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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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könnte?«
    »Nein, wie kommen Sie denn darauf?«
    »Sie wirken seltsam beunruhigt.«
    »Na, Sie sind gut! Die ganze Situation ist beunruhigend«, stellte
Eva Blum in empörtem Tonfall fest. »Können Sie sich vorstellen, was das für ein
Gefühl ist, wenn plötzlich die beste Freundin so mir nichts, dir nichts
verschwindet und die Polizei anfängt, zu ermitteln und alle möglichen Fragen zu
stellen?«
    Johanna wollte es sich gar nicht vorstellen. Davon abgesehen hatte
sie keine sogenannte beste Freundin.
    »Sie deuteten heute Morgen an, dass Kati durchaus etwas mit sich
herumgetragen haben könnte.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Ich fragte Sie, ob Kati Sorgen oder Probleme gehabt hätte, doch
bevor Sie antworten konnten, kam Ihr Freund ins Geschäft, und das Gespräch war
an diesem Punkt unterbrochen. Erinnern Sie sich? Vielleicht lässt sich jetzt
unter vier Augen leichter darüber sprechen.«
    Eva Blum schwieg.
    »Ich bin dankbar für jeden Hinweis, Frau Blum«, fügte Johanna nach
einer Pause hinzu.
    Blum nickte langsam. »Na ja, was soll ich sagen …? Kati war in
letzter Zeit nicht so gut drauf. Sie wirkte manchmal überdreht und hektisch,
dann wieder abwesend, und sie ist mir, hatte ich das Gefühl, auch ein bisschen
aus dem Weg gegangen. Oder ich bin ihr aus dem Weg gegangen …« Sie winkte
ab. »Aber wahrscheinlich bedeutet das alles überhaupt nichts, und ich würde das
normalerweise gar nicht erwähnen – es würde mir nicht mal auffallen. Nur
jetzt, in dieser Situation …«
    Sie atmete tief aus. »Vielleicht war sie auch ein bisschen verliebt,
wollte aber nicht darüber reden oder erwartete, dass ich sie anspreche. Und
plötzlich bekommt das alles so ein Gewicht. Man darf doch nicht jedes Wort,
jede Geste auf die Goldwaage legen. Verstehen Sie?«
    »Natürlich«, stimmte Johanna zu. »Und das Foto, das ich Ihnen
gezeigt habe, sagt Ihnen wirklich gar nichts?«
    »Nein.«
    »Hat sie mal jemanden mit dem Namen Jonathan erwähnt? Jonathan
Maybach?«
    »Zumindest erinnere ich mich nicht daran.«
    »Kennen Sie diese Stimme?« Johanna nahm ihr Handy heraus und spielte
die Nachricht ab, die Wiebor Kati hinterlassen hatte.
    »Nein – ganz sicher, die habe ich noch nie gehört«, erklärte Blum,
ohne zu zögern.
    »Was macht Ihr Freund eigentlich beruflich?«
    »Er arbeitet bei einem Sicherheitsdienst.«
    »Aha. Wo?«
    »Er wird an verschiedenen Orten eingesetzt«, antwortete Eva Blum in
beiläufigem Ton. »Sein Arbeitgeber ist irgendeine Verwaltungsgesellschaft mit
so einem langen Namen, den ich mir nicht merken kann. Da müssten Sie ihn selbst
fragen. Meist hat er bei irgendwelchen Veranstaltungen zu tun. Passt auf,
organisiert und so weiter.« Plötzlich lächelte sie. »Obwohl er noch ziemlich
jung ist, hat er bereits eine gehobene Position. Der Job macht ihm richtig Spaß,
und er verdient auch nicht schlecht.«
    »Klingt vielversprechend«, kommentierte Johanna. »Wie kann ich ihn
erreichen, wenn ich ihn noch mal persönlich dazu befragen möchte?«
    »Er hat an diesem Wochenende Dienst, aber ich kann Ihnen seine
Handynummer geben.«
    »Prima. Hatte er am letzten Wochenende auch Dienst?«
    Blum überlegte kurz. »Ja. Er kam erst am Sonntagabend zurück.«
    »Okay. Ich denke, das war’s erst mal. Danke für Ihre Geduld.«
    Johanna verabschiedete sich, nachdem sie sich Richard Peters’
Handynummer notiert hatte. Sie hörte, wie Blum hinter ihr abschloss, und ging
über den Gerichtsweg zur Dienststelle zurück.
    Würde sie sich großartig wundern, wenn Kati am nächsten Tag wieder
auf der Matte stünde und als Begründung für ihr Verschwinden erklärte, dass sie
sich spontan entschieden hatte, einfach mal für sich zu sein, abzuschalten und
sich vor niemandem zu rechtfertigen? Liebeskummer konnte dahinterstecken, und
wer weiß, was das ständige Gezänk zwischen Richard und ihr noch bedeutete: Zwei
Freundinnen und ein Mann, das konnte zu diversen Verstrickungen führen. Nicht
dass Johanna diesbezüglich mit eigenen Erfahrungen aufwarten konnte, aber
vorstellbar war vieles. Oder sie hatte sich in Wiebor verguckt, der aber
distanziert blieb – warum auch immer. Vielleicht waren plötzlich
gesundheitliche Probleme aufgetreten, die sie erst einmal mit sich selbst
klären wollte. Es mochte unwahrscheinlich klingen, aber Ähnliches hatte es in
vergleichbaren Fällen schon unzählige Male gegeben.
    Nicht zuletzt war auch ein tödlicher Unfall mit Fahrerflucht denkbar,
und falls Kati einem Verbrechen zum Opfer

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