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Wolken über der Wüste

Wolken über der Wüste

Titel: Wolken über der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Palmer
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und küsste und dem sie jeden Wunsch erfüllte. Immer wieder erinnerte Brianne das an ihre Kindheit, erinnerte sie daran, dass sie kein Wunschkind gewesen war und nie richtig geliebt wurde.
    „Du hast Vater seine Liebe und Treue damit vergolten, dass du dich Kurt Brauer in die Arme warfst, kaum dass Vater einen Monat tot war“, sagte Brianne leise. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich das für mich war.“
    Ihre Mutter schien schockiert zu sein. Sie legte die Hand an die Kehle, als bekäme sie keine Luft mehr. „Aber Brianne … du hast nie etwas gesagt …“
    „Das wäre sinnlos gewesen“, sagte Brianne traurig. „Meine Gefühle waren dir doch ganz egal. Du hast nur an das Geld gedacht und das Risiko, es zu verlieren, falls du nicht schnell zugreifst.“
    „Aber wie kannst du so mit mir reden? Du, mein eigenes Kind?“
    „Bin ich das wirklich?“ Brianne hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten, und sah der Mutter forschend in das hübsche schmale Gesicht. „Ich kann mich nicht erinnern, dass du mich jemals an dich gedrückt hättest oder mich tröstetest, wenn ich weinte. Du hast mich immer nur kritisiert und gewünscht, dass ich nicht da wäre.“
    Eve wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie wirkte vollkommen verwirrt.
    „Vater liebte mich“, sagte Brianne stolz und wischte sich die Tränen von den Wangen. „Er küsste mich, wenn ich mir wehgetan hatte, und nahm mich mit zu Ausstellungen und Konzerten, auch wenn er sich das kaum leisten konnte. Du dagegen hast dich immer nur beklagt, dass er mit mir Zeit ‚verschwendete‘, die er doch lieber für seine berufliche Karriere aufwenden sollte.“
    Eve starrte die junge Frau, die ihr so fremd war, fassungslos an. „Ich hatte keine Ahnung, dass du auch mit mir zusammen sein wolltest“, sagte sie zögernd, „ich hatte immer den Eindruck, du magst mich nicht.“
    „Du mochtest mich ja auch nicht, weil ich nicht hübsch war!“ Das hörte sich vorwurfsvoller an, als Brianne es beabsichtigte, doch plötzlich empfand sie wieder all die Qualen, unter denen sie als Kind gelitten hatte.
    Eve schluckte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mit einer ordentlichen Frisur, ein wenig Make-up und der richtigen Kleidung …“
    „Hättest du mich geliebt? Ist es das, was du sagen wolltest?“ Brianne lachte bitter auf.
    Eve zuckte wie unter einem Hieb zusammen. Sie machte einen Schritt auf die Tochter zu und hob die Hand, aber es war zu spät. Viele Jahre zu spät. Ihre zögernde Geste wurde ignoriert.
    Brianne nahm ihre Tasche vom Bett und hing sie sich über die Schulter. Es gab nichts mehr zu sagen.
    „Wohin gehst du?“ fragte ihre Mutter hilflos.
    Brianne sah sie an. Sie traute sich nicht, ihr die Wahrheit zu sagen. „Meine Schulfreundin Cara ist nur diesen Nachmittag in der Stadt. Ich habe ihr versprochen, mit ihr Mittag essen zu gehen.“
    „Oh, das ist ja wunderbar“, sagte Eve und zwang sich zu einem Lächeln. „Mach dir keine Gedanken. Es wird sich schon alles regeln. Kurt ist nur so schlecht gelaunt wegen dieser Ölgeschichte. Wenn der Druck erst mal vorbei ist und er sein Ziel erreicht hat, wird es ihm auch wieder besser gehen.“ Sie war der Inbegriff einer Frau, die sich immer alles zurechtrückte, bis es ihr gefiel. „Er liebt mich, wirklich. Er liebt auch das Baby. Er wird uns nichts antun, ganz sicher nicht, egal, was er dir erzählt hat.“
    „Gut. Dann muss ich ja Philippe Sabon nicht heiraten, damit ihr in Sicherheit seid, oder?“
    Wieder wurde Eve blass. Sie machte einen schnellen Schritt auf Brianne zu und sagte beschwörend: „Brianne, bitte, denk darüber sehr genau nach. Bitte, triff keine voreiligen Entscheidungen!“
    „Nein, darauf kannst du dich verlassen.“ Brianne richtete sich gerade auf und war sich sehr wohl bewusst, dass sie wie eine Amazone neben ihrer zierlichen hübschen Mutter wirkte. Sie hatte zwar schönes Haar und schlanke Beine, aber sie war sicher, dass sie für ihre Mutter eine Enttäuschung war.
    Eve schien zu spüren, was in der Tochter vorging. Sie streckte vorsichtig die Hand aus und strich Brianne zum ersten Mal seit Jahren über das dichte blonde Haar.
    „Du hast so hübsches Haar“, sagte sie langsam. „Mein Friseur könnte damit Wunder vollbringen. Dazu hast du die Figur eines Models. Mir ist vorher nie aufgefallen, wie schlank du bist.“
    Du hast mich ja nie wahrgenommen
, erst jetzt, wo du vielleicht mit mir angeben könntest, dachte Brianne ärgerlich, aber sie sagte

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