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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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Sinn. Und einige sprangen da wirklich drauf
an. Unerfreulich.«
    »Könnten Sie etwas konkreter werden?«
    »Rolf war …
    »Haben Sie den Nachnamen parat?« Sie zückte ihren Notizblock.
    »Rolf Mansloh«, sagte Kamper sofort. »Er war ein Fan des Jagdbogenschießens
und der Armbrust. Mit beidem will ich hier nichts zu tun haben. Viel zu
gefährlich und ganz bestimmt nicht unser Anliegen.«
    Johannas Puls hatte sich deutlich beschleunigt. »Und er hat damals
diesen Kurs gegeben?«
    Kamper drehte sich um und öffnete einen schmalen Wandschrank, in dem
Aktenordner standen. Er brauchte zu Johannas Erstaunen nicht lange, um ein
bestimmtes Blatt herauszuziehen.
    »Hier ist die Teilnehmerliste: zehn Leute. Rolf hat das zu Beginn
ganz ordentlich gemacht – alle Bögen und die einzelnen Techniken
vorgestellt und so weiter«, erläuterte er. »Aber dann hat er doch wieder seine
persönlichen Favoriten in den Vordergrund geschoben, entgegen meiner Anweisung.
Wir haben lange diskutiert, und ich habe ihm noch eine Chance gegeben –
vor allen Dingen weil er noch so jung war, und ich hoffte … aber es hat
nichts gebracht. Wenige Monate später haben sich unsere Wege getrennt.«
    Johanna hatte Mühe, sich vorzustellen, dass jemand so waghalsig sein
konnte, Anweisungen von einer Persönlichkeit wie Kamper zu missachten. Sie
überflog die Liste. Kati Lindner stand an vierter Stelle. Keiner von den
anderen Namen kam ihr bekannt vor. »Könnten Sie mir eine Kopie davon machen?«
    »Nehmen Sie sie ruhig mit«, meinte Kamper. »Und wenn Sie dran
denken, bringen Sie sie mir mal zurück.«
    Johanna schwor sich, dass sie es nicht vergessen würde.
    »Wissen Sie, was Mansloh jetzt so macht und wo er wohnt?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, der war damals gerade erst mit dem
Studium fertig. Betriebswirt. Und gewohnt hat er in … ja: Reislingen. Die
Adresse habe ich jetzt allerdings nicht parat.«
    »Die kriege ich schon heraus, aber bevor ich’s vergesse …«
Johanna kramte die Fotos von dem Pfeil aus ihrem Rucksack und reichte sie
Kamper. »Kommt Ihnen der vielleicht bekannt vor?«
    Der Hüne schüttelte den Kopf. »Das ist ein ganz normaler Bolzen,
sofern man in dem Zusammenhang von normal sprechen möchte. Mit dem Teil können
Sie töten. Mensch und Tier.«
    Johanna stutzte kurz. »Davon habe ich auch schon gehört.« Dann stand
auf sie und packte ihre Sachen zusammen. »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Nichts zu danken.« Der Hüne lächelte. »Und vergessen Sie nicht:
Absichtslosigkeit führt zum Ziel.«
    Johanna erwiderte das Lächeln. Sie nickte, aber tatsächlich verstand
sie das nur auf einer Ebene, die mit ihrem Alltag nichts zu tun hatte. »Ich
versuch’s mir zu merken.«
    Als sie wieder draußen stand, schwirrte ihr der Kopf. Sie brauchte
Schusters Hilfe, und wie sie ihn einschätzte, würde er darüber nicht besonders
verstimmt sein, zumal er ohnehin Wochenenddienst hatte.
    Als Johanna in der Dienststelle eintraf, war der Kollege gerade
unterwegs und Nabold telefonierte, was sie sehr begrüßte. So musste sie nicht
viel erklären.
    Sie legte Schuster ein Foto von dem Kreisler-Bolzen und eine Kopie
der Kursliste auf den Schreibtisch. Dazu schrieb sie ihm rasch eine Notiz und
bat ihn, Namen und Adressen zusammenzustellen und zu überprüfen. Fünf Minuten
später befand sie sich auf dem Weg zu den Lindners, um sich Katis Zimmer
anzusehen. Auf sich wirken zu lassen. Ganz absichtslos. Vielleicht
funktionierte es ja doch.
    ***
    Gut eine Stunde wanderte Emilie auf einer ihrer üblichen
Routen durch den kühlen verträumten Buchenwald zunächst südlich über den
Klappenberg in Richtung Großer Tafelberg, wobei sie den Hauptwanderweg mied und
sich auf die schmalen einsamen Pfade beschränkte. Aus der ruhigen Wanderung bei
gleichmäßigem Tempo entwickelte sich plötzlich, ohne erkennbaren Grund für
Emilie, ein zackiger Crosslauf – wie so häufig.
    Flow, ein leidenschaftlicher Jäger und Spurensucher, hatte kurz die
Nase in den Wind gehalten, dann abrupt den Weg verlassen und das Tempo von
einer Sekunde auf die andere so verschärft, dass ihr nur die Wahl geblieben
war, ihm entweder sofort in den dichten Wald zu folgen oder hinter ihm
herzubrüllen und zu warten, während sie sich darüber ärgerte, ihn nicht
angeleint zu haben.
    Sie hatte sich für die erste Variante entschieden. Der vierjährige
Rüde war ein Schäferhund-Husky-Mix; sein Urgroßvater stammte aus einer Liaison
zwischen tschechoslowakischem Wolfshund und weißem

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