Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
trotzdem musste ich es versuchen. Ich ging leise zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Nora?“
    Halb rechnete ich damit, dass sie, versunken in einer Welt, in der Ben noch antwortete, weiter vor sich hin murmeln würde, doch stattdessen sagte sie: „Hallo, Grace.“
    Wir hatten zusammen die Highschool besucht, auch wenn sie ein paar Jahre jünger war als ich. Aber in einer Stadt dieser Größe kannte jeder jeden, man wusste praktisch alles übereinander, darum verwunderte es mich, dass ich nichts davon gehört hatte, dass ihr Mann krank war.
    „Was fehlte Ben denn?“, fragte ich sanft.
    „Was ihm fehlte?“ Nora zog die Stirn kraus. „Ich fürchte, er ist tot.“
    „Ich meinte, seit wann war er krank? Woran litt er?“
    „Ben war in seinem ganzen Leben nicht einen einzigen Tag krank. Er hatte kaum je auch nur einen Schnupfen. Das hat mich manchmal ganz fuchsig gemacht.“
    Mein Blick glitt zu Ian, der mit den Schultern zuckte. „Du bist sicher, dass er in letzter Zeit nicht beim Arzt war?“
    „Er hasste Ärzte. Ist nicht persönlich gemeint“, ergänzte sie an Ian gewandt.
    „Von den meisten halte ich selbst nicht viel“, erwiderte er, und Noras Mundwinkel hoben sich ein winziges bisschen.
    „Kannst du uns sagen, was heute Nacht passiert ist?“, drängte ich sie.
    Noras Lächeln erstarb, aber sie nickte. „Ich stand auf, um einen Schluck Wasser zu trinken, und dann war da plötzlich dieses furchtbare Geräusch. Ich rannte zurück zum Bett; Ben umklammerte seinen Hals und rang nach Luft.“ Ihre Stimme brach, und sie vergrub das Gesicht in den Händen.
    „Schon gut.“ Ich tätschelte sie beschwichtigend, wobei ich mich fast so ungeschickt anstellte wie Cal, dann ging ich zu Ian, der neben der Tür stand.
    „Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache“, raunte er.
    „Das habe ich schon seit Tagen. Was geht hier vor?“
    „Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, solange uns der Autopsiebericht nicht vorliegt, aber ich vermute, dass die Rabenspötterin einen Weg gefunden hat, den Jungen und Gesunden das Leben zu rauben.“
    Mich überlief ein Frösteln, obwohl es im Zimmer so warm war wie üblicherweise Mitte Juli in Georgia. „Aber diese Möglichkeit wird in der Legende noch nicht mal angedeutet.“
    Unsere Blicke trafen sich. „Legenden erweisen sich manchmal als überholt.“
    „Merry besaß ebenso wenig ein Herz wie der Rest von ihnen“, sagte Doc Bill anstelle einer Begrüßung. Er jammerte ständig über die Plage der Anruferkennung, dabei setzte er sie selbst ein.
    „Es gibt ein weiteres Opfer.“
    Der Doc seufzte, dabei klang er so erschöpft, wie ich mich fühlte. „Wer ist es dieses Mal?“
    Ich hatte das Schlafzimmer verlassen und mich in den Gang zurückgezogen, um zu verhindern, dass Nora mitbekam, wie ich mit dem Gerichtsmediziner telefonierte und ihn beauftragte, eine Obduktion durchzuführen. Ian war in die Praxis zurückgelaufen, um seine Tasche zu holen, damit er ihr ein Beruhigungsmittel verabreichen konnte, falls sie nicht aufhörte, mit dem Toten zu sprechen. Vor meinem Anruf bei Doc Bill hatte ich Noras Mutter verständigt, die schon auf dem Weg war.
    „Ben Fitzhugh“, antwortete ich.
    „Was? Er war doch höchstens fünfundzwanzig.“
    „Er passt nichts ins Profil“, bestätigte ich, „aber das Gleiche trifft auf Merry zu. Zumindest zum Zeitpunkt ihres Todes.“ Plötzlich kam mir eine Idee. „Ich frage mich, ob die Rabenspötterin das vielleicht erst erkannte, als es zu spät war.“
    „Die was ?“
    Upps . Der Doktor glaubte ja immer noch, dass wir es mit Außerirdischen zu tun hatten. Obwohl es mir widerstrebte, seine Seifenblase zerplatzen zu lassen, brachte ich ihn rasch auf den neuesten Stand.
    „Und Sie finden, dass das mehr Sinn ergibt als eine Invasion Außerirdischer oder Schoten im Keller?“, fragte er.
    „Das soll ein Witz sein, oder?“
    „Eigentlich nicht.“
    „Sämtliche Hinweise deuten darauf hin, dass die Rabenspötterin die Mörderin ist. Das laute Kreischen, die fehlenden Herzen der Opfer, die nicht vorhandenen Entnahmewunden und nicht zuletzt der Gewittersturm in der Nacht des Donnermonds.“
    „Aber wenn diese Rabenspötterin die verbleibende Lebenszeit Todgeweihter raubt, wie erklären Sie sich dann Merry und Ben? Vorausgesetzt, Ben ist tatsächlich gewaltsam gestorben und nicht unter natürlichen Umständen. Was wir erst sicher wissen werden, wenn ich seinen Brustkorb geknackt habe.“
    Manchmal war der Doc selbst

Weitere Kostenlose Bücher