Wolke 7 inklusive
würde.
»Nun stellen Sie sich mal nicht so an!« Ellen gab sich schnippisch. »Ich hab damit gar nichts zu tun.«
»Das sieht Ihr Verwandter aber anders.«
»Claus ist ein Idiot. Der hat sich den Verstand mit Koks kaputtgemacht.«
»Es gibt noch mehr belastendes Material gegen Sie als nur die Aussage des Claus van Ehrens.«
»Und das wäre?«
»Das wird Ihnen der Haftrichter erläutern. Bitte kommen Sie mit. Ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu machen. Das rate ich Ihnen in Ihrem eigenen Interesse.«
»Ist gut.« Ellen seufzte resigniert auf. Sie wusste, wann sie verloren hatte. Jetzt galt es, sich möglichst kooperativ und reuevoll zu zeigen und so herauszuschlagen, was eben möglich war. Sie ließ sich abführen, benahm sich auch auf der Wache so ruhig wie möglich.
»Ich möchte juristischen Beistand«, sagte sie nur.
»Selbstverständlich.«
Ellen überlegte kurz, ob es ratsam wäre, sich einen spanischen Anwalt zu nehmen. Dann müsste ihr Vater gar nichts von diesem Zwischenfall mitkriegen. Himmel, er
würde toben, wenn er erführe, was sie angestellt hatte. Diesmal war sie wirklich zu weit gegangen, das sah sie jetzt auch ein. Aber irgend so ein namenloser Jurist – würde der sich so für sie einsetzen, wie es in diesem Fall nötig war?
Ellen konnte, wenn nötig, sehr kühl und rational denken. Und diesmal saß sie ziemlich tief in der Tinte. Also galt es, einen besonders guten Rechtsbeistand zu finden. Was bedeutete, dass sie ihren alten Herrn um Hilfe bitten musste.
Ellen seufzte auf. Das zu erwartende Donnerwetter würde fürchterlich sein. Aber die Alternative – ein Aufenthalt in einem spanischen Gefängnis – war noch weniger verlockend.
Oder – der Gedanke elektrisierte sie förmlich: Pierre war ja auch noch da! Pierre kannte Gott und die Welt, er konnte ihr sicher helfen.
Aber als sie ihn anrief und ihm schilderte, dass sie in Schwierigkeiten stecke und juristischen Beistand brauche, wehrte er ab.
»Tut mir leid, aber da bist du bei mir an der falschen Adresse. Wenn du Geld brauchst, helf ich dir gern. Aber mit der Polizei will ich nichts zu tun haben.«
»Bastard«, zischte sie. »Das nennst du also Liebe.«
»Liebe heißt auch Vertrauen. Und das hast du mir nun wirklich nicht entgegengebracht. Ich weiß ja noch nicht mal, was du eigentlich angestellt hast. Und da soll ich so einfach … Nein, Ellen, vergiss es.«
Pierre war wütend. Er ahnte, dass Ellen ihn missbraucht hatte. Sie wollte weg von Mallorca, und da war er ihr mit seinem Boot gerade recht gekommen. Aber er ließ sich nicht ausnutzen und manipulieren. Auch nicht von einer so schönen und reizvollen Frau wie Ellen.
Das Gespräch wurde schnell beendet. Ellen hatte Tränen in den Augen, als ihr klar wurde, dass sie jetzt tatsächlich bei ihrem alten Herrn einen Kniefall würde machen müssen.
»Daddy … ich hab Mist gebaut.« Die Stimme klang wie die eines kleinen Mädchens. Aber es half nichts. Der Reeder tobte und schrie, drohte sogar mit Enterbung und der Sperrung aller Kreditkarten.
Doch nachdem er sein cholerisches Temperament wieder unter Kontrolle gebracht hatte, leitete er alles Notwendige in die Wege, um seiner Tochter zu helfen. Allerdings nahm er sich vor, Ellen diesmal nicht so leicht zu verzeihen. Diesmal war sie zu weit gegangen – und dafür würde sie büßen müssen!
Der Anwalt ihres Vaters, der schließlich eingeschaltet wurde, schaffte es, dass das Verfahren eingestellt wurde. Weder Ellen noch Claus wurden vor Gericht gestellt – was sie zum Teil auch Janine verdankten, die auf eine Anzeige verzichtet hatte. Und auch die Staatsgewalt fand es angebracht, den Vergleich zu akzeptieren: Die Familie van Ehrens würde zwei Millionen Euro an Unicef zahlen. Ellen und Claus wurden des Landes verwiesen.
»Damit kann ich sehr gut leben«, meinte Janine, als sie dies erfuhr. »Was hätten wir davon, wenn die beiden im Knast säßen? Das ist mir keine Genugtuung. Das viele Geld für eine karitative Organisation freut mich allerdings.«
So zufrieden wie Janine drei Wochen nach Ellens Festnahme war Pierre Brendon keineswegs. Das Geschäft mit den Saudis verlief nicht zu seiner Zufriedenheit. Der junge Araber war ein strenggläubiger Moslem und ließ sich in keiner Weise bestechen.
Pierre musste erkennen, dass er diesmal den Kürzeren gezogen hatte. Erst die Pleite mit Ellen, die spurlos verschwunden war, dann das geplatzte Geschäft – zwei Tage und Nächte lang versuchte er, seinen Kummer in
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