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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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unschätzbarem Wert. Sie bringt uns zum Lachen, und sie ist sehr originell.»
    «Wenn man gute Nerven hat, dann könnte man das so sehen», grummelte Emilio Gottberg, während er seine Augenlider auf- und zuklappte, um herauszufinden, ob das verflixte Sandkorn wirklich fort war. «Was würdest du tun, wenn deine Putzfrau dir von Zimmer zu Zimmer folgt, um gnadenlos ihre Geschichten zu erzählen?»
    «Ich würde es so einrichten, dass ich nie zu Hause wäre, wenn sie kommt!»
    «Meistens mache ich das auch, aber zurzeit bleibe ich lieber zu Hause.»
    «Geht’s dir nicht so gut?»
    Er rieb vorsichtig sein Auge.
    «Nicht reiben!»
    «Es juckt.»
    «Lass es jucken. Ich hab dich was gefragt, Vater.»
    «Ach, es geht mir ganz gut. Es ist nur … ich fühl mich draußen manchmal so ausgesetzt. Es ist alles irgendwie zu hell und zu laut und zu schnell. Da sitze ich doch lieber auf meinem Balkon und lese die Zeitung.»
    «Und wenn ich mit dir rausgehe?»
    «Setz dich lieber zu mir auf den Balkon. Ich mag die Stadt zurzeit einfach nicht. Ich hab ganz andere Bilder im Kopf, Pinien und Zypressen, einen Schwatz in einer Bar in – sagen wir Siena, auf dem Campo. Dein Commissario wohnt doch in Siena. Und ich war so oft mit deiner Mutter dort, Laura. Ich würde die Toskana wirklich gern noch einmal sehen, ehe ich mich verabschiede. Wir haben immer wieder darüber gesprochen in den letzten Monaten. Ich weiß ja, dass du wenig Zeit hast – aber vielleicht eine Woche?»
    «Ich habe es dir versprochen, Vater. Was sagten wir? Juni ist eine gute Zeit, wenn der Mohn blüht und man nachts draußen sitzen kann, ohne zu frieren.»
    «Der Juni ist schon fast vorbei, Laura.»
    «Aber noch nicht ganz! Ich habe Urlaub beantragt, und Ronald ist einverstanden, die Kinder zu übernehmen.»
    Emilio Gottberg lächelte, doch etwas in seinem Lächeln beunruhigte Laura. Es waren seine Augen, sie hatten einen seltsam fernen Ausdruck, als blicke er bereits auf die fernen Hügel oder als sähe er etwas, das für Laura unsichtbar war.
    Als sie sich zur Tür wandte, blieb er ganz gegen seine Gewohnheit sitzen. Da kehrte sie zu ihm zurück und legte ihm eine Hand auf die Schulter, streichelte ihn leicht und kam sich unbeholfen vor. Alle beide zuckten sie zusammen, weil Lauras Handy zu brummen begann.
    «Ja, Gottberg?»
    «Mama, hier ist Sofia. Du, ich komm heute Mittag nicht nach Hause. Sabine und ich wollen gemeinsam Mathe lernen. Du hast doch nichts dagegen, oder?»
    Laura blickte auf ihren Vater, der inzwischen seine Augen geschlossen hatte.
    «Weiß nicht, nein … lernt nur. Aber ich möchte, dass du heute Abend um sechs zu Hause bist. Dann kochen wir zusammen!»
    «Alles klar, Mama. Bis später.»
    Weg war sie.
    «Sofia?», fragte der alte Gottberg und machte ein Auge auf.
    «Ja.»
    «Fliegt auch davon, was?» Er öffnete das zweite Auge.
    «Sie macht Flugübungen.»
    «Tut’s weh?»
    «Manchmal.»
    «Kenn ich.» Er seufzte.
    «Ist aber schon länger her, was?» Laura streichelte weiter seine Schulter. Plötzlich lächelte er ein bisschen boshaft.
    «Also, ich finde, dass du noch heute ab und zu Flugübungen machst! Wenn ich nur an diese ungeheuer komplizierte Geschichte mit deinem Commissario denke …»
    «Aber das tut nicht weh, oder?»
    «Nur wenn du es dir schwermachst.»
    «Aber Babbo, das ist ganz allein meine Sache.»
    «Warte nur, bis deine Kinder Liebeskummer haben. Das tut genauso weh wie der eigene!» Er hatte seine Augen wieder zugemacht. Aus dem Schlafzimmer klang das Röhren des Staubsaugers herüber, aber in der Küche war es ganz still, duftete nach Kaffee, und Laura liebte ihren Vater für seine Klugheit.

    Die Kollegen von der Spurensicherung hatten außer ein paar Glasscherben nichts finden können, nichts, was auf den Dieb des Laptops hätte schließen lassen. Keine Fingerabdrücke an der Leiter, keine neuen im Arbeitszimmer. Aber dort hatten sie ohnehin nur die von Altlander, der Putzfrau und Enzo Leone gefunden. Immerhin erschien Altlanders Lebensgefährte am späten Nachmittag in der Questura und überreichte Guerrini eine lange Liste mit Namen und Telefonnummern. Er sah noch immer ein wenig angeschlagen aus, war aber sorgfältig gekleidet und frisiert.
    Irgendwie schien er von der schlichten Einrichtung in Guerrinis Büro irritiert, hatte vielleicht Besseres erwartet von einem Commissario. Er legte die Liste auf den Schreibtisch und wollte gleich wieder gehen, doch Guerrini hielt ihn zurück.
    «Ich habe noch ein paar

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