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Wolfstränen - Roman (German Edition)

Wolfstränen - Roman (German Edition)

Titel: Wolfstränen - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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fortkommen!«
    »Sie sind verrückt«, sagte Nell und versuchte, sich an Drought vorbeizudrängen. Dieser vertrat ihr den Weg. Er roch sauer und Nell schien es, als habe der Butler Alkohol getrunken.
    »Beim nächsten Versuch, in dieses Haus einzudringen, werde ich Sie niederschlagen, Miss Nell! Sie gehören hier nicht mehr hin!«
    Nell taumelte zurück. In ihrem Magen formte sich ein Stein. Sie schluckte hart. »Okay, Butler! Ich habe aber das Recht, meine Habseligkeiten aus meiner Kammer zu holen.«
    »Nein! Ich werde sie Ihnen zukommen lassen. Lassen Sie mich Ihre Adresse wissen.«
    »Sie Schwein!«, fuhr Nell auf. »Sie wissen genau, daß ich keine andere Wohnung habe.«
    Drought grinste teuflisch. »Das kann sich ja ändern, nicht wahr? Es gibt viele einsame Männer in dieser Stadt.«
    Er drehte den Knüppel zwischen seinen Fingern.
    Nell würde keine Chance gegen ihn haben. Er war mehr als einen Kopf größer als sie und angetrunken. Er würde sie ohne viel Federlesen zusammenprügeln und der Polizei berichten, sie habe Stairfield House unrechtmäßig betreten. Dazu hatte er das Recht. Das Ende wären ein paar Jahre bei Wasser und Brot in Newgate oder anderswo.
    »Also?«, fragte Drought seelenruhig.
    Nell widerstand dem Impuls, gegen Drought zu kämpfen. Sie würde unterliegen. Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Sie sind ein alter Drecksack! Wir werden uns wieder begegnen. Ich werde Sie niemals in meinem Leben vergessen.«
    »Das will ich doch hoffen«, grinste Drought.
    »Ich werde mit Sir Blackhole sprechen.«
    Drought kicherte leise. »Ganz wie Sie wollen. Gehen Sie zurück, woher sie hergekommen sind. Dein Platz ist die Straße, Mädchen, und wenn ich dich so ansehen, hast du den ersten Schritt dazu ja schon getan.«
    Nell wirbelte herum und stapfte hinaus. Unter ihren Füßen knirschte der Kies. Hinter ihr krachte die Haustür zu. Die Hunde schlugen an und heulten. Meggy wartete am Tor und empfing sie mit einem Gesicht, in dem tausend Fragen standen.
    Nell war wie gelähmt. Ihre Beine bewegten sich automatisch. Hinter ihrer Stirn hämmerte es.
    Eine Kutsche näherte sich.
    Der Mond stahl sich hinter Wolken hervor und in seinem Licht schimmerte auf der Kutschentür das Wappen der Blackholes.
    Meggy versteckte sich hinter einem Busch. Sie wirkte völlig verängstigt. Sie befand sich auf fremdem Terrain und war angefüllt mit Misstrauen vor der feinen Gesellschaft.
    Nell lief der Kutsche entgegen und sprang den Pferden in den Weg. Diese scheuten und der Kutscher zog schimpfend an ihren Zügeln. Nell stürmte um die Pferde herum und riss den Verschlag auf.
    Adrian Blackhole.
    Er sah sie an und runzelte seine Stirn.
    »Oh, Sir! Gut, daß ich Sie treffe! Ich muß mit Ihnen reden!«
    Blackhole schwieg und streichelte sein Kinn. Der Siegelring reflektierte das Licht der kleinen Öllampe, die den Innenraum der Kutsche erhellte.
    »Bitte, Sir! Hören Sie mich an!«
    Warum tat sie das? Warum war sie nicht froh, von diesem Monster weg zu kommen? Was, wenn er erfuhr, dass sie seine wahre Identität kannte? War sie dann nicht in Gefahr?
    »Bitte, ... Drought hat .. er hat ...!«
    Sie verhielt sich wie eine Närrin. Dieser Mann war ein Scheusal und sie, sie ...
    Ihre Gefühle befanden sich in einem Aufruhr, wie sie es noch nie erlebt hatte.
    Blackhole nickte und lächelte. Sofort fühlte sich Nell sicher. Es würde alles gut werden. Adrian war ein guter Mann und auch für sein Geheimnis würde es eine ausreichende Erklärung geben. Nein, so sehr konnte sie sich nicht in ihm getäuscht haben. Es musste eine Erklärung geben.
    »Finden Sie es nicht ziemlich unverschämt, meine Kutsche anzuhalten, um zu dieser späten Stunde zu betteln? Die Pferde hätte sie überrennen können, was, wenn ich es genau betrachte, nicht allzu schlimm gewesen wäre.«
    Nell war es, als wäre sie mit Eiswasser übergossen worden. Ihre Finger rutschten vom Griff der Tür.
    »Ich bin’s ... ich ... Nell!«
    »Sie sind krank. Machen Sie sich davon, Schlampe«, sagte Blackhole, griff die Tür und zog sie zu. Er gab dem Kutscher ein Zeichen. Die Pferde wieherten und die Kutsche rollte durch das Tor.
     
     
     

13

    »VERSCHWUNDEN?«, tobte Bernard. Er sprang auf, torkelte und sank zurück.
    »Ich wollt‘ was aus meiner Hütte holen«, jammerte Polly. »Aber niemand war da. Ich dacht‘ mir, du spinnst, wenn du mir drei Pence zahlst für nix und wollte ehrlich sein.«
    »Du warst neugierig, gebe es zu. Du wolltest deine alte Nase wieder in

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