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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Schlaraffenland italienischer Spezialitäten gestaltet war. Plötzlich lachte er, tätschelte Lauras Hand und meinte, dass er es schon schaffen werde.
    «Ich nehme es als Abenteuerreise auf einen anderen Planeten, und hinterher schreibe ich darüber eine Geschichte für meine Enkel. Ich habe schon eine ganze Menge Geschichten für Luca und Sofia geschrieben.»
    «Das hast du mir noch nie erzählt.»
    Mit dem Löffel nahm er ein bisschen Milchschaum von seinem Kaffee und betrachtete ihn nachdenklich, ehe er ihn ableckte.
    «Die Geschichten sind ja auch für meine Enkel», murmelte er. «Es sind Dinge, von denen ich glaube, dass ich sie verstanden habe. Du weißt schon, was ich meine, Laura: Geschichte, Politik, Liebe, Familie, deine Mutter …» Seine Stimme wurde heiser, ungeschickt versuchte er, die Tränen in seinen Augen zu verbergen. Und Laura wusste, dass sie besser nicht auf seinen Schmerz einging, dass sie wegschauen sollte, und sie schaute weg, hinüber zu einer riesigen Micky Maus aus Plastik, hatte auch Tränen in den Augen und hoffte, dass er sie nicht sehen würde.

    Angelo Guerrini wurde an diesem Morgen von seiner Putzfrau geweckt, einer Frau aus dem Kosovo, die sich und ihre drei Kinder durchbringen musste, weil ihr Mann im Bürgerkrieg ums Leben gekommen war. Zenia arbeitete seit zwei Jahren für den Commissario. Als sie plötzlich vor seinem Bett stand, erwartete er irgendwie, dass sie ihm die Decke wegziehen würde. Es hätte zu Zenia gepasst, und ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie nahe daran war, es zu tun. So aber drehte sie sich schnell um, sagte nur sehr laut in ihrem harten Akzent «Fast neun Uhr!» und verschwand.
    Es war Guerrini unangenehm, dass er verschlafen hatte. Wenn Zenia in der Küche zugange war, wagte er nicht, einen Kaffee auf seiner kleinen Terrasse zu trinken. Zenia gab ihm stets zu verstehen, dass er das pure Luxusleben führe, dass er ein nichtsnutziges Mannsbild sei. Natürlich sagte sie das nicht, sondern drückte es – klarer als alle Worte – mit ihrem Gesicht und ihrem Körper aus. Ihre Art, beim Anblick von Krümeln auf dem Tisch oder ungespültem Geschirr die Mundwinkel nach unten zu ziehen und einzuatmen, als ziehe sie die Nase hoch, reichte völlig aus.
    Mehrmals war Guerrini kurz davor gewesen, ihr zu kündigen. Aber sie war eine gute Putzfrau, sehr gründlich und zuverlässig. Außerdem hatte sie drei Kinder. Deshalb behielt er sie, vermied es allerdings, gemeinsam mit ihr in der Wohnung zu sein.
    An diesem Morgen duschte er so schnell wie noch nie, zog sich in wenigen Minuten an und war schon fast aus der Wohnung, erlaubte sich allerdings, ihr eine Anweisung zu geben, ehe er die Tür hinter sich zuzog.
    «Würden Sie bitte das Bett frisch beziehen, Zenia?»
    Sie tauchte nicht auf. Er hörte nur ihre klare und laute Stimme aus der Küche: «Ich immer beziehe Bett frisch! Jede Woche!» In ihren Worten schwang Empörung mit.
    Guerrini schloss die Tür und lief erleichtert die Treppe hinunter. Als er auf die Straße trat, wehte ein leiser Wind durch die Gasse und blähte die bunten Fahnen, die an jedem Haus steckten. Bald war der Palio. Ein Nachbar von gegenüber schob gerade seine Vespa in die Mitte der Straße, winkte Guerrini freundlich zu, ehe er den Motor anwarf und knatternd davonbrauste. Mauersegler kreischten, eine Gruppe japanischer Touristen fotografierte die bunten Fahnen, dann zwei Katzen, die auf einem Mäuerchen saßen. Guerrinis alte Nachbarin aus dem zweiten Stock kam gerade vom Einkaufen zurück. Trotz der Wärme trug sie eine dicke blaue Wolljacke über ihrem Schürzenkleid. Sie war dünn und blass, ein wenig kränklich.
    «Alles wird immer teurer!», empörte sie sich und stellte ihre schwarze Plastikeinkaufstasche neben dem Commissario ab. «Nur meine Rente wird nicht mehr. Die Kirschen, Commissario, die Kirschen sind unbezahlbar in diesem Jahr. Wenn man es genau betrachtet, dann kann man als Rentner eigentlich nur noch von Pasta und Tomatensauce leben. So wird es enden … alle werden Pasta und Tomatensauce essen, wenn sie alt sind!» Sie lachte grimmig vor sich hin, und er sah, dass ihre Tasche rund um die Henkel tiefe Risse hatte.
    «Soll ich Ihnen den Einkauf nach oben tragen, Signora?», fragte er.
    « No, commissario . In der Tasche ist so wenig drin, dass ich das selber schaffe. Aber vielen Dank, trotzdem. Wissen Sie, was hundert Gramm Taleggio kosten? Zwei Euro fünfzig! Das ist so ein winziges Stückchen Käse, Commissario!» Sie

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