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Wolke 7 inklusive

Wolke 7 inklusive

Titel: Wolke 7 inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius Nora
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hundert Meter von ihr entfernt.
    »Ellen! Ellen, bist du es wirklich?« Diese Stimme … sie kam ihr verflixt bekannt vor. Dunkel, mit leicht französischem Akzent. Der Mann, dem diese Stimme gehörte, kletterte gerade von einer schnittigen, dunkelblau-weiß gestrichenen
Yacht. Dunkelblau war sein Polohemd, weiß seine lange Leinenhose. Jetzt schob er sich die Sonnenbrille auf die etwas zu langen blonden Haare.
    »Pierre …« Ellen flüsterte den Namen nur. Aber sie blieb genau da stehen, wo sie war, und starrte dem Mann entgegen, der mit langen Sätzen auf sie zukam. »Pierre …«
    »Ellen, mein Gott, dass ich dich hier treffe … Engelchen, lass dich ansehen! Wirst immer schöner!« Schon lag sie in seinen Armen, überschwänglich küsste er sie – und schien nicht zu bemerken, dass sie sich versteifte.
    Nein, nicht wieder schwach werden! Sich nicht noch einmal von ihm einlullen lassen! Es war einmal passiert. Vor einer kleinen Ewigkeit. Aber sie wusste noch jedes Detail. Sie schmeckte seine Küsse, roch seine Haut, spürte seine Leidenschaft …
    Nein, nie wieder wollte sie sich an ihn verlieren. Es hatte zu weh getan. Und tat immer noch weh. So weh, dass sie es seit Jahren zu vergessen suchte. Immer und immer wieder. Bei unzähligen Männern, in unzähligen Affären.
    Es war ihr nie gelungen, Pierre zu vergessen.
    Erst seit sie Markus kannte, war das anders. Markus war ebenso faszinierend wie Pierre. Nur viel charakterstärker. Viel seriöser. Ein Fels in der Brandung. Ein Ankerplatz.
    Aber … wollte sie das wirklich?
    Jetzt, wo Pierre leibhaftig vor ihr stand, war Ellen vollkommen verwirrt.

    Aber der Mann ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken. Schnell nahm er ihren Arm, zog sie mit sich in Richtung Schiff. »Komm, dieses Wiedersehen müssen wir feiern.«
    »Ich will nicht!« Mit einem Ruck machte Ellen sich frei. »Lass mich, Pierre. Es bringt doch nichts, einfach so zu tun, als wäre nichts passiert.«
    Er biss sich auf die Lippen. »Es tut mir leid. Ich hab’s dir schon so oft gesagt …«
    »Aber ich glaube dir nicht! Du hast mich immer belogen, Pierre. Damals in Amsterdam, auf den Seychellen, in Paris …« Tränen standen plötzlich in ihren Augen.
    Pierre Brendon war wirklich der einzige Mensch, den Ellen je geliebt hatte. Außer sich selbst natürlich. Er hatte sie betört. Sie gereizt, gelockt, verführt – und fast süchtig gemacht nach seiner Leidenschaft.
    Und dann, in Paris, hatte er sie betrogen. Hatte einer rassigen Italienerin den Vorzug gegeben.
    Drei Jahre war das jetzt her. Nie hatte Ellen sich von diesem Schlag erholt. Sie war damals so naiv gewesen! So gutgläubig! Jung eben.
    Und Pierre – er hatte mit ihr gespielt. So wie er jetzt wieder ein Spiel zu spielen versuchte. Aber sie war erwachsen geworden. Sie hatte viel gelernt. Und konnte sich wehren! Das hatte sie dieser verdammten Janine gerade bewiesen.
    »Es ist vorbei, Pierre«, sagte sie. »Du interessierst mich nicht mehr!«

    Leise lachte er auf. »Bist du dir da ganz sicher?« Er streckte beide Hände nach ihr aus. Sein Blick hatte beinahe etwas Hypnotisches. »Ich will dich küssen, Ellen«, flüsterte er. »Ich will dich lieben. Komm mit auf mein Boot. Die Kajüte ist wundervoll eingerichtet. Wir können aber auch aufs Meer hinausfahren. Nur du und ich …« Er kam näher, sie konnte die körperliche Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, fast greifen.
    Und sie konnte sich nicht dagegen wehren. Es war, als würde Pierre ihr seinen Willen aufzwingen.
    Sie machte den letzten Schritt auf ihn zu.
    Fest legte er die Arme um sie, seine Lippen senkten sich fordernd auf die ihren, seine Zunge versuchte fast brutal, ihren Mund zu öffnen.
    Sie wehrte sich nicht. Ermutigte ihn aber auch nicht. Öffnete dann doch die Lippen, und als er ihre Arme um seine Taille legte, hielt sie ihn gehorsam fest.
    »Du musst mich doch genauso wollen wie ich dich«, murmelte Pierre, und im nächsten Moment hob er Ellen hoch und trug sie, als wäre sie leicht wie eine Feder, zu seinem Boot. Die neugierigen, teils amüsierten und teils fassungslosen Blicke der Touristen ignorierte er einfach.
    Ellen lag mit geschlossenen Augen an seiner Brust. Sie konnte nichts mehr denken. Nur noch dieses Eine: Pierre war wieder da. Und er wollte sie!
    Vergessen war alles andere. Die Demütigung, die Eifersucht,
die Angst, die Einsamkeit. Vergessen aber auch Markus Berger. Hatte sie ihn reizvoll gefunden und gewollt? Unsinn. Das war in einem anderen Leben. Und

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