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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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gezeigt.«
    Ich dachte nach. »Ich glaube, eigentlich war er nur dieser Mann, den ich vor kurzem kennengelernt habe. Vermutlich musste ich lediglich an eine Äußerung denken, die ich gehört hatte. Nämlich dass alle Männer Wölfe sind.«
    »Du hast einen Mann kennengelernt?« Meine Mutter klang hellauf begeistert. So ließ sie sich gern vom Thema abbringen.
    »Er bringt wilde Tiere fort, die in irgendwelchen Speichern oder Gärten hausen. Das heißt im Klartext, dass er
die Eichhörnchen tötet, die in deinen Bäumen leben, Mom. Also mach dir keine falschen Hoffnungen.« Jedenfalls nahm ich an, dass Red so etwas tat. Als mir die kleine Eule einfiel, war ich mir allerdings nicht mehr so sicher.
    »Oh... na ja. Aber falls er attraktiv ist, solltest du wenigstens mit ihm schlafen. Du begehst den großen Fehler, Hunter dein ganzes Leben bestimmen zu lassen. Ich wäre wirklich erleichtert, wenn du zumindest hier und da deinen Mann auch mal betrügen würdest. Das wäre schon ein großer Fortschritt für dich, Abra.«
    Nun legte ich wirklich auf.

12
    Ich wusste , dass ich in der Bredouille steckte, als ich das Restaurant sah. Es gehörte zu jener Art von Lokalen, wo eine Bedienung das Wasserglas auffüllt und eine andere den Teller wegräumt. Die Frau, die mich zu unserem Tisch führte, war gertenschlank und trug unter ihrem schwarzen Kleid keinen BH. Sie lächelte Hunter mitfühlend an, während sie mit einer eleganten Geste auf meinen Stuhl wies.
    »Hunter«, sagte ich zur Begrüßung. »Du hast mich gar nicht gewarnt! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du mich in ein derart teures Restaurant führen würdest.« Ich hatte angenommen, dass wir meinen Geburtstag in einem dieser lässigen Lokale auf der West Side nachfeierten, wo es als schick galt, sich nicht besonders elegant zu kleiden. Hunter jedoch hatte einen Tisch in einem Restaurant auf der East Side reserviert, wo erschreckend dünne Frauen kaum geschlüpfte Küken zu sich nahmen. Mein Mann, der ein hellrosa Hemd und eine schwarze Jeans trug, war der Einzige ohne Krawatte, was bei ihm jedoch cool wirkte. Bei den anderen männlichen Gästen handelte es sich meist um leicht übergewichtige Typen mit roten Gesichtern, die allesamt Scotch tranken und ihren aschblonden Begleiterinnen lange Monologe zumuteten.

    Ich zwang mich dazu, nicht in meine Haare zu fassen, die sich auf der hauchdünnen Trennlinie zwischen gerade noch sauber und bereits verdächtig glänzend befanden. Am Nachmittag hatte ich Lillianas schwarzen Pulli übergezogen, der mir leider etwas zu klein war, da ein panischer Lhasa Apso auf meine lavendelblaue Strickjacke uriniert hatte. Zudem hatte ich mir ihren Lippenstift geborgt, was irgendwie auch keine gute Idee gewesen war. Allgemeine Erschöpfung brachte meine Augen mit den Kontaktlinsen zum Tränen, und rechts an der Stirn hatte sich meine Haut gerötet. Alles in allem wünschte ich mir nichts mehr, als zu Hause zu sein und Tomatensuppe aus der Dose zu essen.
    Aber mein Mann und ich hatten uns verabredet, und so fühlte ich mich nun wie ein Boxer, der verzweifelt versucht, im Ring zu bleiben.
    »Du siehst toll aus.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch.
    »Ganz ehrlich. Beinahe wie ein viktorianisches Kindermädchen.««
    Hunter rückte den Stuhl für mich vom Tisch ab und kam damit dem Kellner zuvor. Der warf uns einen finsteren Blick zu, während sich mein Mann wieder setzte und seine Bestellung aufgab. »Für mich einen Gin Tonic, und für die Dame einen Champagner-Cocktail.«
    Der Kellner nickte – er schien davon angetan zu sein. Vielleicht merkte er, dass Hunter zu den wenigen (männlichen) Gästen gehörte, die es als selbstverständlich betrachteten, die Führung zu übernehmen und ungefragt für ihre weibliche Begleitung zu bestellen.
    »Ich sehe wie ein viktorianisches Kindermädchen aus? Wie soll ich das verstehen?«

    Hunter grinste. »Die wilde Haarmähne, die sich kaum durch eine Schildpattspange bändigen lässt. Das leichte Beben der Nasenflügel. Der hochmütige Schwung der ungezupften Augenbrauen.«
    »Die haarigen Beine?«
    »Zum Glück bist du nicht in jeder Hinsicht viktorianisch.«
    Ich legte theatralisch eine Hand auf meine Brust. »Hör auf, Liebster. Ich leide, ich leide.«
    »Übertreib nicht so. Du weißt ganz genau, dass du schön bist, Abra. Außerdem – das wollte ich gerade hinzufügen, ehe du mich unterbrochen hast – strahlst du etwas verführerisch Unterkühltes aus, als würdest du nicht wagen, alles zu zeigen, was

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