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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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ziemlich übertrieben. Findest du nicht, Hunter?«
    »Gib mir einfach den Korb.« Ich stelle den Korb auf einen Tisch. Ehe ich Hunter davon abhalten kann, zieht er den Kaftan aus. Ich protestiere, da ich mich an die warnenden Worte des Mädchens erinnere.
    Plötzlich befindet sich Hunter auf mir. Er hat sich in einen Wolf verwandelt, seine Zähne sind nur wenige Zentimeter von meinem entblößten Hals entfernt. Ich schließe in Panik die Augen und spüre, wie er mit seinem vollen Gewicht auf mich fällt.
    »Du kannst die Augen jetzt wieder öffnen«, höre ich eine mir bekannte Stimme mit einem leichten texanischen Akzent. Ich blicke auf und sehe Red Mallin. Er trägt ein Holzfällerhemd und hat eine Axt in der Hand. In meinem Traum sieht er etwas jünger und besser aus als in Wirklichkeit – wie ein Schauspieler, der nun keine Nebenrollen mehr spielt, sondern nur noch Helden darstellt.
    »Ich finde, man beleuchtet dich jetzt besser«, sage ich. Als ich das Holzfällerhemd bemerke, fallen mir wieder Sams Worte ein. »Du bist kein Bär, oder?«
    »Nein, ich bin ein ganz anderes Tier. Komm schon, Abra. Mach die Augen auf.«
    »Aber sie sind doch schon auf. Ich sehe dich an. Merkst du das nicht?«
    Red beugt sich zu mir, und ich kann seinen Atem riechen. Er hat einen angenehmen Duft, fast so, als hätte er Minze gekaut. »Du musst aufwachen, Liebling.« Und dann steckt er seine Nase in meine Haare und holt tief Luft. Ich wende mich ab, als ich bemerke, dass seine Nase kalt und nass ist. Jetzt begreife ich. Natürlich – er ist auch ein Wolf.

    In diesem Moment schlage ich die Augen auf und bin hellwach.
     
    Eine Weile wusste ich nicht, wo ich mich befand. Erst nach einigen Sekunden wurde mir klar, dass ich in unserem Wohnzimmer war. Ich musste auf der Couch eingeschlafen sein. Nach einem langen und überraschend mitfühlenden Telefonat mit meiner Mutter hatte ich mich hingesetzt, um die Nachrichten bei CNN zu sehen und auf Hunter zu warten.
    Es hatte mir gutgetan, mit meiner Mutter über die Dalmatinerattacke und Malachy Knox zu sprechen. Aber im Grunde wollte ich vor allem meinem Mann von den Vorfällen erzählen. Ich schüttelte mich, um den lebhaften Traum loszuwerden, und schaltete den Fernseher ab. Ich war hellwach und fühlte mich beunruhigt.
    Es war bereits nach ein Uhr nachts – und von Hunter keine Spur. Er hatte mich gewarnt, dass er möglicherweise noch in ein Nachtcafé gehen und dort schreiben würde. Ich sollte nicht auf ihn warten, weshalb ich also nicht einmal einen Anlass hatte, wütend zu sein. Ich stand auf, ging in die Küche, setzte Wasser auf und drehte die Flamme auf dem Gasherd auf die höchste Stufe.
    Vermutlich war meine Mutter um diese Uhrzeit noch wach. Sogar höchstwahrscheinlich. Aber trotz unseres vertrauten Gesprächs einige Stunden zuvor, wollte ich ihr nicht erneut von meinen Eheproblemen erzählen.
    Als sie Hunter sieben Jahre zuvor kennengelernt hatte, war sie sogleich in ihre übliche Rolle einer Filmdiva verfallen und hatte mit ihm geflirtet. Ich konnte es ihr nachsehen. Sie hatte noch nie zuvor einen Mann getroffen, mit
dem ihre Tochter zusammen war, und wusste wohl einfach nur nicht, wie sie sich verhalten sollte. Als sie merkte, dass sich Hunter insgeheim über sie lustig machte, verwandelte sie sich zu seiner erklärten Gegnerin.
    »Ich nehme an, dass du meine Tochter magst, weil deine Mutter dir vieles nicht bieten konnte«, erklärte sie ihm eines Tages, während sie in der Küche für die Katzen Nieren in Stücke schnitt.
    »Interessante Theorie«, erwiderte Hunter und musterte sie auf eine Weise, die selbst meine Mutter nicht mehr als begehrlich interpretieren konnte. »Das könnte mich natürlich auch mit deiner Tochter verbinden. Ihr ist es sicher ganz ähnlich ergangen.«
    Nachdem Hunter sein Studium abgeschlossen hatte und wir uns während der Wochenenden immer seltener sahen, fing meine Mutter an, ihn meinen Exfreund zu nennen. A la: »Du weißt schon, dieser Exfreund von dir, den ich noch nie leiden konnte.«
    Die meisten Freunde nahmen an, dass Hunter und ich seit dem College ein Paar waren. Doch die Geschichte war wesentlich komplizierter. Nach meinem Abschluss zogen wir zwar zusammen, hatten aber aufgehört, miteinander zu schlafen. Hunter bezeichnete mich als seine Mitbewohnerin. Er wollte mich als Sicherheit in seiner Wohnung, damit ihm sein Vermieter nicht kündigte, wenn er in Anchorage, Pulau Pangkor oder Goa war. Ich arbeitete in verschiedenen Tierheimen,

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