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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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angsterstarrte Miene sah, wusste ich, was sich hier abgespielt hatte.
    „W-w-was stimmt nicht mit seinen Augen?“, schluchzte sie.
    Ich schaute zu Ben, dessen Augen leicht hervortraten, als Nora rief: „Seine!“, und mit einem zittrigen Finger auf Ian zeigte.
    Er hatte noch immer seine Adleraugen. Verdammt. Wie sollte ich das nur erklären?
    Ich stellte mich zwischen die beiden und flüsterte: „Ian, deine Augen.“
    „Ich kann nichts finden“, entgegnete er leise. „Ich fürchte, sie ist inzwischen über alle Berge.“
    „Verwandele sie zurück, bevor Nora einen Schlaganfall bekommt.“
    „Was?“ Er warf mir einen verwirrten Blick zu, und ich klimperte ungeduldig mit den Wimpern. „Oh.“ Er tat wie befohlen.
    Als ich mich Nora zuwandte, saß sie auf dem Bett. „Ben?“ Sie tätschelte sein Gesicht, seine Hand, seine Brust. „Es ist alles gut. Komm, wach auf.“
    Ich bezweifelte, dass sie sich in ein paar Stunden noch an irgendetwas erinnern würde. Ich erkannte einen Schock, wenn ich einen sah.
    Ich nahm eine handgestrickte Wolldecke von einem Ruhesessel in der Ecke und legte sie ihr um die Schultern. „Nora?“
    Sie gab keine Antwort. Ich wollte ihren Namen gerade lauter sagen, als Ian Pst! machte.
    Das beschwichtigende Geräusch klang in einer Stille wider, die nur von Noras Gemurmel und Getätschel unterbrochen wurde. Wachsam und konzentriert starrte Ian nach oben.
    Langsam stand ich auf; ich spürte es ebenfalls, etwas, das über uns schwebte, nach allen Seiten äugte, um seine Wahl zu treffen, wer sterben würde und wer nicht.
    „Sprich den Schutzzauber, Grace.“
    Ian sah mich noch nicht einmal an, doch seine Stimme war so scharf und eindringlich, dass ich die Worte zu rezitieren begann, als hätte meine Urgroßmutter es mir persönlich befohlen.
    Was auch immer hier bei uns war, schnappte nach Luft. Vor Entsetzen? Aus Angst? Ich hielt ganz still und spitzte die Ohren, als mich plötzlich etwas quer durchs Zimmer schleuderte.
    Ich flog durch die Luft und prallte mit den Schultern gegen die Wand. Mein Kopf ruckte nach hinten. Ich hörte gerade noch das grauenvolle Knacken und den dumpfen Aufprall, als ich auf dem Boden landete, dann nichts mehr.
    „Grace?“
    Ich schlug die Augen auf. Ich erinnerte mich nicht, wo ich war. Der pochende Schmerz in meinem Kopf ließ mich vage befürchten, im Krankenhaus gelandet zu sein, doch dann kehrten meine Sinne einer nach dem anderen zurück.
    Da war Noras leises Weinen.
    Der Hartholzboden unter mir.
    Ians Duft, die Hitze und Kraft seiner Hand in meiner. Seine Miene war so besorgt, dass auch ich mir Sorgen zu machen begann.
    „Blute ich?“
    Sein Lächeln wirkte angestrengt. „Nein. Was ist passiert?“
    „Dein Schutzzauber ist Bockmist !“
    „Hast du ihn auch richtig gesprochen?“
    „Exakt so, wie du ihn mir souffliert hast.“
    „Bei mir hat er bisher immer funktioniert.“
    „Die Worte zu sagen, ohne sie zu verstehen, bringt nichts.“ Ich legte die Hand an meinen Hinterkopf, ertastete die Beule und verzog schmerzgepeinigt das Gesicht. „Ich fürchte, meine Urgroßmutter hat wieder mal recht gehabt.“ Wäre uns zuvor mehr Zeit geblieben, hätte ich mich vielleicht an dieses kleine Detail erinnert.
    Plötzlich beugte Ian sich vor und küsste mich. Ich war derart überrumpelt, dass ich es zuließ.
    „Das Ganze war mein Fehler“, bekannte er kleinlaut.
    „Du warst es nicht, der mich durchs Zimmer geprügelt hat.“
    „Ich habe dich in diese Situation gebracht; du warst nicht vorbereitet. Du hättest sterben können. Wenn nicht Schlimmeres.“
    „Schlimmeres?“
    Er wandte den Blick ab; seine Miene wirkte gequält. An dieser Sache war mehr dran, als er zugab, aber dem würde ich später auf den Grund gehen.
    Ich setzte mich auf und biss die Zähne zusammen, um den Schmerz zu vertreiben. Ich hatte vieles zu erledigen und keine Zeit für Wehwehchen. Ian berührte mich sanft mit den Händen, aber ich stieß sie weg. „Mir fehlt nichts.“
    Ich schaffte es, aus eigener Kraft aufzustehen. Nora saß noch immer bei Ben auf dem Bett und sprach leise auf ihn ein, als würde er früher oder später aufwachen.
    „Ich sollte besser den Doc verständigen“, bemerkte ich.
    „Ich bin selbst Arzt.“
    „Aber er ist Gerichtsmediziner. Er kann sich um Ben kümmern und du dich um Nora. Sie wird ein Beruhigungsmittel brauchen, aber nicht, solange ich nicht mit ihr gesprochen habe.“
    „Du wirst vielleicht nichts Brauchbares erfahren.“
    Gut möglich,

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