Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
entspannte Stellung finden, wollte sich gerade aufrichten, um auf dem Rücksitz nach einem Kissen zu suchen, da nahm sie einen Schatten wahr, eine Bewegung, rechts, draußen vor der offenen Wagentür. Als sie langsam den Kopf wandte, schob sich beinahe lautlos die Schnauze eines großen schwarzen Wagens hinter den Zypressen auf dem gegenüberliegenden Hügel hervor. Der Hügel war sehr nah, nur durch eine Bodenwelle von ihnen entfernt.
    Laura starrte auf den riesigen Kühler, die gewaltigen Reifen, nahm die dunkle Windschutzscheibe wahr. Instinktiv schoss ihr Arm nach vorn, sie knallte die Wagentür zu, streckte sich flach nach hinten, schrie: «Bleib unten!»
    Kugeln schlugen ein wie Hagelkörner. Die Fenster auf Lauras Seite schienen zu explodieren, Splitter flogen, waren überall. Mit den Händen schützten beide ihre Augen, konnten nichts tun, als flach auf dem Rücken liegen bleiben und hoffen, dass der Schütze nicht tiefer halten würde.
    Dann war es still.
    Was ist, wenn er zu Fuß rüberkommt und uns einfach erschießt?, dachte Laura. Entsetzen kroch über ihre Haut, sammelte sich in ihrem Magen, und sie fürchtete, sich übergeben zu müssen. Alle ihre Sinne waren nach draußen konzentriert, auf jedes noch so winzige Geräusch. Trotzdem nahm sie Guerrinis Hand wahr, die sich der Box zwischen Fahrer- und Beifahrersitz näherte. Die Hand öffnete den Deckel der Box, zog eine Pistole heraus. Dann verschwand die Hand mit der Waffe, und Guerrini ließ sich aus der offenen Fahrertür fallen.
    «Rühr dich nicht!», flüsterte er, sie konnte ihn nicht mehr sehen.
    Warum war es so still? Da war nur Insektengesumm, ein Vogel stieß schrille Warnrufe aus. Laura wartete auf die nächste Garbe von Schüssen. War sicher, dass sie kommen würden. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie musste raus! Der Wagen bot keinen Schutz. Wenn der Unbekannte tiefer zielte, würden die Projektile mühelos auch das Metall durchschlagen. Zentimeter um Zentimeter schob sie sich auf den Fahrersitz hinüber, blieb mit ihrer Bluse am Schalthebel hängen, hatte es endlich geschafft, lauschte wieder. Der Vogel warnte noch immer, stieß einen scharfen hohen Ton aus, der ihre Nerven reizte.
    Raus! Mit den Händen voran ließ sie sich nach draußen gleiten, bewegte sich wie eine Schlange, nahm Guerrini wahr, der neben dem Vorderreifen kauerte, kroch instinktiv zum Hinterreifen, machte sich so klein wie möglich. Warum schoss der andere nicht? Was hatte er vor? Ihre Kehle war so trocken, dass sie kaum schlucken konnte. Irgendwas lief über ihr Gesicht. Sie wischte es weg, starrte auf ihre rote Hand. Dachte an Sofia, Luca. Wieder krampfte ihr Magen. Wenn sie nur eine Waffe hätte.
    Neben ihr raschelte es. Der Kopf einer Eidechse erschien zwischen vertrockneten Gräsern, züngelte. Schwarze Knopfaugen starrten sie an. Blut tropfte auf Lauras Bluse. Sie beachtete es nicht. Lauschte nur, hörte sogar ihr Herz schlagen.
    Der Motor des Geländewagens brüllte so unvermutet auf, dass Laura sich vor Angst zusammenkrümmte. Kam er näher? Raste er über die Bodenwelle auf sie zu? Sie konnte nicht unterscheiden, ob er lauter oder leiser wurde, warf sich auf den Bauch und schaute unter dem Lancia durch. Sah nichts, nur aufwirbelnden Staub. Zwei Schüsse krachten, keine Garbe. Angelo, dachte sie. Das war Angelo.
    Sie konnte ihn nicht sehen. Die verdammte Fahrertür stand noch immer weit offen. Sie beugte sich bis zum Boden. Ihre Wange berührte die Erde. Jetzt konnte sie unter der Tür durchsehen. Aber er war nicht mehr da, kniete nicht mehr neben dem Vorderreifen.
    Sie würgte. Blut tropfte von ihrem Kinn auf die Erde. Sie versuchte ruhig zu atmen, ihre Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht war es besser, vom Wagen wegzukriechen. Der Lancia verdeckte dem andern die Sicht. Sie hob den Kopf und sah sich um. Wenige Meter hinter ihr war ein dichtes Gestrüpp aus Ginster und Brombeerstauden. Aber etwas hatte sich verändert in den letzten Minuten. Irgendwie funktionierte ihr Kopf nicht richtig. Was war anders geworden?
    Sie lauschte. Zikaden. Vielleicht war es das. Hunderte von ihnen schienen gleichzeitig zu schnarren. Aber es war noch etwas anderes. Das Motorengeräusch war noch da, aber es hatte sich entfernt, war kaum noch zu hören. Laut waren nur noch die Zikaden.
    Laura setzte sich auf, lehnte sich an den Wagen und versuchte herauszufinden, woher das Blut kam, das stetig von ihrem Gesicht tropfte. Sie spürte keinen Schmerz.
    «Laura?»
    «Hier

Weitere Kostenlose Bücher