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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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seiner Prothese auf die Stelle. Rose folgte ihr mit dem Blick. Sie entdeckte Wasserfontänen, der feine Sprühnebel schillerte im Sonnenlicht.
    Hinter ihr kicherten und tuschelten Britney und Allie; Rose versetzte es einen Stich, als sie hörte, wie eine Stimme vor Lachen quietschend »Captain Hook!« sagte.
    Es war, als hätte ihr jemand einen Fausthieb gegen die Brust versetzt.
    Sie drehte sich um; Britney war gerade dabei, jemanden nachzuahmen, der einen Haken anstelle eines Armes besaß. Die Hand war am Gelenk scharf abgeknickt, die Finger hatte sie steif wie ein Paddel gestreckt und zusammengepresst. Ihre Blicke trafen sich, doch statt aufzuhören, winkte Britney mit ihrer Klauenhand. Alison bog sich vor Lachen. Rose spürte Captain Neills Augen, die sie und ihre Freundinnen musterten, und sie zog die Schultern vor Scham zusammen. Sie gab ihm das Mikrophon zurück, überzeugt davon, dass er nicht mehr wollte, dass sie es benutzte – weil sich ihre Freundinnen über seinen Cousin lustig machten.
    Doch der Captain tätschelte nur ihren Kopf und sagte, sie habe ihre Sache großartig gemacht. Er fügte noch etwas hinzu, wahrscheinlich sollte sie Dr. Neill fragen, wo Nanny steckte, aber sie hatte das Gefühl, als gäbe es in ihrem Körper ein Leck, das zunehmend größer wurde. Wie ein Nadelstich in einem Fahrradschlauch … Die Luft entwich langsam, aber stetig, bis sich das kleine Loch in einen großen Riss verwandelte und sie in einem Schwall herausströmte.
    Rose wankte – sie stieß gegen das harte Stahlruder, und dann gegen die Arme des Kapitäns. Sie hörte, wie Dr. Neills Motor in den Leerlauf überwechselte – es war beruhigend zu wissen, dass er sich jetzt in unmittelbarer Nähe befand. Sie musste sich aber erst einmal umdrehen, musste Britney in die Augen schauen. Jessica stand zwischen ihnen.
    »Was ist mit dir, Rose?«, fragte Jessica.
    Rose öffnete den Mund. Sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb.
    »Rose – du hast das Gleiche wie auf dem Heimweg von der Schule, oder?«, fragte Jessica, ohne ihre Antwort abzuwarten. Rose wusste, dass sie loslief, um ihre Mutter zu holen.
    »Britney.« Rose blickte in die braunen Augen ihrer Freundin. »Nenn ihn nicht so … bitte! Er ist mein Freund. Ich verdanke es ihm, dass ich Nanny an meinem Geburtstag sehen konnte.«
    »Ich weiß, es tut mir leid.« Britney sah erschrocken aus – lag es an der Zurechtweisung oder an der bläulichen Farbe, die ihre Haut annahm? Rose hatte die Reaktion vieler ihrer Freundinnen auf einen hypoxämischen Anfall miterlebt.
    Das bekannte Schwindelgefühl schlug wie eine Woge über ihr zusammen, erfasste sie, zog sie unter Wasser. Ihre Gedanken spielten verrückt. Sie erinnerte sich an ihre beiden Wünsche: Einer hatte sich erfüllt. Nanny war wieder da, und sie hatte sie gesehen. Und nun fiel ihr auch der andere Wunsch wieder ein – noch größer und dringlicher. Sie sehnte sich so sehr danach, dass sie glaubte, allein daran sterben zu können. Sie hatte sich nie von dem Gedanken ans Sterben einschüchtern lassen – ihr Herz musste Schwerarbeit leisten, um sie am Leben zu halten, aber sie wusste, dass es dazu vielleicht irgendwann nicht mehr imstande war.
    »Ich wünsche mir einen Vater, der …«, murmelte Rose, während ihre Beine nachgaben. »Der, der …«
    »Was ist mit dir, Rose?« Captain Neill packte sie, hob sie auf seine Arme.
    »Ich wünsche mir einen Vater. Einen richtigen Vater, der mich liebhat …«, konnte Rose gerade noch sagen.
    Und dann verlor sie das Bewusstsein.

Kapitel 8
    L iam bemerkte zum ersten Mal, dass es ein Problem gab, als die Tecumseh II die Maschinen stoppte und sich treiben ließ.
    Er hatte sein Boot nach Osten gesteuert, entlang dem felsigen Grat unter Wasser – er konnte das geologische Phänomen auf dem Sonargerät sehen, das einen Auftrieb des Tiefenwassers erzeugte und so die Wale mit einer reichen Nahrungsquelle anzog. Er hatte mehrere Bildschirme gleichzeitig eingeschaltet – Sonargerät, Radargerät und das Tracking-System. Dann entdeckte er MS122, direkt voraus – unmittelbar an der blauen Oberfläche, weiß schimmernd in der Sonne. In dem Moment hatte er sich umgedreht, um sich zu vergewissern, dass Jude den richtigen Kurs ansteuerte.
    Aber Jude steuerte nicht. Die Tecumseh II dümpelte führerlos vor sich hin. Langsam trieb sie seitwärts, zwar meilenweit vom Festland entfernt, aber dennoch beunruhigend. Liam schaltete umgehend das Sprechfunkgerät ein.
    »

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