Wolfstraeume Roman
wahr? Du weißt, dass er sich mit dem Lykanthropievirus angesteckt hat?« Red nickte. »Aber er hat behauptet, dass ich ihn nicht bekommen kann. Es muss angeblich die richtige genetische Disposition dafür vorhanden sein, um sich damit anzustecken. Das hat Hunter gesagt.«
Er lehnte seine Stirn gegen die meine. »Dann musst du wohl eine solche Disposition haben.«
»Das verstehe ich nicht. In all den Filmen, die ich gesehen habe, kann man den Virus immer nur von einem Werwolf in Wolfsform bekommen.«
Red ließ den Motor an. »Das stimmt auch... mehr oder weniger.«
»Aber Hunter hat sich nie... ich habe nie gesehen, wie er sich in einen Wolf verwandelt hat, und gebissen hat er mich auch nicht.«
Red sah so aus, als wäre ihm die Unterhaltung allmählich ein wenig unangenehm. »Nun«, sagte er und schaltete die Scheinwerfer an. »Es muss keine Übertragung durch Blut gewesen sein. Und wenn du eines Nachts vielleicht müde... oder etwas angeheitert warst...« Er beendete den Satz nicht, aber ich verstand, worauf er hinauswollte.
Er meinte jene Nacht, in der ich zuerst Wein getrunken und dann mit Red Gras geraucht hatte. Damals schien sich Hunters Rücken unter meinen Händen zu verwandeln, und seine Haare hatten sich seltsam rau angefühlt.
Ich zog die Knie hoch, schlang die Arme um meinen
Oberkörper und wandte den Kopf in Richtung Fenster. »Bring mich einfach nach Hause.«
Es war bereits dunkel. Die Scheinwerfer warfen nur einen schwachen Lichtstrahl auf die Straße, aber Red schien den Weg genau zu kennen. Mir fiel ein, dass ich ihn gar nicht gefragt hatte, woher er eigentlich wusste, dass er ins Krankenhaus kommen musste, und weshalb jemand mit einem Tierbeseitigungsservice keine Telefonnummer hatte, die bei der Auskunft zu erfragen war. Doch noch ehe ich meinen Mund öffnete, nickte ich ein. Als ich wieder aufwachte, fühlte ich mich wie ein Kind, das von seinem Vater ins Bett getragen wird. Red trug mich vorsichtig ins Haus.
Er ist wirklich stark, dachte ich, während er mich langsam auf ein Bett legte und dabei rasch die Decke unter mir fortzog.
»Ich leide unter Schlaflosigkeit. Weißt du noch? Ich werde nicht einfach so einschlafen.«
Red schaltete das Licht aus. »Seit wann kannst du eigentlich nicht mehr schlafen?«
Ich gähnte. »Schon seit einigen Jahren. Ich weiß nicht, wann es angefangen hat.«
Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach. »Hilft irgendwas? Hypnose, Übungen, Massagen, Sex?«
»Nichts.«
»Vielleicht gehörst du ja zu den Menschen, die eigentlich nachts auf sein sollten und besser während des Tages schlafen.«
Ich lehnte mich zurück und stellte fest, dass ich dabei meinen Kopf auf Reds Arm legte. Wie warm er sich anfühlte. »Aber ich will jetzt schlafen. Ich weiß nur einfach, dass es nicht klappen wird.«
»Mach es dir einfach bequem, und ich streichle dir den Rücken.«
»Das funktioniert bestimmt auch nicht.«
Red strich über meine Beine, bis er zu meinem Bauch kam. »Dreh dich um«, sagte er.
Ich tat ihm den Gefallen. Er zog mir das Kleid zur gleichen Zeit über den Kopf, während er mich mit der Decke zudeckte. Dann begann er auf meiner nackten Haut irgendwelche Buchstaben nachzufahren.
»Das ist sinnlos, Red.«
»Still. Versuch einfach, dich zu entspannen. Atme tief ein und aus, und entspann dich.«
Ich schloss die Augen und folgte den Spuren seines Fingers, wie er fremde Buchstaben bis zum Rand meines Slips nachzeichnete.
»Ich habe versucht, dich zu erreichen. Nach dieser Sturmnacht«, sagte er.
»Ich weiß. Es tut mir leid, Red.« Ich holte tief Luft und zwang mich, es auszusprechen. »Ich habe herausgefunden, dass ich von Hunter schwanger bin.«
Red antwortete nicht. Aber seine Hand hielt für einen Moment inne, ehe er fortfuhr, mich zu streicheln. Seine Berührung hatte etwas Beruhigendes, und ich ertappte mich dabei zu wünschen, dass seine Hand weiter nach unten wandern möge. Das müssen die Hormone sein, dachte ich, nicht meine Schuld...
Nach einer Weile verließen wir das Zimmer und fanden uns in einem Wald wieder. Red war auf einmal ein Wolf, der vor mir herlief.
»Warte«, rief ich. »Nicht so schnell.« Aber er roch ein Kaninchen oder etwas Ähnliches und sprang in großen Sätzen
davon. Als ich ihn einholte, war er von einem Stinktier besprüht worden und hatte seinen Schweif zwischen die Hinterläufe geklemmt.
»Du bist so was von dämlich, Red.«
»Jetzt wirst du nie mit mir schlafen«, erwiderte er. Ich legte meinen Arm um ihn
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