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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Moment... verdammt, da hat noch ein Flug Verspätung... Abra, ich brauche dringend etwas zu trinken, bevor wir weiterreden. Ich wollte eigentlich nur Pagan mitteilen, dass ich schon heute zurückkomme, und nicht mit emotionalen Neuigkeiten überschüttet werden.« Sie fuhr einen anderen Passagier an, ihr zu nahe gekommen zu sein und sprach einen Moment lang nicht mehr in ihr Handy.
    »Abra? Bist du noch da? Hör zu, mir ist natürlich klar, dass du meine Tochter bist und deshalb deine Probleme bei mir abladen willst. Aber es wäre trotzdem nett, auch mal mich zu fragen, warum ich schon eine Woche früher als geplant nach Hause komme.«
    Ich presste Red die Hand auf den Mund, um ihn davon abzuhalten, in lautes Gelächter auszubrechen. Zärtlich küsste er meinen Handballen. »Da muss ich nicht fragen, Mom. Du kommst jetzt schon zurück, weil sich Grania von dir getrennt hat. Sie ist emotional viel zu unreif für dich. Außerdem hast du sie dabei erwischt, wie sie mit einem anderen Gast geflirtet hat. Oder vielleicht auch mit
einem Hotelangestellten. Vermutlich mit einem Mann«, riet ich.
    Für einen Moment herrschte Schweigen. »Du glaubst wohl, dass nur du Probleme hast, die zählen, was?«, erklärte meine Mutter schließlich.
    »Nein, Mom. So denkst du – nicht ich. Ich versuche dir nur seit zehn Minuten mitzuteilen, dass ich mir die Hände verbrannt habe und...« Mit einem Klick wurde die Verbindung unterbrochen. Red und ich starrten uns an.
    »Wow«, murmelte er.
    »Jetzt hast du also meine Mutter, die ungekrönte Königin des Psychodramas, kennengelernt.«
    »Hm... ich denke, ich werde uns jetzt erst mal einen schönen Kaffee machen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du den ganz gut brauchen könntest. Später können wir jederzeit weitermachen.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es stimmte, dass ich nicht mit ihm schlafen wollte – also das heißt, dass ich keinen Sex mit ihm wollte. Denn nebeneinander geschlafen hatten wir ja bereits. Als ich jedoch so dagelegen hatte und Red zwischen meinen Beinen gewesen war, hatte ich jegliches Gefühl für Grenzen und Abgrenzungen verloren. Wenn er in diesem Augenblick drängender geworden wäre, hätte ich vermutlich nichts mehr dagegen eingewendet. Doch jetzt, nachdem ich nicht mehr erregt war, konnte ich es mir wieder kaum vorstellen, mit diesem – mir doch noch so fremden – neuen Mann den nächsten Schritt zu tun. Ihn jedoch einfach so stehenzulassen, das wollte ich allerdings auch nicht.
    »Vergiss den Kaffee und leg dich auf den Rücken«, forderte ich ihn auf.

    »Nein.«
    »Nein?«
    Red streckte die Hand aus und strich mir über die Wange. »Diesmal würde ich nicht mehr an mich halten können, Abra. Wenn du das für mich machst, dann kann ich dir nicht versprechen, dich nicht zu nehmen – in welcher Gestalt auch immer.«
    Ich starrte ihn an. Kein Mann zuvor hatte mich jemals als Frau betrachtet, bei der es ihm schwerfiel, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Was schlägst du also vor?«, wollte ich wissen.
    Er kratzte sich so am Nacken, dass sich die Muskeln in seinem Arm und seiner Schulter zusammenzogen. »Also – ich möchte dir beweisen, dass mehr in mir steckt, als man auf den ersten Blick sehen kann. Wenn das nicht durch Sex funktioniert, dann...«
    »Nein, ausgeschlossen.«
    »Dann muss es eben Bier und Rock’n Roll sein.«
    Da Bier und Rock ’n Roll vor zwanzig Uhr nicht sonderlich empfehlenswert waren, verbrachten wir den restlichen Tag damit, den kranken Katzen ihre Medizin zu verabreichen, einem zitternden Greyhound die Temperatur zu messen und den Pilzbefall des Burmesen mit Salbe zu behandeln.
    Die Tiere reagierten seltsam auf Red. Die Katzen fauchten zuerst und zeigten ihre Krallen; doch dann wurden sie zutraulich und begannen, sich an ihm zu reiben und laut zu schnurren. Die Hunde hingegen wurden sofort ruhig, sobald sie nur an ihm geschnüffelt hatten. Der American Akita, der schon immer ziemlich unberechenbar gewesen war, sprang zuerst wild bellend um Red herum. Doch als
dieser ihn scharf anblickte, legte auch er sich brav auf den Boden und rollte sich vor dem neuen Mann im Haus hin und her.
    »Hunde haben offenbar nichts dagegen, dass du ein Unw... ein Limmikin bist.«
    »Die meisten nicht. Ich kann gut mit Tieren umgehen. Das hilft.« Als könnte er meine Gedanken lesen, fügte er hinzu: »Du wirst auch weiterhin als Tierärztin arbeiten können, Doc. Keine Sorge. In der Zeit, in der du dich verwandelst – falls es

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