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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Garsdales Fall waren der Tod festgestellt und die Sanitäter gerufen worden, damit sie den Leichnam auf direktem Weg zum Bestattungsinstitut transportierten. Ich gab der Versuchung nach und rief den Leichenbeschauer an, Dr. William Cavet.
    Grant war außer sich. „Können Sie wirklich eine Autopsie anordnen, Sheriff, ohne mit der Familie Rücksprache zu halten?“
    „Wenn der Verdacht auf Fremdeinwirkung besteht, ja.“
    „Wie kommen Sie darauf? Sie haben die Leiche doch gar nicht gesehen.“
    „Es tut mir leid, aber das darf ich Ihnen nicht sagen“, erwiderte ich mit meiner besten Cop-Stimme.
    „Gewiss.“ Grant deutete eine Verbeugung an und ruderte rasch zurück. „Das ist natürlich Sache der Polizei. Ich werde den Einbalsamierungsraum bereitmachen. Dr. Cavet hat ihn schon bei verschiedenen Gelegenheiten benutzt.“
    Das wusste ich nicht. Wir hatten nicht oft verdächtige Todesfälle in Lake Bluff – jedenfalls bis zum letzten Sommer nicht – , darum teilten wir uns einen Gerichtsmediziner mit der nächstgelegenen Stadt, Bradleyville.
    Allerdings nahm ich an, dass Doc Bill den Raum oft genug benutzt hatte, um sich dort heimisch zu fühlen. Ich bezweifelte, dass mir das je gelingen würde. Nicht, dass ich beim Anblick von Blut in Ohnmacht fallen würde. Ganz und gar nicht. Trotzdem hatte ich mich nie darum gerissen, einer Autopsie beizuwohnen.
    Wie es aussah, blieb mir in diesem Fall kaum eine andere Wahl. Wenn ich wollte, dass sie durchgeführt wurde, musste ich in den sauren Apfel beißen. Zwanzig Minuten später ging die Tür auf, und Doc Bill schlenderte herein.
    Er praktizierte seit über fünfzig Jahren als Arzt – zu Anfang als Allgemeinarzt, bevor er später unser Gerichtsmediziner wurde. Der Mann wusste mehr über den menschlichen Körper als jeder andere, den ich kannte. Er wusste auch mehr über Werwölfe als jeder andere, Malachi eingeschlossen.
    Doc Bill zufolge hatte Adolf Hitler seinem geschätzten Doktor Tod alias Mengele befohlen, ihn mit einer Werwolf-Armee auszurüsten. Doc Bill war dabei gewesen, als diese Armee kurz nach der Landung der Alliierten auf die Menschheit losgelassen wurde. Das Resultat dieses Experiments lief noch immer frei herum und richtete bei jeder sich bietenden Gelegenheit verheerenden Schaden an.
    „Sherif f ?“ Unsere Blicke trafen sich, und er hob seine buschigen, weißen Brauen.
    Ich wusste, was er damit ohne Worte fragte, und schüttelte den Kopf. „Dieses Mal nicht.“
    „Wozu dann die Eile?“
    „Das sollen Sie mir sagen. Bin ich verrückt, oder geht hier etwas Abartiges vor sich?“
    „Könnten Sie etwas spezifischer werden?“
    In knappen Worten informierte ich ihn über den anwachsenden Leichenberg seit dem Donnermond.
    „Keine Wölfe?“
    Nach kurzem Zögern beschloss ich, das mit meiner Urgroßmutter für mich zu behalten.
    „Dieses Mal nicht“, wiederholte ich. „Keine Wunden an den Körpern. Keine sichtbaren Anzeichen von Gewalteinwirkung.“
    „Sie strapazieren meine Geduld, Grace.“
    „Bitte, tun Sie mir den Gefallen.“
    „Sie sind der Sheriff“, kapitulierte er und ging voraus in den Einbalsamierungsraum.
    Es roch dort nach Chemikalien, die ich lieber nicht benennen wollte. Alles war blitzblank sauber, nur wollte mir der Sinn der strengen Hygienevorschriften für die Toten nie so recht einleuchten.
    Grant hatte sich verkrümelt, nachdem er den zugedeckten Leichnam neben einen Edelstahltisch mit verschiedenen Instrumenten und Schalen, einer Waage und einer Säge geschoben hatte.
    „Sie wollen zusehen?“ Doc Bill wusch sich die Hände, bevor er sich einen Kittel, eine Haube, Handschuhe und Schuhüberzieher aus Papier überstreifte. Ich nickte. „Dann müssen Sie sich umziehen. Ich möchte nicht, dass Haare oder Hautzellen die Proben verunreinigen.“
    Ich tat, wie befohlen, anschließend nahm ich die am weitesten entfernte Position ein, von der aus ich noch zusehen konnte.
    Doc Bill zog das Laken weg und enthüllte einen marmorbleichen Abraham Nestersheim. Ich studierte seinen Gesichtsausdruck, der dem ähnelte, den Ms Garsdale post mortem aufgewiesen hatte.
    „Ist das normal?“, fragte ich.
    Der Doktor, der sich auf einem Klemmbrett Notizen machte, blickte auf. „Ist was normal?“
    „Er wirkt völlig verängstigt.“
    Doc Bill trat einen Schritt zurück, neigte den Kopf und betrachtete Abraham. „Normal nicht, nein. Aber auch nicht unbedingt unnormal.“
    Er machte sich wieder an die Arbeit. Da im Bestattungsinstitut kein

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