. „Wenn du das sagst.“
    Plötzlich kam mir ein beunruhigender Gedanke. „Ich habe mein Handy zu Hause gelassen.“ Die ganze Stadt könnte in Flammen aufgegangen sein, während ich mit dem neuen Doktor gevögelt hatte. Das würde sich bei der nächsten Wahl bestimmt hervorragend machen. „Ich muss gehen.“
    Ian zog an meiner Hand, und ich sah ihn an. „Du hast das Recht auf ein Privatleben, Grace. Das ist eines der Dinge, die ich gelernt habe – wenn auch ein bisschen zu spät für Susan.“
    „Das war ihr Name?“
    Er schien überrascht, ihn laut ausgesprochen zu haben. „Ja. Ich sollte nicht so viel über sie sprechen.“
    „Schon klar. In der Hinsicht bist du eine echte Plaudertasche.“
    „Mir zumindest kommt es so vor.“
    „Es stört mich nicht, Ian. Offensichtlich

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