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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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dabei geholfen, dass andere es machen konnten.»
    Bemerkenswert, dachte Angelo und wunderte sich, dass sein Vater kein Heldenepos erzählte. Der alte Guerrini hatte ihm gegenüber stets den Eindruck erweckt, als hätte er persönlich mindestens zehn SS-Leute erledigt.
    «Ich hoffe, dass ich auch niemanden umgebracht habe. Genau kann ich es aber nicht sagen, denn geschossen habe ich schon. Meistens aus Angst.» Der alte Gottberg ließ den Rotwein in seinem Glas kreisen. «Aber das sind Geschichten von vorgestern. Ich erinnere mich nicht besonders gern daran. Es würde mir sicher leichter fallen, wenn ich Partisan gewesen wäre. Fast beneide ich Sie ein bisschen, Signor Guerrini.»
    « Perché? Es war nicht so glorreich bei den Partisanen, Dottore. Aber ich bin stolz darauf, dass wir Toskaner gegen unsere eigenen Faschisten und gegen die Deutschen gekämpft haben.»
    Lauras Vater nickte.
    «Meine Frau hatte eine Menge von diesem Geist der Toskaner. Und Laura hat es geerbt.» Er lächelte seiner Tochter zu.
    Der alte Guerrini betrachtete Laura aus leicht zusammengekniffenen Augen, nickte dann und hob sein Glas.
    «È possibile», murmelte er. «È possibile.»
«Sie leben.
Die Ungeheuer unserer Nächte.
Fressen uns mit ihrer Gier,
Die unsere eigene ist.
Will sie reißen aus der Nacht,
Tragen in den Tag,
Meine Ungeheuer.
Will lieben, bis mein Körper brennt.
Das Leben.
Dich.
Wer immer du bist.»
    Guerrini räusperte sich und hielt inne. Laura lag neben ihm und lauschte seinen Worten nach.
    «Lies das nochmal», sagte sie leise.
    Langsam wiederholte er Giorgio Altlanders Gedicht.
    Sie legte einen Arm in den Nacken und schaute Guerrini nachdenklich an.
    «Das ist stark. Fast erschreckend, weil wir doch alle unsere Ungeheuer verstecken. Ich hätte ihn wirklich gern kennengelernt, diesen Altlander.»
    «Er war schwul, Laura.»
    «Das ist doch völlig egal. Er war ein Liebender. Er brannte. Er liebte das Leben, obwohl alle dachten, er sei bitter und hart.»
    «Du kannst doch aus einem Gedicht nicht auf seine gesamte Persönlichkeit schließen.»
    «Natürlich nicht. Aber es kommt ein Mosaiksteinchen zum anderen: Was seine Haushälterin erzählte, die Kreolische Messe , Elsa, der Friese, die Gedichte, der Hund und selbst Enzo Leone.»
    «Wieso denn der? Er scheint Altlander nicht besonders zu betrauern.»
    «Nein, aber er wurde sicher einmal brennend geliebt. Von Altlander. Er ist ein sehr begehrenswerter junger Mann.»
    «Wie kommst du denn darauf?»
    Laura lachte.
    «Weil ich ihn beobachtet habe. Er hat eine sehr erotische Aura – für beide Geschlechter. Jetzt erzähl mir nicht, dass du so etwas nicht sehen kannst, Commissario!»
    Guerrini streckte beide Arme in die Luft und ließ sich rückwärts in die Kissen fallen.
    «Ich habe gesehen, dass er sich manchmal verführerisch gebärdet, aber das macht mich nicht an, Laura. Ich habe keine homosexuellen Tendenzen!»
    «Die sollst du ja auch nicht haben, Angelo. Nur bemerken sollst du es, und das hast du ja auch. Was ist denn, verdammt nochmal, so schwierig daran?»
    Er lag da, beide Arme hinter dem Kopf verschränkt, ganz offen, lächelte kaum merklich, sagte: «Angst.»
    «Angst?»
    «Ja, Angst. Jedenfalls nehme ich an, dass es Angst ist.»
    «Vor der erotischen Anziehung von Männern?»
    «Vermutlich.»
    «Warum ist das so schlimm?»
    «Weil es in dieser Gesellschaft jeden Mann noch immer ruinieren kann. Freiräume haben da nur Künstler, Modeschöpfer und solche Leute. Ein schwuler Commissario wäre hier in Siena eine Lachnummer. Warum, meinst du, gockeln hier alle Kerle so herum, wenn eine gutaussehende Frau sich nähert? Vor allem weil sie sich selbst und allen anderen beweisen müssen, dass sie richtige Männer sind.»
    Sanft streichelte Laura über Guerrinis Brust.
    «Und genau da könnte das Mordmotiv liegen, Commissario. Ich danke dir für deine Offenheit. Du hast gar keine Angst, sonst hättest du sie nicht zugeben können.»
    «Non lo so», lächelte er und schloss die Augen. «Du könntest recht haben mit dem Motiv. Du bist erstaunlich, Laura.»
    Sie legte ihre Wange auf seinen Bauch, streichelte über die weichen dunklen Haare, die von seiner Scham bis zum Nabel heraufwuchsen. «Du auch, Angelo!»
    Er lachte auf. «Lass es uns nicht übertreiben. Ich wollte dir noch etwas Interessantes vorlesen. Altlander hat Nachdichtungen zu Lord Byron gemacht. Zu einem Romantiker. Ist das nicht seltsam?»
    «Überhaupt nicht. Er war ein radikaler Romantiker. In jeder

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