Wolfstraeume Roman
Auberginen-Krabben-Quiche empfehlen dürfte?« Vermutlich nahm er an, dass ich trotz allem eine englische Übersetzung benötigte.
»Nein, danke.«
»Oder vielleicht den Toast mit Parmaschinken und Austernpilzen?«
»Ich bin Vegetarierin.«
»Ah. Ah ja. Verstehe.« Er klang so, als ob ich an einer selbst verschuldeten Krankheit litte. »Möchten Sie vielleicht ein Souffle als Nachtisch?«
Im Grunde wollte ich nur noch so schnell wie möglich nach Hause. »Nein, danke.«
Pascal bedachte mich mit einem Blick, der mich vermuten ließ, dass er in meine Suppe zu spucken gedachte. Dann nickte er Hunter mitfühlend zu und stolzierte in die Küche, um den Koch zu bitten, ein niedliches Kaninchen in die Kasserolle zu werfen.
Endlich waren Hunter und ich allein. Auf einmal herrschte eine deutlich angespannte Atmosphäre zwischen uns. Das
gedämpfte Gemurmel der anderen Gäste schien aus weiter Ferne zu uns zu dringen, und das Klirren des Bestecks und der Gläser wurde durch das laute Pochen meines Herzens in den Hintergrund gedrängt.
»Abra«, sagte Hunter und machte eine hilflose Geste, als wüsste er nicht, wie er das, was er sagen wollte, in die richtigen Worte kleiden konnte.
Ich wollte es nicht hören. Was immer es sein mochte. »Du hast doch nicht vor, mir einen Antrag zu machen – oder?«, scherzte ich gequält.
Er senkte den Kopf und blickte mich aus reumütigen dunklen Augen an. »In gewisser Weise schon. Ich möchte dir etwas vorschlagen.« Er trank einen Schluck Gin Tonic. »Verdammt, Abs, dir muss doch auch aufgefallen sein, dass ich in letzter Zeit nicht glücklich war.«
Um nicht die Nerven zu verlieren, entschloss ich mich fürs Erste, meine Du-hast-mehrere-Möglichkeiten-Stimme zum Einsatz zu bringen. »Liegt es am Schreiben?«
»Teilweise ist es die Arbeit – ja. Ich weiß noch nicht, wie ich meine Geschichte genau konzipieren werde. Aber es geht eigentlich um etwas anderes. Abs, ich habe in den Karpaten etwas gefunden.««
»Hoffentlich keinen Werwolf.« Ich lachte gequält über meinen schlechten Witz.
Hunter lächelte nicht einmal. »Wenn du dich darüber lustig machen willst...«
»Nein, nein, überhaupt nicht. Also – du hast dort etwas gefunden...«
»Du weißt doch von der Frau, mit der ich zusammengearbeitet habe – Magdalena lonescu. Die Wolfsspezialistin. Sie wurde ganz in der Nähe eines großen Waldes geboren
und hat Rumänien noch nie verlassen. Sie ist unglaublich klug, was Wölfe betrifft. Abs, als ich mit ihr unterwegs war, um den Spuren der Wölfe zu folgen, war das unglaublich. Sie ist beinahe selbst wie ein Tier. Sie besitzt einen sagenhaften Instinkt. Geradezu unheimlich.«
Mein Mund fühlte sich trocken an. Warum hatte ich Magdalena für zu alt für Hunter gehalten? »Sie ist es also, mit der du ein Verhältnis hattest. Mein Gott, Hunter. Warum erzählst du mir das alles gerade jetzt und hier? Damit ich dir keine Szene machen kann?«
Er sah mich an. »Unsinn. Darum geht es doch gar nicht. Ja, gut, ich habe mit ihr geschlafen. Und es stimmt auch, dass sie mich sehr beeindruckt hat. Sie hat mich sogar verändert. Aber du bist meine Frau, Abra. Dich liebe ich. Verstehst du das nicht?«
»Dann sag endlich, was du sagen willst.« Ich hielt mich an meinem Ehering mit dem kleinen Diamanten fest, als befürchtete ich, er könnte mir jeden Augenblick vom Finger gerissen werden.
Hunter lehnte sich nach vorn. »Abra, wenn ich sage, dass sie mich verändert hat... Mist, ich weiß nicht, wie ich das formulieren soll, ohne verrückt zu klingen.«
»Sie hat dich mit dem Lykanthropievirus angesteckt, nicht wahr?«
Nun war es an ihm, verblüfft zu sein. Er wirkte fast schockiert. »Woher weißt du...«
»Von Malachy Knox, meinem Lehrer am Institut. Er hat sich mit dem Thema beschäftigt und weiß über deine Reise Bescheid. Aber ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, was eine Ansteckung durch dieses Virus genau bedeutet.«
Er schwieg. In Gedanken schien er die Rede umzuschreiben,
die er für diesen Abend vorbereitet hatte. Als er schließlich sprach, klang seine Stimme leise und eindringlich. »Es verhält sich folgendermaßen: Man muss ein Markergen in sich tragen, das dir von Seiten der Mutter vererbt wurde. Es gibt zwar keinen absolut zuverlässigen Test, aber Magda zufolge ist Schizophrenie der Mutter ein recht eindeutiger Indikator. Wenn der Virus also auf einen Menschen mit den richtigen genetischen Voraussetzungen trifft, kann er eine völlige Neuanordnung auf der
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