Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
und schaute verwundert um sich. Laura musste lächeln, obwohl ihr eigentlich nicht danach war.
Ich sage jetzt einfach nichts mehr, bis er sich entschließt, das Gespräch wiederaufzunehmen, dachte sie und schaute auf ihre Armbanduhr. Bis zur Verabredung mit Montelli waren es noch zweieinhalb Stunden. Sie hatten also durchaus noch Zeit, Enzo Leone in die Mangel zu nehmen. Die Fahrt nach Borgo Ecclesia dauerte nicht länger als zwanzig Minuten.
Ich werde nichts sagen, dachte sie. Keine Alleingänge. Ich bin Ermittlungshilfe, und Angelo ist ein guter Polizist. Aber ich wette, dass Enzo Leone mit Paolo Montelli unter dem Olivenbaum rumgemacht hat, und ich bin mir nicht sicher, ob Angelo diese Einsicht zulassen kann. Die Frage ist im Augenblick nur, wie wir die Chinesen in dieser Geschichte unterbringen.
Dieser Gedanke erheiterte sie, und sie war sicher, dass er auch Guerrini erheitern würde, wenn sie mit ihm reden könnte. Doch er ging noch immer schweigend und in sich gekehrt neben ihr her. Als sie jedoch die Questura erreichten, zog er einen Autoschlüssel aus der Tasche, schloss einen zivilen Wagen im Innenhof auf und sagte: «Lass uns zu Leone fahren.»
Das Haus der Fagiolis wurde von zwei jungen Polizisten bewacht, die Guerrini noch nie gesehen hatte. Alles sei ruhig geblieben, berichteten sie, obwohl vier schwarze Geländewagen vorübergefahren waren. Sie hätten alle angehalten und die Personalien der Fahrer notiert.
«Der Bruder von Sergente Tommasini war auch dabei!», grinste einer der Polizisten.
«Soso», murmelte Guerrini. «Irgendwelche Chinesen?»
«Nein, Commissario. Nur Italiener.»
«Kann ich mal die Namen sehen?»
Der junge Mann reichte Guerrini ein Blatt Papier.
Tommasini, Bertone, Scilla, Gambetti las er und fragte sich, warum sie alle schwarze Geländewagen fuhren.
«Sehr gute Arbeit», sagte er. «Wir gehen jetzt ins Haus zu Signor Leone, und ihr passt weiter auf!»
«Zu Befehl, Commissario!»
Diesmal flirtete Guerrini nicht mit Anna Fagioli, obwohl sie ihm einen tiefen Blick schenkte.
«Wie geht es Leone?», fragte er ohne Umschweife.
«Er ist sehr unruhig. Wir machen uns inzwischen wirklich Sorgen um ihn.»
Laura konnte sehen, dass Guerrinis Sachlichkeit sie enttäuschte. Anna Fagioli strich ihr Haar zurück, legte den Kopf ein wenig schief und zog auf sehr sinnliche Weise ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Guerrini aber ging an ihr vorbei zur Treppe.
«Ist er in seinem Zimmer?»
«Ja, er ist oben. Der Hund übrigens auch.» Jetzt klang ihre Stimme schnippisch, beinahe ärgerlich.
Interessant, dachte Laura. Scheint nicht ganz zufrieden zu sein mit ihrem Fagioli.
Sie nickte Anna Fagioli zu und folgte Guerrini in den ersten Stock. Der von Pfeilen durchbohrte heilige Sebastian stand noch immer neben der Tür, und drinnen schlug der Hund an. Enzo Leone hatte offensichtlich ihre Ankunft beobachtet, denn er öffnete, ehe Guerrini anklopfen konnte. Er hielt Lupino am Halsband fest, wirkte noch blasser als am Abend zuvor. Der Hund wedelte mit dem Schwanz und jaulte.
«Lassen Sie ihn los, er wird uns schon nicht fressen!», sagte Guerrini.
Als Leone das Halsband freigab, raste der schwarze Labrador auf den Commissario los, umklammerte dessen Oberschenkel mit den Vorderbeinen und fiepte, als hätte er einen lange verschollenen Herrn wiedergefunden.
«Ein richtiger Wachhund scheint er ja nicht zu sein!», bemerkte Guerrini und hatte Mühe, sich von dem Tier zu befreien.
«Er sucht Giorgio.» Enzo Leone ließ sich in einen Sessel fallen, legte den Kopf in den Nacken und seufzte tief.
«Das arme Tier!», erwiderte Guerrini grimmig. «Signor Leone! Ich möchte jetzt, dass Sie mir ganz genau zuhören und präzise antworten, wenn ich Ihnen eine Frage stelle.»
Leone fuhr auf.
«Halten Sie den Mund! Sie haben mir bisher nur Lügen erzählt! Ich nehme an, dass Sie bei unserer ersten Begegnung nicht einmal wirklich betrunken waren. Sie decken jemanden und stecken bis zum Hals in Schwierigkeiten. Die Geschichte, die Sie uns über Peters einreden wollten, ist ebenfalls erfunden. Sie hatten nie Geschlechtsverkehr mit Peters, sondern mit einer völlig anderen Person, und ich sage Ihnen auch, mit wem! Mit Paolo Montelli!»
Enzo Leone riss seine Augen weit auf und starrte Guerrini entsetzt an.
«Nein, Commissario», stammelte er. «Das ist nicht wahr. Weshalb sollte ich … niemals! Montelli ist verheiratet, er ist nicht schwul. Es ist … wie kommen Sie denn auf diese Idee?»
«Ich
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