Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
Vom Netzwerk:
auch gern die Hintertür öffnen und auf die Terrasse raus. Ist das in Ordnung?«
    Die Brünette lachte, während sie Red die Getränke hinstellte. »Von mir aus kannst du dir deinen Hintern abfrieren, solange du willst. Mir soll’s recht sein. Wollt ihr Gläser?«
    Die beiden sahen mich an. »Nicht, wenn wir tanzen«, antwortete ich, woraufhin Red und die Frau lachten, als hätte ich etwas besonders Lustiges von mir gegeben.
    Red führte mich zur Jukebox. Ich kam mir vor, als wäre ich wieder in der Highschool und zum ersten Mal mit einem Jungen ausgegangen. Die Musikauswahl war mehr oder weniger beschränkt auf Country Western und Achtziger-Jahre-Pop, aber Red schien zu wissen, wonach er suchte. Er schaltete hastig von einer Musikrichtung zur nächsten, ohne mich zu fragen, was ich hören wollte.
    »Komm, Abra. Gehen wir.«
    Die hintere Terrasse, die in wärmeren Monaten vermutlich als Tanzfläche diente, wurde von zwei roten und zwei rosafarbenen Scheinwerfern beleuchtet. Red öffnete die Türen nach draußen. Ich ärgerte mich, nicht noch einen Pulli unter mein Wolljackett gezogen zu haben. Er stellte die Getränke auf einen Tisch, und als der erste Song einsetzte, war es zu meiner Überraschung ein ganz altes Lied über die Schönheit der Natur und des Mondes.

    Red fasste mich an der Taille und begann sich langsam zu bewegen. Zu meiner Verblüffung fiel es mir nicht schwer, ihm zu folgen. Ich hatte noch nie einen Tanzpartner gehabt, der so souverän zu führen verstand. Meine Füße schienen wie von selbst zu wissen, wohin sie sich bewegen mussten. Meine eingewickelte Hand löste sich aus der seinen und wanderte zu seiner Schulter, während meine Hüften im Takt der Musik hin und her schaukelten. Red hatte die Augen halb geschlossen, und wir drehten uns um unsere Achse.
    »Das ist fantastisch, Red.«
    »Tanzt dein Mann nicht?«
    »Eigentlich war bisher immer ich diejenige, die nicht tanzt.« Ich lächelte.
    Red trank sein Bier aus und bestellte ein neues. Der nächste Song war schneller, und wir bewegten uns erst voneinander fort, um uns dann wieder zu treffen. Vor Begeisterung über diese kinetische Art des Flirtens warf ich den Kopf zurück und lachte aus vollem Halse. Schweiß lief mir über die Stirn und zwischen meine Brüste. Red war so sehr ins Tanzen versunken, dass er nichts merkte. Nach einigen Minuten kam ein langsameres Stück.
    »Darf ich bitten?«
    Ich begab mich geradewegs in Reds Arme, während ein Sänger aus den siebziger Jahren verkündete, dass er an Wunder glaube, wenn ich es nur auch täte. Wir tanzten, wobei Reds Hand leicht über meinem Po ruhte. Sein Atem roch nach Malz und Hopfen. Beide schwitzten wir heftig.
    »Hast du eigentlich jemals den Worten dieses Liedes zugehört, Doc?«
    Ich lauschte. Der Sänger machte den recht eindeutigen
Vorschlag, dieses Wunder könne leicht tantrisch erreicht werden.
    »Das haben wir auch versucht, nicht wahr?« Ich grinste Red schelmisch an.
    Er biss spielerisch in mein Ohr. »Wir haben es fast versucht.«
    »Und? Verwandelst du dich bald? Bist du schon so weit?«
    »Abra.« Er tanzte ein paar Schritte von mir fort, um mich dann wieder an sich zu ziehen. »Hat dich noch nie ein Kerl gefragt: >Und? War’s das? Bist du schon gekommen?«<
    »Oh... ’tschuldigung.«
    Danach vergaß ich, warum wir überhaupt hierher gekommen waren und genoss den Abend. Zwei weitere Paare – Teenager – kamen zu uns auf die Terrasse und tanzten ebenfalls. Ich entspannte mich derart, dass ich mich nicht sträubte, wenn Red mir in aller Öffentlichkeit einen Kuss auf mein Schlüsselbein oder hinter das Ohr gab. Ich erlaubte ihm sogar, mich hochzuheben und danach eng an seinem Körper wieder hinuntergleiten zu lassen. Wenn ich mich ein paar Schritte von ihm entfernte, war ich gleich wieder bei ihm und ihm dabei so nahe, dass es ein Vorspiel zu sein schien, das wir hier betrieben – und zwar nicht nur ein Vorspiel für die bevorstehende Metamorphose.
    Mit einem Schlag blieben wir beide stehen und sahen uns an. Red schwitzte und wirkte jetzt sehr ernst. Seine Augen leuchteten dunkelgolden, und ich spürte, wie dringend er hinaus in die Natur musste.
    »Gehen wir.«
    Er folgte mir so dicht auf den Fersen, dass er ins Stolpern geriet. Ein Bekannter rief ihm etwas zu. Aber Red wirkte fast so, als sei ihm übel. Er war bleich, bewegte sich ungeschickt
und schien derart auf mich konzentriert, dass ich es nicht mehr allein auf Lust zurückführen konnte. Er folgte mir so, als

Weitere Kostenlose Bücher