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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Angst, die wir mit unserer Arbeit in Schach halten. Aber es kommt noch etwas anderes hinzu. Ich brenne inzwischen regelrecht darauf, Paolo Montelli gegenüberzustehen … und gleichzeitig graut mir davor. Es ist ein total beschissenes Gefühl und hat mit diesem Fall nicht unbedingt etwas zu tun!»
    Guerrini sah blass aus, hatte den Kragen seines dunkelblauen Hemds aufgeknöpft, schlug jetzt mit der Faust auf seinen Schreibtisch.
    «Er gibt das Spiel immer noch nicht auf, verstehst du! Natürlich ist er nie am Telefon zu erreichen. Immer antwortet diese eingebildete Zicke. Und er ist gerade nicht da – jedenfalls nicht in Borgo Ecclesia. Dringende Geschäfte haben ihn nach Rom gerufen. Man wird versuchen, ihn zu erreichen, und mir mitteilen, wann ein Treffen möglich ist!» Guerrini sprach sehr laut. «Es ist denen scheißegal, ob es eine Vorladung gibt oder nicht. Wahrscheinlich hat er inzwischen irgendeinen wichtigen Politiker angerufen, um sich rauszuwinden.» Plötzlich hielt er inne und sah Laura an, die noch immer an der Wand lehnte.
    «Du musst denken, dass ich auf einmal den Verstand verloren habe. Entschuldige bitte!»
    Laura schüttelte den Kopf, spürte ihre Wunde und verzog ein bisschen das Gesicht.
    «Nein, ich glaube nicht, dass du den Verstand verloren hast. Ich glaube nur, dass du sehr wütend bist und dass es eine alte Wut ist. Und ich glaube, dass Montelli sich vielleicht auch vor der Begegnung mit dir fürchtet.»
    «Der?!» Guerrini lachte auf. «Vor mir fürchtet der sich bestimmt nicht!»
    «Woher willst du das wissen? Du könntest es wenigstens in Erwägung ziehen. Aber da du jetzt auf Montelli warten musst, kannst du vielleicht mit mir den deutschen Katzenfreund vernehmen. Er hat sich nicht verleugnen lassen, sondern wird in einer Stunde hier sein … allerdings musste ich ihm mit einer richterlichen Vorladung drohen.»
    «Der Typ ist so ziemlich der Letzte, den ich jetzt sehen möchte! Lieber würde ich mir Enzo Leone nochmal vorknöpfen.» Guerrini ging zu seinem Waschbecken, trank ein paar Schlucke direkt aus dem Wasserhahn.
    «Der kommt auch noch dran. Falls es dich interessiert, was ich mir zurechtgelegt habe, dann wäre ich bereit, es dir zu erzählen. Ich meine, falls du nicht zu wütend bist, um zuzuhören.»
    «Ich dachte, du glaubst, dass ich den Verstand verloren habe.» Er versuchte ein Lächeln. Wasser tropfte von seinem Kinn auf das Hemd. Er wischte es weg. «Also, ich höre.»
    «Wirklich?»
    «Wirklich!»
    «Mich interessiert im Augenblick vor allem Altlanders Laptop. Dir geht es vermutlich ähnlich. Irgendjemand hat ihn mitgenommen, und irgendjemand sucht ihn. Und ich habe das Gefühl, dass diesem perfekten Täter genau da ein gefährlicher Fehler passiert ist, den er nicht mehr rückgängig machen kann, sosehr er sich auch darum bemüht.»
    Guerrini nickte. «In meinem Kopf laufen lauter ganz verrückte Gedanken ab. Und ich krieg sie einfach nicht zusammen, als hätte ich eine Blockade.»
    «Vergiss sie doch einfach, deine Gedanken. Je weniger du nachdenkst, desto schneller findest du wahrscheinlich die Lösung. Es hilft bestimmt, wenn wir jetzt mit Peters reden. Es lenkt uns ab von diesem Montelli-Syndrom, und ich hab da so vage Vorstellungen.»
    «Und welche?»
    «Das kann ich nicht sagen, Angelo. Es ist noch nicht greifbar. Kennst du so was nicht?»
    Guerrini strich sein Haar zurück und massierte seinen Nacken.
    «Verdammt gut kenne ich das, und es macht mich noch wütender, wenn du mich daran erinnerst.»
    «Caro commissario», erwiderte Laura, «ich habe den Eindruck, dass ich jeden Tag neue Facetten deines Wesens kennenlerne. Bisher warst du immer so reif und wunderbar überlegen.»
    «Und was bin ich jetzt?»
    «Du spinnst rum, und ich finde das sehr reizvoll!»
    Guerrini starrte sie an.
    «Das ist ein merkwürdiges Kompliment, Laura.»
    «Wir führen ja auch eine merkwürdige Beziehung, findest du nicht?»
    Guerrini machte einen Schritt auf sie zu, hielt aber inne, als es heftig an die Tür klopfte. D’Annunzio wartete nicht, bis jemand «avanti» rief. Er streckte den Kopf ins Zimmer und verkündete aufgeregt, dass die Sekretärin von Signor Montelli am Apparat sei und ob er sie durchstellen könne.
    «Stell sie durch!», knurrte Guerrini.
    Als d’Annunzio wieder verschwunden war, lehnte Guerrini sich mit dem Rücken an die Tür und zog Laura zu sich heran. «Ich würde dich jetzt gern lieben», sagte er leise.
    «So was geht in merkwürdigen Beziehungen nie,

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