Wolken über der Wüste
nichts. Sie machte einen Schritt zurück, so dass die Mutter die Hand zurückzog. Dann ging sie schnell zur Tür.
Sie wandte sich noch einmal um und betrachtete das geschminkte Puppengesicht ihrer Mutter mit Besorgnis und Mitleid. „Ich bin zwar erst zwanzig, aber ich weiß jetzt schon, dass man Glück nicht kaufen kann. Warum hast du das in den beinahe vierzig Jahren deines Lebens noch nicht gelernt?“
Eve machte ein beleidigtes Gesicht. „Ich bin kaum 35.“ Sie lachte geziert. „Außerdem umgebe ich mich gern mit schönen Dingen.“
„Das muss wohl so sein, denn du wirst einen sehr hohen Preis für dieses Leben zahlen.“
„Es ist doch wirklich nicht zu viel verlangt, Brianne, wenn du einen der reichsten Männer heiraten sollst. Denk doch an all das, was ich für dich getan habe. Und denk vor allen Dingen auch an das, was du Kurt zu verdanken hast“, fügte sie schnell hinzu, als ihr einfiel, wie wenig sie selbst zum Wohlbefinden ihres Kindes beigetragen hatte. „Er hat dich in dieses teure Internat in Paris geschickt, und er unterstützt dich auch jetzt noch. Du bist ihm eigentlich etwas für seine Großzügigkeit schuldig.“ Sie sah die Tochter anklagend an und lächelte kalt. Mit diesem leeren Lächeln pflegte sie Kurts Geschäftsfreunde zu beeindrucken, fremde Menschen, die ihr insgeheim Angst einflößten und deren Verbindungen zu ihrem Mann ihr nicht ganz klar waren. „Ich bin sicher, dass du das Richtige tun wirst, wenn du erst einmal genau darüber nachgedacht hast“, fügte sie noch ein wenig gönnerhaft hinzu.
Brianne sagte nichts dazu. Es war sowieso sinnlos. Sie hatte mit ihrer Mutter kaum jemals etwas gemein gehabt, und jetzt war sie ihr fremder als je zuvor. Eve würde an Kurt und seinem Geld festhalten, auch wenn es für sie mit persönlichen Kosten verbunden war, sie hatte es eben selbst so gut wie zugegeben. Sie war sogar gewillt, dafür die Tochter zu opfern.
Aber Brianne würde sich nicht opfern lassen. Sie würde zu dem einzigen Menschen gehen, der sie retten konnte.
Pierce war glücklicherweise zu Hause. Er telefonierte gerade mit seinem Sicherheitschef. Was der ihm erzählte, klang beunruhigend. „Man hat gestern Nacht versucht, die Bohrinsel zu überfallen“, sagte Tate mit seiner tiefen Stimme. „Aber wir haben den Angriff abgewehrt“, fügte er schnell hinzu. „Ich glaube allerdings nicht, dass das der letzte Versuch gewesen sein wird. Und ich habe auch neue Gerüchte über Sabons Heimatland gehört. Man sagt, dass eines der angrenzenden armen Länder Waffen hortet, die ihm von einer befreundeten Nation geschickt werden. Angeblich wollen sie angreifen, um die Bohranlagen auf Sabons ersten Ölfeldern in ihre Gewalt zu bringen. Er hat übrigens nicht übertrieben. Sie haben reichlich Öl gefunden, wenigstens sagen das zuverlässige Quellen.“
Pierce streckte sich und blickte auf den weißen Strand jenseits des Poolbereichs. Er lag auf einer Liege und nahm einen Schluck von seinem Whisky Sour. „Vielleicht wäre es ganz gut, wenn die Nutzung der Ölvorkommen erst einmal verhindert würde“, sagte er schließlich. „Brauer wird Sabons Öl auf die billigste Weise fördern wollen, ohne Rücksicht auf Sicherheit und Umweltauflagen.“
„Aber wenn sie angreifen und zurückgeschlagen werden, dann werden sie vermutlich die Ölquellen anzünden“, gab Tate zu bedenken.
Pierce pfiff leise durch die Zähne. „Das wäre allerdings eine Katastrophe. Dann wären auch die Leute in Washington entsetzt.“
„Apropos Washington“, sagte Tate, „es geht das Gerücht, dass Brauer Verbindungen zur US-Regierung hat und die USA in das Ganze hineinziehen will.“
„Du machst wohl Spaß!“
„Ich habe früher für den CIA gearbeitet“, versetzte Tate trocken. „Ich scherze selten in diesem Punkt.“
„Entschuldige.“
„Brauer ist mit einem Senator des außenpolitischen Ausschusses zum College gegangen“, fuhr Tate fort, „und hat mit ihm Verbindung aufgenommen. Soviel ich weiß, wird er bald in Washington auftauchen, um die USA um Hilfe zu bitten.“
„Er erwartet, dass Onkel Sam ihm hilft, seine Ölvorkommen auszubeuten?“
„Nein, das nicht. Er will, dass Onkel Sam ihn schützt, während er die nötigen Vorbereitungen zur Nutzung trifft.“
„Sabon ist Millionär, und das halbe Land gehört ihm, von seinem Einfluss auf den König und die Staatsminister einmal ganz abgesehen. Warum kann er seine Interessen nicht selbst schützen?“
„Es stimmt, er ist
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