Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten
Schreibtisch in Ordnung zu bringen, und sah hoch. „Mit Werwölfen?“
„Nein.“
Sie runzelte die Stirn. „Etwas Schlimmeres?“
„Ich weiß es nicht.“
„Ist das ein Fragequiz? Weil ich bei so etwas nämlich grottenschlecht bin, Grace, und mir im Moment außerdem die Geduld fehlt.“
Ich erzählte ihr alles, angefangen mit vergangener Nacht, als ich den Botenwolf auf meiner Veranda vorgefunden hatte, bis zu dem Zeitpunkt vor zehn Minuten, als ich ein klaffendes Loch dort gesehen hatte, wo Abrahams Herz hätte sein müssen. Ich begann meinen Bericht bewusst erst nach dem Zeitpunkt, als ich Sex mit Ian gehabt hatte. Nur weil ich Claire und Malachi in flagranti erwischt hatte, hieß das nicht, dass sich mich – wenn auch nur in ihrer Vorstellung – in flagranti erwischen mussten.
Abgesehen davon wusste ich, was Claire sagen würde. Das Gleiche, was ich zu ihr gesagt hatte, nachdem ich herausgefunden hatte, dass sie einen vagabundierenden Pferdetrainer küsste.
Er spielt nicht in deiner Liga .
Ich hatte das nicht gesagt, um sie zu verletzen, sondern um zu verhindern, dass sie verletzt wurde. Malachi hatte auf mich wie der klassische Herzensbrecher gewirkt – ein Vernasch-sie-dann-verlass-sie-Typ. Wie sollte es auch anders sein, nachdem er jede Woche in einer anderen Stadt gastierte? Was ich damals nicht gewusst hatte, war, dass er schon seit Jahrhunderten nach Claire gesucht hatte.
Auf die gleiche Weise spielte Ian nicht in meiner Liga. Auch wenn er nicht am Ende jeder Woche in eine andere Stadt weiterzog, war er emotional trotzdem nicht verfügbar. Er liebte noch immer seine verstorbene Frau.
Donnerwetter, hatte ich ein Händchen für Männer!
Jedenfalls wollte ich nicht, dass Claire sich mehr Sorgen um mein Liebesleben machte, als ich mir momentan selbst zugestand. Wir mussten uns auf das konzentrieren, was gerade unsere Stadt heimsuchte.
„Hast du schon mit Doc Bill gesprochen?“, fragte Claire.
„Er weiß nur von Werwölfen.“
„Und die Jägersucher ?“, schaltete Mal sich ein.
„Elise hat heute Morgen angerufen.“
„Logisch“, murmelte er.
„Das muss ja eine lustige Unterhaltung gewesen sein“, spottete Claire.
„Eigentlich war sie gar nicht so übel.“
„Was hatte sie dir zu sagen, nachdem ihr euer Gezicke eingestellt hattet?“
Claire kannte mich so verdammt gut.
„Sie hat versprochen, sich über Adler-Wandler zu informieren.“
„Was?“, fragte Claire verdattert. Wie es schien, hatte ich ihr doch nicht alles erzählt.
„Grace hat mehrere Male einen Adler gesehen“, erklärte Mal. „Sie sagt, dass sich hier während der Sommermonate nur selten welche blicken lassen.“
„Das stimmt.“ Claire biss sich auf die Lippe und musterte mich nachdenklich. „Wie ich gehört habe, trägt der neue Arzt eine Adlerfeder im Haar.“
„Ja, das tut er. Aber würdest du ihn für so dumm halten, wenn er ein Gestaltwandler wäre?“
„Vielleicht nicht so sehr für dumm, aber für arrogant, was auf viele übernatürliche Kreaturen zutrifft. Und das aus gutem Grund.“
„Ich bezweifle, dass der Adler unser Problem ist.“
„Weil?“
„Dem Opfer wurde das Herz nicht von einem Vogelschnabel aus der Brust gerissen; es war einfach weg. Wahlweise überhaupt nie vorhanden.“
„Also folgerst du, dass das Opfer ein übernatürliches Wesen sein könnte?“ Ich nickte. „Wenn das der Fall ist, was hat es dann umgebracht?“
„Und warum?“, fügte Mal hinzu.
Ich seufzte. „So viele Fragen und so wenig Zeit.“
„Darum lasst uns in die Puschen kommen.“ Claire betätigte die Gegensprechanlage. „Joyce, sag alle meine Termine ab.“
„Schon geschehen.“
Claire und ich sahen uns an und mussten lächeln. Joyce war manchmal selbst ein übernatürliches Wesen.
„Wir müssen Elise anrufen.“
„Du bist an der Reihe“, sagte ich schnell.
„In Ordnung. Malachi, hast du irgendeine Idee, womit wir es zu tun haben könnten?“
Er legte die Stirn in nachdenkliche Falten. „Ich kenne mich nur mit Zigeunerlegenden aus. Vielleicht die chovhani , die Hexe.“
Mit so einer hatten wir bereits das Vergnügen gehabt.
„Was ist mit Legenden über Vögel?“
„Krähen verheißen Glück.“ Ich öffnete den Mund, aber er gab mir die Antwort, bevor ich meine Frage stellen konnte. „Raben ebenso. Der Schrei einer Eule ist der Vorbote des Todes, genau wie das Heulen eines Hundes.“
„Du hast noch nie von Vögeln gehört, die Gestaltwandler sind?“
„Nein. Bei den
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