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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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für meinen Geschmack zu plakativ.
    „Legenden erweisen sich manchmal als überholt“, wiederholte ich.
    „Wie wahr. Wenn man das Übernatürliche bekämpft, ist es gut zu wissen, dass alles passieren kann. Haben Sie eine Theorie?“
    „Ja“, bestätigte ich zaghaft. „Was, wenn die Rabenspötterin nicht wusste, dass Merry in der Genesung begriffen war, sie tötete, feststellte, dass sie es konnte, und als Nächstes bewusst ein vollkommen gesundes Opfer wählte, nämlich Ben? Indem die Hexe einen Menschen tötet, der noch viele Jahre vor sich hat, könnte sie sich deutlich mehr Lebenszeit einverleiben als bei den anderen Opfern.“
    „Sollte das zutreffen, ist niemand vor ihr sicher.“
    Ich zwang mich, nicht zu fluchen, obwohl ich es gern getan hätte.
    „Ich bin in zehn Minuten da“, versprach er.
    „Danke.“ Ich beendete das Gespräch. Ian stand in der Haustür. „Du hast mitgehört?“
    Er nickte. „Wir sollten uns besser einen Plan zurechtlegen, wie wir diese Kreatur identifizieren, bevor sie jedes Herz in Lake Bluff vertilgt.“
    „Klingt gut“, entgegnete ich. „Irgendwelche Vorschläge?“
    „Allerdings.“

29
    Ians Strategie, unseren Killer zu entlarven, bestand darin, jede ältere Person in Lake Bluff und Umgebung zu besuchen und mit einer Bussardfeder zu konfrontieren.
    Seiner Einschätzung nach würde die Rabenspötterin als verhutzelter Greis in Erscheinung treten – gekrümmt vom Gewicht der Tage, die sie gestohlen hat. Ein derartiges Erscheinungsbild bei einer Hexe schien allzu klischeehaft, gleichzeitig entstanden Klischees nicht ohne Grund.
    Bevor wir uns auf unsere Odyssee begaben, hielten wir im Stadtzentrum, wo ich genügend Unterwäsche, Jeans und T-Shirts für eine Woche kaufte. Ian besorgte unterdessen Vordrucke, die er an seinem Computer bearbeiten wollte.
    Während ich duschte und mich umzog, druckte er ziemlich professionell wirkende Flyer für seine neue Praxis aus und klebte auf jeden eine Bussardfeder.
    Die Leute schienen das nicht seltsamer zu finden, als dass ihr Sheriff in Jeans und einem weißen T-Shirt den neuen Arzt, der ebenfalls Jeans in Kombination mit einem schwarzen T-Shirt und Cowboystiefel anstelle von Sneakers trug, von Tür zu Tür begleitete. Niemand ging in Flammen auf, niemand kreischte: „Hilfe, ich schmelze!“ Nicht einer zögerte, die Bussardfeder anzunehmen.
    „Wie viele Bussarde werden wohl bald kahl sein?“, witzelte ich.
    Ian zuckte die Achseln. „Bussarde sind von Haus aus ziemlich kahl.“
    „Und du bist sicher, dass diese Federn als Hexenabwehr funktionieren? Was würde passieren?“
    „Die Rabenspötterin sollte eine heftige Reaktion auf die Feder zeigen.“
    „Du meinst, sie wird sich vor Schmerz krümmen, laut brüllen oder die Flucht ergreifen?“
    „Vielleicht alles gleichzeitig.“
    Ich kniff die Augen zusammen. „Wie vielen Hexen bist du bisher begegnet?“
    „Genügend.“
    „Hast du es schon mal mit einer Rabenspötterin zu tun gehabt?“
    „Persönlich nicht, nein.“
    „Na toll.“ War es denn zu viel verlangt zu erwarten, dass er Experte auf diesem Gebiet war? Offensichtlich.
    Wir statteten weiter den alten Leuten Besuche ab. Die Federn gingen uns nie aus, wie bei der Speisung der Fünftausend; je mehr Federn wir verteilten, desto mehr hatten wir.
    Ich hatte einen kurzen Abstecher zum Revier gemacht und Cal darüber informiert, dass ich mir den Tag frei nehmen würde; er schrieb es dem Feuer zu, und ich ließ ihn in dem Glauben. Sobald Claire von dem Brand erfahren hatte, rief sie mich an und nahm mir das Versprechen ab, zum Abendessen zu kommen.
    Da ich sie ohnehin in Sachen paranormale Ereignisse auf den neuesten Stand bringen musste, willigte ich ein. Als ich erwähnte, dass ich den Tag mit Ian verbrachte, lud sie auch ihn ein. Das Ganze fühlte sich komisch an, fast wie ein Rendezvous, gleichzeitig schuldete ich ihm zumindest ein Abendessen.
    Später rief Sam an. Der Brandermittler hatte das Feuer als Unfall eingestuft. Obwohl es eine klare Nacht gewesen war, hatten viele Menschen den Donner gehört und etwas gesehen, von dem sie schworen, dass es ein Blitz gewesen sei, der mein Dach entzündet haben musste. Ich wusste es besser, aber was konnte ich einwenden? Eine gestaltwandelnde Hexe hatte aus ihrem Hintern Funken auf meine Schindeln gesprüht? Da die Versicherung so oder so zahlen würde, beschloss ich, den Mund zu halten.
    Wir klapperten die restlichen Senioren auf meiner Liste ab, ohne dass sich auch nur

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