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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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lebensgroße Figur des heiligen Sebastian, an einen Pfahl gefesselt und von unzähligen Pfeilen durchbohrt.
    «Hier würde ich auch durchdrehen», knurrte Guerrini und klopfte kräftig an die Tür.
    «Bist du das, Benedetto?» Leones Stimme klang heiser und so nah, als hätte er hinter der Tür gewartet.
    «Nein, Commissario Guerrini und die deutsche Commissaria.»
    Die Tür wurde aufgerissen, Leone wich drei Schritte zurück, fuhr sich mit allen zehn Fingern durchs Haar und sah ihnen mit leicht zusammengekniffenen Augen entgegen. Er wirkte wie ein Schauspieler, der sich auf eine dramatische Rolle vorbereitet. Aber nicht unbedingt wie ein guter Schauspieler.
    Er hat sich eine Strategie zurechtgelegt, dachte Laura. Vielleicht macht er allen etwas vor und ist gar nicht so am Ende.
    «Gut, dass Sie da sind, Commissario», murmelte er jetzt. «Sie müssen mich hier wegbringen. Florenz ist nicht weit genug. Es muss mindestens Rom sein. Besser noch London. Niemand wird mich in London finden.»
    «Aber Sie sind wirklich sicher hier, Signor Leone. Ich habe unsere zuverlässigsten Polizisten zu Ihrer Bewachung abgestellt.» Guerrini musste sich Mühe geben, Leone nicht zu duzen. Er konnte Elsa Michelangelis Abneigung gegen ihn sehr gut verstehen.
    «Zuverlässig?» Leone lachte schrill auf. «Er hat mich in den Garten gelockt, damit ich mit dem Hund spielen kann. Und dann hat er mit dem Hund gespielt und den schwarzen Geländewagen übersehen! Der ist ganz nah am Zaun vorbeigefahren – im Schritttempo, hat sogar angehalten. Die hätten mich in aller Ruhe abknallen können! Jetzt wissen Sie, wie zuverlässig Ihre Polizisten sind!» Leones Stimme hatte sich immer mehr gesteigert, kippte zuletzt, und der junge Mann sank erschöpft in einen antiken Sessel, der ein leises Knarren von sich gab.
    «Das ist bedauerlich, und ich entschuldige mich dafür. Es wird nicht wieder vorkommen, Signor Leone.» Guerrini sprach mit ausgesuchter Höflichkeit. «Allerdings kann ich Sie nicht gehen lassen – nach London zum Beispiel, was an sich kein Problem wäre …»
    «Sehen Sie! Kein Problem, Sie sagen es selbst, Commissario!» Leone richtete sich wieder auf, lächelte verzerrt.
    «Sie haben mich nicht richtig verstanden, Signor Leone: London wäre kein Problem – das Problem sind Sie selbst!»
    «Ich?» Leone riss seine Augen auf.
    «Ja, Sie! Ihre mangelnde Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist das Problem!»
    «Aber wie, was? Ich habe alles gesagt, was ich weiß. Ich begreife nicht …» Er vergrub sein Gesicht in den Händen, stöhnte laut auf.
    Guerrini schüttelte den Kopf. «Nein, Signor Leone, das haben Sie nicht. Erinnern Sie sich an unsere letzte Begegnung in Wasteland , als die Commissaria Sie etwas fragen wollte – unter vier Augen? Das wollten Sie ganz und gar nicht. Aber genau darum geht es.»
    «Mein Privatleben hat nichts mit Giorgios Tod zu tun. Ihr behandelt mich so, weil ich schwul bin! Gibt es nicht inzwischen Gesetze gegen Diskriminierung von Minderheiten?» Er sprach jetzt leise, seine Hände zitterten.
    «Nein, es hat überhaupt nichts damit zu tun, dass Sie schwul sind, Enzo.» Laura wagte den Schritt zum Vornamen. «Wenn Sie nicht schwul wären und unter den Zweigen eines Olivenbaums mit einer schönen Unbekannten rumgemacht hätten, einer Freundin oder nahen Bekannten Ihres Partners, dann würde ich Sie auch danach fragen. Es gibt nämlich Zeugen dafür, und was wir wissen wollen, ist der Name der betroffenen Person.»
    Leone war wieder in sich zusammengesunken, saß mit gesenktem Kopf da, die Hände um seine Oberschenkel gekrampft.
    «Welche Zeugen?», flüsterte er nach einer Weile. «Was hat das mit Giorgios Tod zu tun? Ich verstehe das nicht!»
    «Es könnte durchaus mit Signor Altlanders Ermordung zu tun haben und vor allem erklären, warum Sie bedroht werden. Irgendjemand scheint die Dinge sehr ernst zu nehmen. Es wäre in Ihrem eigenen Interesse, uns den Namen zu nennen.»
    Leone schüttelte den Kopf, immer heftiger, bis seine Haare flogen.
    «Nein!», keuchte er. «Ihr legt mich nicht rein.»
    «Bene!» Guerrini wandte sich zur Tür. «Dann gehen wir jetzt, und Sie können darüber nachdenken. Der Polizist für die Nachtwache wird bald hier sein. Buona notte, signor Leone! » Guerrini machte einen Bogen um den heiligen Sebastian, und noch ehe er und Laura die Treppe erreicht hatten, stand Leone im Flur.
    «Es war dieser verklemmte Deutsche. Der angeblich bekannte Kinderbuchautor, der seit Jahren hinter

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