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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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DEN FEIND BEI KALLBRÜCK IM HÜRTGENWALD ERNEUT EINE ENTSCHEIDENDE NIEDERLAGE BEIZUBRINGEN--: der Nachrichtensprecher aus dem Radio. Vielleicht war es das: der Name irgendeines Nestes in der Gegend, aus der Berg stammte, der Bergs Stimmungswechsel auslöste.
    Er fuhr zusammen. Starrte zum Radio, als hätte er nie zuvor je eines zu Gesicht gekriegt. Dann richtete er, wie auf dem Schießplatz, die Mündung der Pistole auf den Lautsprecher, jagte kurz nacheinander drei Schüsse hinein. Das Bersten von Glas und Metall, eine kleine Stichflamme.
    Stille.
    „ Sieg Heil, Horrido und Amen! Allzeit bereit für Führer und Vaterland!“
    Berg ließ die Pistole sinken. Sah sich verwundert um. Krampfartigen Zuckungen, Schweißperlen auf seiner Stirn. Berg beugte sich nach vorn und begann zu Kotzen. Wieder und wieder.
    „ Schaffen Sie ihn hier raus“, rief ich der Wache zu.
    „ Sperren Sie ihn irgendwo ein, bis er wieder nüchtern ist.“
    Von irgendwoher ein metallisches Klickern. Ich brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass es von mir selbst ausging. Meine Hand, um den Griff einer Schere gekrampft, zitterte so sehr, dass sie wieder und wieder an die stählerne Kante des OP Tischs schlug.
    Unglaublich, wie viel Mühe es kostete, das Ding aus der Hand zu legen.
    „ Was hätte ich machen soll’n, Herr Hauptmann?“ entschuldigte sich die Wache und es klang nicht wie eine Frage, sondern nach einem Flehen.
    Vor mir auf dem OP Tisch lag ein Mann mit einem Loch in der Schädeldecke.
    Er hatte ein Herz, das Blut durch seine Adern pumpte. Er atmete. Er war jung und er hatte es vielleicht trotz allem nicht verdient, wegen Bergs Irrsinn draufzugehen. Manchmal hasste ich es Arzt zu sein. Manchmal hasste ich mich selbst sogar für den winzigen Rest Mitleid, der irgendwo in mir überlebt haben musste.

PARIS / 1969
     
    Kommissar Rabier hatte Pierre Molet hinausgeschickt. Er wollte allein sein. Er MUSSTE allein sein. Rabier hatte eine Entscheidung zu treffen. Und zwar eine von der gut und gerne der weitere Verlauf seiner Karriere abhängen konnte.
    Zwischen den beiden Dokumentenstapeln auf Rabiers Schreibtisch stand eine Kanne Kaffee. Doch die Schachtel Caporal daneben war leer. Rabier stöhnte genervt auf. Erhob sich, ging zur Tür, rief Molet zurück.
    „ Haben Sie Zigaretten?“
    Molet nickte.
    „ Her damit!“
    Molet suchte eine angebrochene Schachtel Gitanes hervor. Rabier riss sie ihm aus den Händen – schlug ohne ein weiteres Wort die Tür wieder zu.
    Wieder hinter seinem Schreibtisch goss er Kaffee in einen zerkratzten Porzellanbecher, steckte sich eine von Molets Gitanes an.

Die Weber und ich hatten von Kramer zurück in seine Kammer geschoben. Blutdruck und Herzfrequenz waren stabil. Er war jung und stark. Alles andere lag nicht mehr in meiner Macht. Ich hatte für ihn alles getan, was zu tun war.
    Die Weber hatte eine Flasche Schnaps aufgetan. Weiß der Himmel woher. Sie trank, wie ich die Eisenbahner in Berlin habe trinken sehen: das Glas ruckartig an die Lippen gesetzt ein trocknes Kopfnicken – dann knallte sie das Glas auf den Tisch zurück.
    „ Prost Doktorchen! Und fröhliche Weihnachten….“ Ein neuer Schnaps, ein neues Nicken. Nach der dritten Runde hatte ich das Gefühl, der Alkohol legte sich wie ein weicher Teppich über mein Hirn. Die Weber schien der Schnaps völlig kalt zu lassen. Ich musste hier weg. Aber zuvor an das Serum. Den Anstoß zur vierten Runde gab zur Abwechslung ich. Ich füllte die Gläser schob ihres zu ihr herüber.
    Dann verlangte ich den Schlüssel zum Giftschrank. Wieder dasselbe: ein trockenes Nicken und der Inhalt ihres Glases rollte ihre Kehle hinab.
    Ich wiederholte meine Forderung. Sie zögerte. Meinte, sie könne mir den Schlüssel nicht geben – strikte Anweisung von Berg.
    „ Und ob Sie können.“ Ich streckte ihr meine Hand entgegen.
    Sie gab auf. Fingerte den Schlüssel aus dem Bund los und gab ihn mir.
    „ Und schicken Sie jemanden der den OP saubermacht. Bergs Kotze liegt da immer noch auf dem Boden…“
    Die fünfte Runde ging wieder von der Weber aus. So allmählich überforderte der Alkohol mich. Zeit, Schluss damit zu machen.
    Bergs Perle sah das ganz anders. Allmählich schien sie wirklich aufzutauen. Etwas womit ich nun so ganz und gar nicht gerechnet hatte. Grinsend schob sie mir das Glas herüber, flüsterte Prost und kippte auch das, wie die zuvor.
    Die Weber fragte, was nun werden würde. Ich dachte, sie meinte von Kramer, der reglos unter seiner Decke

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