Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
nicht so schnell nach München zurückwill. Hier fühle er sich wieder viel jünger.»
    «Ich auch!»
    Natalia drehte sich um und starrte Laura an.
    «Was?»
    «Ich fühle mich auch jünger, und ich will auch nicht so schnell zurück!»
    «Na, dann bleibt doch einfach. Dein Vater kann das Zimmer den ganzen Sommer behalten, wenn er Lust hat. Ich mag es sowieso nicht, wenn alle drei Tage neue Gäste kommen, und dein Vater ist der beste Gast, den ich seit langem hatte. Ich meine, man kann sich gut mit ihm unterhalten, er hat Humor und ist zufrieden. Vielleicht sehe ich auf diese Weise auch meinen werten Cousin irgendwann wieder, diesen Mistkerl!» Natalia musterte plötzlich Lauras Gesicht, trat einen Schritt vor, um sie noch genauer ansehen zu können. «Was ist denn mit deinen Augen passiert? Vor zwei Tagen waren sie noch größer!»
    «Nichts Schlimmes. Ich habe mir nur den Kopf gestoßen.»
    Natalias Hand schoss so schnell nach vorn, dass Laura nicht mehr ausweichen konnte. Sie hob Lauras Locken an, nickte befriedigt. «Den Kopf gestoßen, wie? Das sieht eher aus wie ein Streifschuss, der genäht werden musste. Warum passt Angelo nicht besser auf dich auf? Was ist das für ein Fall, an dem ihr arbeitet? Weiß dein Vater schon davon, dass du verletzt bist?»
    «Natalia, bitte. In der Sache gilt absolute Geheimhaltung. Ich spreche auch mit meinem Vater nicht darüber. Und wenn ich ihn gleich im Café treffe, werde ich meine Sonnenbrille aufsetzen. Der Kratzer auf meiner Stirn ist harmlos.»
    «Das sehe ich!» Entschlossen nahm sie den Korb auf, in dem sie die verwelkten Rosen gesammelt hatte. «Ich hoffe, Angelo hat auch einen Kratzer abgekriegt. Das kannst du ihm gerne ausrichten, Laura. Und mach dir keine Sorgen um deinen Vater, der ist bei mir besser aufgehoben als du bei Angelo!» Plötzlich lachte sie. «Schau nicht so erschrocken! Wir Guerrinis sind manchmal ziemlich direkt. Und jetzt geh und such deinen Babbo. Aber vergiss die Sonnenbrille nicht.» Sie winkte Laura zu und verschwand im Haus.
    Eindruckvoll, dachte Laura und machte sich auf den Weg zur Piazza Matteotti. Unterwegs sah sie einen Hund Wasser von einem eisernen Wasserspeier in Form eines Wolfskopfes saufen und dachte, dass man darüber ein Gedicht schreiben könnte.

    Emilio Gottberg saß auf der Terrasse des Café Nannini , vor sich eine große Tasse Milchkaffee und zwei frische Hörnchen. Er las gerade den Corriere della Sera, und auf seinem Tisch lagen außerdem die neuesten Ausgaben von La Repubblica und L’Unità , dem Organ der alten und neuen Kommunisten. Nichts unterschied ihn von all den anderen älteren Herren, die ebenfalls zeitunglesend ihren Kaffee tranken. Und er war so vertieft in seine Lektüre, dass er Laura erst bemerkte, als sie vor ihm stand und sich räusperte.
    «Ecco!», sagte er. «Ich wusste, dass ich eine Tochter habe. Guten Morgen, meine Liebe, was führt dich zu mir?»
    «Sehnsucht!», erwiderte Laura und setzte sich auf den Stuhl neben ihm.
    «Das hast du nett gesagt. Aber ich denke, dass es eher schlechtes Gewissen ist, das du nicht haben musst, weil es mir lange nicht mehr so gutgegangen ist. Möchtest du ein cornetto ?»
    «Ich habe kein schlechtes Gewissen, Babbo. Ich weiß, dass es dir gutgeht. Ein Hörnchen reicht nicht! Ich habe Hunger, und einen Milchkaffee will ich auch.»
    « Bene , meine Tochter. Und was ist es sonst noch?»
    «Ich habe einen Auftrag für dich, Vater. Würdest du bitte alle wichtigen Zeitungen auf Hintergrundberichte über das Leben von Giorgio Altlander und eine Verbindung zwischen ihm und einem gewissen Paolo Montelli durchsehen? Montelli war in den siebziger Jahren einer der Anführer der linken Studenten in Norditalien.»
    Der alte Gottberg legte seine Zeitung auf den Tisch und schaute Laura über den Rand seiner Brille nachdenklich an. «Denkst du dir solche Sachen eigentlich aus, um mich zu beschäftigen, oder meinst du das ernst?»
    «Ich meine es ernst, Babbo. Ich habe zwar bereits in München allerlei quergelesen, und Angelo hat zwei Kollegen auf das Internet und die Archive angesetzt. Aber denen trau ich nicht so ganz, und ich wusste in München noch nicht, worauf ich speziell achten …»
    «Ist schon gut, Laura. Ich hab’s verstanden. Paolo Montelli. Ich werde mir Mühe geben. Und wie geht es dir sonst? Willst du nicht deine Sonnenbrille abnehmen? Wir sitzen im Schatten!» Er winkte den Kellner herbei, bestellte einen zweiten Milchkaffee und zwei brioches .
    «Nein, ich will

Weitere Kostenlose Bücher