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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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er in Ruhe gelassen. Das hatten schon ganz andere vorgemacht, in wesentlich höheren Positionen als Montelli.
    Als das Tor sich lautlos öffnete, verstärkte sich Guerrinis inneres Beben, und er versuchte, ruhig zu atmen. Langsam fuhr er den breiten Kiesweg entlang, vorbei an Oleanderhecken und Rosenbeeten, erreichte endlich die herrschaftliche Auffahrt vor der Villa, registrierte die geschwungene Freitreppe, die riesigen Terrakottakübel mit Palmen und exotischen Blumen, empfand ein leichtes Ekelgefühl wie jedes Mal, wenn er mit der äußeren Demonstration von Macht und Reichtum konfrontiert wurde. Und ihm fiel plötzlich der letzte in der langen Reihe ehemaliger italienischer Ministerpräsidenten ein, der ein besonderes Talent für solche Gesten hatte und kürzlich einen künstlichen Vulkanausbruch samt künstlichem Erdbeben inszenierte. Als wollte er seinen Gästen und der Welt zeigen, dass er wiederkommen würde – mit Feuer und Donnergrollen.
    Guerrini musste sich einen Ruck geben, um auszusteigen, blieb neben der Autotür stehen und sah zum Haus hinauf. Am Ende der Freitreppe stand ein Mann und sah ihm entgegen. Er war allerdings kaum mehr als ein Schattenriss, hatte die Sonne im Rücken, und Guerrini empfand auch das als Teil der Gesamtinszenierung. Deshalb weigerte er sich, seine Augen mit einer Hand zu schützen und angestrengt noch oben zu starren. Wieder überkam ihn dieses Wurm-im-Staub-Gefühl, das der andere ihm offensichtlich vermitteln wollte, denn er machte keine Anstalten, ihm auch nur eine Stufe entgegenzukommen.
    Guerrini blieb neben seinem Wagen stehen und wartete auf eine Reaktion des anderen. Dass der zu ihm herunterkommen würde, hielt er für unwahrscheinlich. Er allerdings würde auch nicht zu ihm hinaufsteigen. Um ins Gespräch zu kommen, mussten sie einen Kompromiss finden.
    Der andere allerdings verblüffte Guerrini, denn nach ein, zwei Minuten wortloser Konfrontation kam er tatsächlich ein paar Stufen herab – ganz locker, eine Hand auf dem Sandsteingeländer, allmählich Kontur annehmend, und rief: «Bist du das, Guerrini? Komm rauf und spiel nicht den Geheimpolizisten!»
    Guerrini nahm daraufhin ein paar Stufen nach oben. Als sie nur noch zwei Meter voneinander entfernt waren, blieben sie stehen, taxierten einander blitzschnell.
    Ich hätte ihn nie erkannt, dachte Guerrini. Niemals hätte ich diesen kurzgeschorenen Schädel mit meinem ehemaligen Schulkameraden in Verbindung gebracht.
    Montelli hatte inzwischen eine untersetzte Statur, seine dunklen Augen über den schweren Tränensäcken waren sehr klein und wachsam.
    «Was willst du?», fragte er jetzt – die Hand noch immer auf dem Geländer und sich sehr gerade aufrichtend, denn er war mindestens einen Kopf kleiner als Guerrini.
    «Mit dir reden!»
    «Über was?»
    «Das weißt du ganz genau.»
    «Nein.»
    «Nein? Du warst noch nie harmlos, Montelli. Deshalb spiel nicht den Harmlosen!»
    Montelli wandte kurz den Blick von Guerrini ab, schien über den Park zu schauen.
    «Wie gefällt dir mein Garten?», fragte er.
    «Nicht schlecht, aber es sind zu viele Chinesen drin!», erwiderte Guerrini.
    «Was?»
    «Du hast schon richtig verstanden.»
    «Meine Chinesen gehen dich überhaupt nichts an, Guerrini!»
    «Tun sie auch nicht – sie sind mir nur aufgefallen. Eigentlich wollte ich mit dir über etwas anderes reden …»
    «Über alte Zeiten vielleicht?» Montelli lachte auf. Es klang wie ein Bellen.
    «Über die auch. Ich habe ein Bild von dir und Giorgio Altlander in der Zeitung entdeckt. Ein altes Foto. Da hattest du noch mehr Haare.»
    «Die Zeiten ändern sich. Weshalb interessieren dich meine Haare?»
    «Du warst hübscher mit Haaren.»
    Montelli kniff die Augen zusammen, sein rechter Mundwinkel zuckte zweimal.
    «Was meinst du damit, Guerrini?»
    «Nichts Besonderes – ist mir nur ebenfalls aufgefallen. Und die rote Fahne. Die war auch hübsch!»
    «Worauf willst du eigentlich hinaus?»
    Er ist in der Defensive, dachte Guerrini. Wieso ist er so schnell in der Defensive?
    «Das kann ich dir genau sagen, Montelli. Ich habe Schwierigkeiten mit Leuten, die sich vom Revolutionär zum Großkapitalisten wandeln. Da geht es mir ganz ähnlich wie dem verstorbenen Giorgio Altlander. Dagegen macht es mir nichts aus, dass du schwul bist.»
    Guerrini wusste, dass er eine Bombe gezündet hatte, wartete auf die Detonation. Aber sie kam nicht. Montelli fasste auch mit seiner zweiten Hand nach dem Geländer, schaute an Guerrini vorbei in

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