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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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doch übersichtlichen Kurve einfach so
rausgehauen hat?«
    »Ohne Behinderung bei störungsfrei laufendem Bike? Eindeutig nein«,
meinte Weber sofort. »Das wäre das erste Mal. Vor ein paar Jahren hat ihn mal
ein BMW -Fahrer abgedrängt, den wir im Auge behalten
wollten, aber Lenni konnte gut parieren, und der Typ war so perplex, dass er
selbst im Straßengraben landete – mit diversen Knochenbrüchen und einer
ziemlich platten Nase. Sein Wagen war Totalschaden. Mein Mitgefühl hielt sich
übrigens in Grenzen.«
    »Verstehe. Wie steht der Kollege denn zu moderner Technik –
Computer und so weiter? Wie intensiv nutzt er sie im Job?«
    »Im Grunde nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Lenni ist der
Meinung, dass man sich in dem Bereich entweder hundertzwanzigprozentig auskennt
oder man lässt die Finger davon, um Einsätze nicht unnötig zu gefährden. Er
weiß nicht viel mehr über die Möglichkeiten seines PC s
als ein interessierter Laie. Jeder pfiffige Teenager würde sich in seinen
Computer hacken können, ohne dass er es bemerkt.«
    Das könnte ihm bei mir auch gelingen, mutmaßte Johanna. »Es würde
demnach nicht zu ihm passen, beispielsweise USB -Sticks
besonders phantasievoll zu tarnen oder verschlüsselte Mails über eine sichere
Leitung an einen Account zu schicken, den nur Eingeweihte kennen?«
    Weber lachte. »Nee, überhaupt nicht. Je kleiner die Sticks werden,
desto mehr macht Lenni sich darüber lustig. Mails hält er in unserem Job
grundsätzlich für gefährlich, und sichere Leitungen gibt es seiner Ansicht nach
nicht. Es birgt weniger Risiken, eine Postkarte zu verschicken – allein
schon deshalb, weil keiner damit rechnet –, lautet sein Standardspruch.«
    »Und wie erstattet er Bericht?«
    »In der Regel persönlich. Er nimmt selbst Kontakt auf.«
    »Was ist mit Sicherheitstechnik?«, fragte Johanna weiter. »Benutzt
er die auch nicht?« Sicherheitstechnik war der geschönte Ausdruck für Wanzen
und versteckte Kameras.
    »Manchmal.« Weber räusperte sich.
    In Anbetracht der Vorschriften im Datenschutz war seine
Zurückhaltung nur allzu verständlich. »Okay. Und wie leitete er Material
weiter?«
    »Auch möglichst persönlich oder durch Boten. Selten per Internet.
Wie gesagt –«
    »Das habe ich jetzt verstanden, Kollege. Is ja doll, dass Lenni wenigstens
moderne PS -Stärken verwendet, statt auf das gute
alte Pferd zu vertrauen«, unterbrach Johanna ihn.
    Für ihren Geschmack ritt Weber ein bisschen zu sehr darauf herum,
dass Wiebor sich den Errungenschaften moderner Technik am liebsten verschloss
und sie nur im Notfall benutzte. Es war nicht auszuschließen, dass Lennart Wert
auf den Nimbus des Anti-Technik-Ermittlers legte und ganz und gar nicht so
unerfahren war, wie es den Anschein erweckte.
    »Notizen?«
    »Lenni hat ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis. Er muss sich nicht
viel aufschreiben. Wenn er’s doch tut, dann handschriftlich – und sehr
unauffällig.«
    »Ja, davon habe ich schon gehört. Wie sieht seine Freizeitgestaltung
aus?«
    »Joggen, Motorradfahren, lesen …«
    »Was liest er?«
    »Comics, Krimis, Gedichte. Wenn ich mich recht erinnere, ist er ein
Fan von Haikus, das sind diese japanischen Minigedichte, die –«
    »Von denen hab ich auch schon gehört, Kollege.« Johanna verdrehte
die Augen. »Haikus müssen nach einer festgelegten Silbenzahl gestaltet sein:
fünf – sieben – fünf. Was ist mit Zeitungen?«
    »Ähm, ach so … Nö. Die nun gerade nicht.«
    »Wie?«
    »Lenni liest nie Zeitung. Zeitverschwendung. Journalisten kann er
nicht ausstehen.«
    Emilie Funke würde diese Meinung gar nicht schmecken. Johanna warf
einen Blick auf den Zeitungsstapel.
    »Wie steht er zu privaten Kontakten während eines Einsatzes?«
    »Ist die Frage ernst gemeint?«
    »Klingt sie etwa nach einer Comedy-Einlage?«
    Weber räusperte sich. »Schon gut. Nun – Sie kennen die
Anweisung. Natürlich dürfen wir während –«
    »Wie Sie schon sagten: Ich kenne die Anweisung«, unterbrach Johanna
ihn. »Aber gesetzt den Fall, Lenni hätte jemanden kennengelernt, sympathisch
gefunden, sehr sympathisch sogar, sich vielleicht sogar verliebt … Was ist
dann?«
    Weber atmete tief durch. »Lenni hat sich immer korrekt verhalten.«
    »Hat er privat eine feste Beziehung?«
    »Nein, zurzeit nicht. Der Bruch mit seiner letzten Freundin hat ihm
ziemlich zu schaffen gemacht. Liegt knapp ein Jahr zurück. War ‘ne miese Sache.
Irgendwelche rechten Arschlöcher haben die Frau

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