Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
Grazie, commissario! Und würdest du bitte das Aufnahmegerät bedienen.»
Die Tür ging auf, und Peters wurde von zwei Polizisten hereingeführt. Er war blass, seine Augen lagen tief in den Höhlen, aber er lächelte, irgendwie ungläubig und gleichzeitig verlegen.
«Ich hab keine Ahnung, wie man sich in so einer Situation verhält», sagte er und räusperte sich. «So was kenn ich nur aus Fernsehkrimis. Was muss ich jetzt machen?»
«Guten Tag, Herr Peters. Sie müssen gar nichts machen. Sie können sich setzen, Commissario Guerrini wird das Aufnahmegerät einschalten, und dann werde ich Ihnen einige Fragen stellen.»
«In Krimis verlangen die Leute jetzt einen Anwalt, oder? Ich kenne allerdings keinen, und ich glaube auch nicht, dass ich einen brauche.» Peters setzte sich, atmete tief ein und stieß die Luft hörbar aus.
«Gut, dann fangen wir an. Das Gerät läuft …» Laura warf Guerrini einen fragenden Blick zu, der nickte und drückte auf den Knopf. «Bitte nennen Sie Ihren Namen, Geburtsdatum und -ort und Ihren Wohnsitz in Italien.»
Peters gehorchte kopfschüttelnd, hatte noch immer diesen ungläubigen Ausdruck in den Augen. Beinahe empfand Laura Mitleid mit ihm.
«Herr Peters», begann sie. «Sie haben uns bei anderer Gelegenheit erzählt, dass Sie mit Giorgio Altlander befreundet waren. Könnte es sein, dass Sie in den frühen Morgenstunden des vergangenen Sonntags in Wasteland waren, um Altlander zu besuchen – einen Kaffee mit ihm zu trinken? Sie wussten, dass er häufig die ganze Nacht durcharbeitete …»
Peters schüttelte heftig den Kopf.
«Nein, nein. Niemals. Letzten Sonntag, warten Sie. Da habe ich selbst die ganze Nacht durchgearbeitet und bin dann ins Bett gegangen.»
«Was würden Sie sagen, wenn Altlanders Gärtner Sie gesehen hätte?»
Peters fuhr auf, schaukelte kaum merklich hin und her.
«Sie wollen mich reinlegen, nicht wahr? Niemand hat mich gesehen, weil ich nicht da war!»
«Aber der Gärtner hat sogar gesehen, dass Sie ins Haus hineingegangen sind, Herr Peters.»
Benno Peters schloss seine Augen und rieb mit den Fingern der rechten Hand seinen Bart, immer auf und ab, auf und ab.
«Hinzu kommt», fuhr Laura leise fort, «dass die Autopsie von Giorgio Altlander den Zeitpunkt des Todes auf die frühen Morgenstunden des Sonntags festgelegt hat.»
Noch immer hielt Peters seine Augen geschlossen.
«Ich nehme an, dass Sie bluffen», murmelte er endlich. «Aber sicher sein kann ich natürlich nicht. Vielleicht bluffen Sie auch nicht, und der alte Pietro hat tatsächlich in den Oliven gearbeitet oder seine Schafe gesucht. Eigentlich spielt es gar keine Rolle …» Er öffnete kurz seine Augen, machte sie aber gleich wieder zu. Kniff sie sogar zusammen, als könne er auf diese Weise die Außenwelt fernhalten.
«Ich war da. Am Sonntagmorgen um halb sechs. Es war ein wunderbarer Morgen, taufrisch. Ich habe einen langen Spaziergang gemacht und wollte anschließend zu Giorgio auf einen frühen Kaffee. Das habe ich öfter gemacht. Elsa Michelangeli kam am Abend auf ein Glas Rotwein und ich am Morgen auf einen Kaffee. Roswita weiß nichts davon. Sie ist Langschläferin, während ich das erste Morgenlicht liebe.» Er hielt inne, bat um ein Glas Wasser. Laura gab seine Bitte an Guerrini weiter, der wiederum den Wachmann vor der Tür losschickte. Peters sprach erst weiter, als er getrunken hatte.
«Es stand ein Auto vor dem Haus. Keines, das ich kannte. Ein kleiner Fiat – älteres Baujahr. Erst dachte ich, dass er Pietro gehören könne. Dann fiel mir ein, dass Pietro einen kleinen Lieferwagen fährt. Ich selbst hatte meinen Wagen ein Stück weiter unten stehen lassen – hinter dem Hügel.»
«Warum?»
Peters zuckte bei Lauras Frage kaum merklich zusammen.
«Weil Giorgio manchmal Besuch hatte und ich nicht stören wollte.»
«Hatten Sie Ihr Fernglas dabei?»
«Nein!» Seine Stimme klang abweisend. Wieder trank er einen Schluck. «Ich folgte dem Weg zum Haus, sah den Wagen und wollte schon umkehren. Und dann … es war wohl Neugier. Ich ging zum Haus, fand die Tür offen …»
«Und dann?»
«In der Halle war niemand. Es war völlig still. Als ich in der Küche keinen fand, ging ich die Treppe hinauf zu Giorgios Arbeitszimmer. Dort war die Tür nur angelehnt. Ich lauschte und hörte eine Art Stöhnen, beinahe Schluchzen. Da bin ich umgekehrt. Ich wollte nicht stören … Giorgio hatte manchmal solchen Besuch.» Plötzlich schluchzte Peters auf und begrub sein Gesicht
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