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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Tasche.“
    Noch vor wenigen Tagen würde ich die Augen verdreht, geschnaubt oder laut gelacht haben bei der Vorstellung, dass ein Naturheilmittel irgendetwas bewirken könnte. Aber meine Nase tat nicht mehr weh, und die Flecken um meine Augen verblassten bereits von grün zu gelb. Ich musste zugeben, dass ich eine Gläubige geworden war.
    Wir trafen Quatie auf ihrer Veranda an; fast schien es, als hätte sie uns erwartet. Als ich aus dem Wagen stieg, schaute sie mich stirnrunzelnd an. „Du hättest nicht mitkommen müssen, Gracie. Du hast bestimmt viel zu tun.“
    Ich krümmte mich innerlich. Sollte das ein Seitenhieb sein?
    Nein. So war Quatie nicht. Sie wollte mich nur nicht bemühen.
    Nur dass ich im Moment bemüht werden wollte. Vielleicht würde es mein nachklingendes schlechtes Gewissen beruhigen, wenn ich oft genug herkäme; ich hoffte, dass es die Geisterwölfin dorthin zurückverbannen würde, woher sie gekommen war.
    „Ich habe Dr. Walker mitgebracht“, sagte ich.
    „Es wäre nicht so eilig gewesen.“ Quatie kam an die Treppe und machte sich langsam und sichtlich unter Schmerzen an den Abstieg.
    Ian eilte ihr entgegen. „Machen Sie sich keine Umstände, Ma’am. Ich komme zu Ihnen hinauf.“
    Ihr rundes Gesicht wurde noch runder, als sie lächelte. „Sie guter Junge. Ich bin ja so froh, dass Sie mich besuchen.“
    Ian reichte ihr seinen Arm, sie stützte sich darauf und tätschelte ihn dankbar, als er sie zur Tür geleitete. Doch als sie sich wieder auf den Stuhl setzte, von dem sie gerade aufgestanden war, seufzte sie schwer, und ihr Lächeln erstarb.
    Unentschlossen, ob ich zu meinem Auto zurückgehen sollte oder nicht, blieb ich auf dem Hof stehen. Galt dies als vertrauliches Gespräch zwischen Arzt und Patient?
    Ian drehte sich zu mir um. „Könntest du mir bitte meine Tasche bringen?“
    Er hatte sie fallen lassen, bevor er zu Quatie geeilt war, um ihr zu helfen. Ich hob sie auf und ging die Treppe hinauf, während er sich vor Quaties Füße kniete. „Geht das für Sie in Ordnung? “ , fragte er.
    Sie schien zu zögern, was ich ihr nicht verübeln konnte. Krankheit war eine Privatangelegenheit. Doch dann sah sie mir in die Augen und nickte. „Gewiss doch. Ich habe keine Geheimnisse vor Gracie.“
    Ian nahm sein Stethoskop und begann mit seiner Untersuchung. Dabei stellte er ihr leise Fragen. „Wo tut es weh? Wie fühlen Sie sich?“
    Schließlich erteilte er ihr sanfte Befehle. „Atmen Sie tief ein. Sagen Sie Aah!“
    Ein paarmal bat er mich, ihm etwas aus seiner Tasche zu reichen – einen kleinen Gummihammer, um ihre Reflexe zu testen, ein Instrument, um in ihre Ohren, Augen, Nase und ihren Mund zu sehen. Während er weiter an ihr herumdrückte und -piekte, begann Quatie, ihn auszuhorchen.
    „Woher kommen Sie?“
    „Von welchem Stamm sind Sie?“
    „Welchem Clan gehört Ihre Mutter an?“
    „Wer hat Sie in den traditionellen Heilmethoden unterrichtet?“
    „Warum sind Sie nach Lake Bluff gezogen?“
    „Werden Sie bleiben?“
    Und dann die letzte, aber sicher nicht am wenigsten peinliche Frage: „Sind Sie verheiratet?“
    Ian beantwortete alles mit jovialer Geduld, wohingegen meine eigene gegen Ende des Kreuzverhörs erschöpft war. Ohne Zweifel prüfte Quatie ihn auf Herz und Nieren, um herauszufinden, ob er gut genug war für mich.
    Dann endlich war die Untersuchung und damit auch die Befragung abgeschlossen. Ian stand auf, trat einen Schritt zurück, beugte sich über seine Tasche und holte einen Salbentiegel heraus, der exakt aussah wie der, den er mir gegeben hatte.
    „Verwenden Sie dies gegen ihre Schmerzen, Ma’am. Ich denke, es wird Ihnen helfen.“
    Sie schraubte den Verschluss auf, schnupperte daran und nickte anerkennend. „Klapperschlagenöl. Meines ist mir inzwischen ausgegangen.“
    Ich lächelte unwillkürlich, bevor ich Ian fragte: „Wie steht es um sie?“
    „Es geht mit mir dem Ende zu“, sagte Quatie und schaute mich streng an, als ich protestieren wollte. „Die Wahrheit lässt sich nun mal nicht ändern. Mein Körper macht schlapp. Die einzige Möglichkeit zu kurieren, was mich plagt, wäre, mir einen neuen zu besorgen.“
    „Und da das ausgeschlossen ist“, bemerkte Ian, „benützen Sie die Salbe. Nehmen Sie Aspirin. Legen Sie abwechselnd heiße und kalte Umschläge auf. Ruhen Sie viel. Essen Sie gut. Treiben Sie so viel und so vorsichtig Gymnastik, wie Sie können.“
    „Ich danken Ihnen, Doktor.“ Sie schloss ihre beiden Hände um seine und

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