Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
Stelle zeigen, Commissario.»
Guerrini ließ seinen Blick von Signora Piselli zur Plastikmadonna wandern.
«Gab es einen bestimmten Freund oder Bekannten des Signor Altlander, der in letzter Zeit häufiger als sonst zu Besuch war?»
Angela Piselli wiegte den Oberkörper hin und her, verzog das Gesicht in stiller Verzweiflung.
«Der Signor Peters, der kam ziemlich oft. Einmal habe ich ihn sogar erwischt, wie er mit dem Fernglas hinter einem Baum stand und auf das Haus vom seligen Signor Altlander geschaut hat.»
«Und, war da jemand zu Besuch bei Signor Altlander? Ich meine, als Signor Peters mit dem Fernglas hinterm Baum stand?»
«Ich weiß nicht genau, aber ich glaube, dass die Signora Elsa mit ihm auf der Terrasse saß. Ja, ich bin mir sogar ziemlich sicher.»
Wieder seufzte Guerrini und warf Laura einen genervten Blick zu.
«Ein Besucher mit einem schwarzen Geländewagen ist nie gekommen, oder?», fragte er weiter.
«Doch. Natürlich. Mindestens zehn seiner Bekannten hatten einen schwarzen Geländewagen. Mindestens. Es können auch zwanzig gewesen sein. Wenn der Signor Altlander ein Fest gegeben hat, dann standen überhaupt fast nur schwarze Autos vor der Tür. Mein Mann sagt immer, dass er nicht verstehen kann, wie die Leute das bezahlen können. Er sagt, dass diese Autos sehr teuer sind und dass sie ungefähr doppelt so viel Benzin brauchen wie andere Autos.»
«Kennen Sie den Signor Montelli?»
Sie hielt verblüfft inne, strich sich das Haar aus der Stirn.
«Ja, schon. Aber der war nicht oft da, und er fährt einen blauen Jaguar. Ich hab extra nachgesehen, was das für ein Auto ist, weil es mir gefallen hat und ich so eins noch nie gesehen hatte.»
Guerrini trank sein Glas leer und stellte es so behutsam ab, dass man es kaum hören konnte.
«Das wäre es. Aber bitte befolgen Sie meinen Rat, Signora, und gehen Sie für eine Weile von hier fort.»
Angela Piselli atmete tief ein und nickte. «Ja, ich werde zu meiner Schwester nach Grosseto gehen. Da sucht mich bestimmt niemand.»
«Geben Sie mir bitte Telefonnummer und Adresse Ihrer Schwester. Falls ich noch Fragen habe, Signora, oder Ihnen etwas mitteilen muss.»
«Natürlich.» Sie erhob sich mühsam, suchte einen Zettel und einen Stift, begann zu schreiben, hielt aber wieder inne und sah Guerrini ernst an.
«Es ist also ganz anders, als ich dachte … ich weiß wahrscheinlich gar nichts, aber der andere denkt, dass ich etwas weiß. Dem seligen Signor Altlander würde das gefallen. Er würde lachen, da können Sie sicher sein, Commissario. Das würde er!»
Plötzlich lachte auch sie, schrieb kichernd weiter und reichte Guerrini den Zettel. Dann begleitete sie die beiden Kommissare zur Haustür. Neben der schweren alten Kommode im halbdunklen Flur lehnte ein Jagdgewehr.
«Können Sie schießen?», fragte Laura und wies auf die Waffe.
«Aber sicher! Mein Mann hat es mir schon vor Jahren beigebracht. Wenn irgendein Kerl dir was antun will, dann kannst du dich wehren, hat er gesagt. Und das mach ich auch, da können Sie sicher sein, Commissaria!»
Laura war sicher, dass sie es tun würde. Als sie vors Haus traten, stand die Sonne schon hoch, und es war so hell, dass sie instinktiv ihre Augen mit den Händen beschatteten. Motorengeräusch näherte sich dem Haus der Pisellis, wurde lauter, doch sie konnten nichts sehen. Bäume verdeckten den Blick auf die schmale Straße. Halb geblendet, erwarteten sie irgendwie den schwarzen Geländewagen – doch es kam nur ein knallgrüner Fiat Punto, der auf den Platz vor dem Hof einbog. Der Hund raste bellend an seiner Oberleitung entlang, und Angela Piselli rief: «Es ist Caterina, meine Schwägerin Caterina! Sie will auf mich aufpassen. Caterina, das ist der Commissario, von dem ich dir erzählt habe, und das da ist eine deutsche Commissaria und …»
Guerrini und Laura winkten Caterina zu und stiegen schnell in den Lancia. Caterina wirkte, als könne sie sehr gut auf Signora Piselli aufpassen. Sie war eine kräftige Frau, Bäuerin vermutlich, und auch sie trug ein Gewehr.
«Ich wusste gar nicht, dass wir so eine wehrhafte weibliche Landbevölkerung haben», sagte Guerrini und lenkte den Wagen vom Hof. «Kein Wunder, dass sich so viele aus Versehen gegenseitig erschießen. Ist ja schon beinahe wie in Amerika!»
«Also in diesem Fall finde ich es sehr beruhigend, dass die beiden ein Gewehr haben. Die Polizei ist ja offensichtlich nicht in der Lage, der Signora Personenschutz zu geben.»
«Meinst du
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