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Wolke 8...

Wolke 8...

Titel: Wolke 8... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Kunze
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und Arzt zu bedenken gegeben und mir anschließend einen kleinen Vortrag zu diesem Thema gehalten. Demnach könnte es sein, dass Barbaras Stumpf zu einer Art Fetisch geworden sei, der unser sexuelles Empfinden nur noch gesteigert habe.
    Das stimmte zwar, wir hatten nach dem Unfall und mit dem Stumpf viel intensiveren Sex als vorher … aber war das nicht alles pervers?
    Nach diesem Gespräch weigerte ich mich noch mehr als je zuvor, zu dieser abartigen Neigung zu stehen, ganz zu schweigen davon, sie auszuleben.
     
    Bei der Unbekannten hatte ich doch schon beim ersten Blick so eine unerklärliche Verbundenheit gespürt. Ich wünschte mir also schon gestern nichts sehnlicher als dass sie auf unseren Tisch zusteuern und fragen würde, ob wohl noch ein Platz frei sei. Aber sie ließ sich nicht mehr blicken.
    Giselas Frage war in meine Gedanken hereingeplatzt und hatte mir mein unhöfliches Verhalten bewusst gemacht. So beeilte ich mich, mein charmantestes Lächeln aufzusetzen.
    „ Aber nein, wen sollte ich denn erwarten?“, log ich und wusste selbst nicht warum.
    Um bei meinen Tischnachbarn keine Unannehmlichkeiten heraufzubeschwören, lächelte ich auch Giselas Ehemann Karl an, ihn gleichfalls um Entschuldigung bittend.
    Im Laufe des Abends hatten wir Drei: Ich, Roman, der Architekt aus Sachsen und das Münchener Ehepaar noch lange und angeregt über ihre bisherigen Eindrücke von dieser Reise an die Ostsee unterhalten. Wir waren uns einig, dass das Hotel, gleich neben der Seebrücke, einen angenehmen Service bot, durch den wir auch die nähere Umgebung problemlos kennenlernen konnten. Wir hatten uns eine Menge zu erzählen und irgendwann, zu später Stunde, muss dann die geheimnisvolle Unbekannte aus meinen Gedanken verschwunden gewesen sein.
     
    Und nun, an diesem strahlenden Morgen, saß sie wie selbstverständlich hier, verzehrte fast ebenso andächtig wie sie der Musik gelauscht hatte, ihr üppiges Frühstück. Rührei konnte ich mit schnellem Blick ausmachen, verschiedene Brotsorten, Butter, Kaffee, Saft, Konfitüre, eine Orange und eine weitere kleine Frucht, deren Name mir partout nicht mehr einfallen wollte.
    Eines sah ich jetzt, bei Tageslicht, aber ganz deutlich: So ganz jung war sie wohl doch nicht mehr, eher in meinem Alter. Dieser Umstand hielt mich aber keineswegs davon ab, mich für sie zu begeistern. Eher Im Gegenteil, stellte ich verwundert fest. Wie gepflegt sie aussah! Ich stellte einen Moment lang vor, wie sie duftete.
    Wie in den zurückliegenden Tagen ließ ich meine Blicke über ihr Gesicht gleiten. Ich bewunderte ihre kleine gerade Nase, deren Flügel sich gerade leicht blähten. Bekam sie schlecht Luft oder war sie im Begriff, sich über etwas zu empören? Die senkrechten Linien (um nichts in der Welt hätte ich sie als Falten bezeichnen wollen!) links und rechts neben den zitternden Flügeln zogen sich zart hinab bis zum Kinn. Letzteres war keineswegs doppelt vorhanden, wie es bei so vielen Damen und Herren ab einem gewissen Alter unvermeidlich zu sein scheint. Vielleicht klopfte sie ja auch jeden Morgen mit einem feuchten, straff gezogenen Handtuch dagegen? Wie Barbara es jahrelang getan hatte?
     
    Seit mehr als vier Jahren war ich nun schon allein. Aber nie einsam, nein, wirklich nicht. Eher im Gegenteil. Es kümmerte mich nicht, dass Susanne, meine erwachsene Tochter, mein Verhalten öfter mal als
geschmacklos
bezeichnete.
    Überhaupt nörgelte sie gern an mir herum, vor allem wegen meiner
unpassenden Jungenhaftigkeit
und meiner
Weibergeschichten
, wie sie meine kleinen Eskapaden drastisch bezeichnete.
    Dabei bedeuteten mir diese Frauen ja nicht wirklich etwas. Aber wie sollte ich das meiner Tochter erklären? Es gibt eben Dinge zwischen Mann und Frau, über die man mit seinen Kindern nicht spricht. Auch dann nicht, wenn die Töchter und Söhne schon längst erwachsen sind. Dass Susanne ihre Mutter nach dem schrecklichen Unfall und der Beinamputation aufopferungsvoll betreut hatte, würde ich ihr immer hoch anrechnen. Aber von der anderen Sache brauchte sie nichts zu wissen. Es reichte schon, dass ich meine Neigung meinem Arzt und Freund gegenüber so halb und halb eingeräumt hatte. Ich versuchte ja auch, sie nach besten Kräften zu verdrängen. Also: Warum sollte ich meine Tochter damit beunruhigen?
    Barbara hatte ihn gleich nach der Amputation gebeten, sich eine andere Partnerin zu suchen, weil sie
mit dem Ding - keinen Nerv mehr für Sex
habe. Doch er hatte es im Laufe der Zeit

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