Wolken über der Wüste
Jahre Kuwait und Israel angriff. Die Situation jetzt ist noch gefährlicher. Jede der Krieg führenden Parteien wird sich um Verbündete bemühen, so dass sich der Krieg leicht bis zum Persischen Golf ausdehnen kann.“ Er seufzte. „Das wiederum wäre fatal für diejenigen, die an dem Projekt im Kaspischen Meer interessiert sind. Selbst wenn der Krieg auf Sabons Heimat und das Nachbarland beschränkt bleibt, ist mit Verzögerungen und bewaffneten Auseinandersetzungen zu rechnen. Schafft Brauer es nicht, dass die USA in seinem Sinne eingreifen, wird er ein paar seiner bezahlten Söldner dazu bringen, unsere Bohranlagen anzugreifen, und dem armen Nachbarland die Schuld in die Schuhe schieben. Dann wiederum wird Sabons Heimatland Vergeltung üben wollen, und vermutlich greifen die USA doch ein. Schließlich sind ja auch die Russen in die ganze Sache involviert. Ich darf gar nicht daran denken, was das für Folgen haben könnte.“
„Kannst du denn nichts dagegen tun?“
„Ich versuche ja schon alles Mögliche. Winthrop steckt bis über den Hals in Nachforschungen. Einen Plan hat er bereits vereiteln können. Ich hoffe, dass er auch noch eine andere Sache stoppen kann, wenn ihm ein paar alte Freunde vom CIA helfen. Es ist ja auch in ihrem Interesse, dass die Bombe da im Mittleren Osten nicht hochgeht.“
„Ja, wahrscheinlich.“ Sie trank ihren Kaffee und starrte nachdenklich über den Rand des Pappbechers. „Das wäre alles sehr aufregend, wenn es die Gefahr der gewalttätigen Auseinandersetzungen nicht gäbe.“ Sie lachte kurz auf. „Weißt du, ich habe noch nie etwas Gefährliches erlebt. Mein ganzes Leben lang ist nie etwas Besonderes passiert. Mit einer Ausnahme.“ Sie grinste. „Du bist schon so was wie mein gefährlichstes Abenteuer.“
„Du auch“, sagte er leise und sah sie ernst an. „Du hast mein Leben vollkommen durcheinander gebracht.“
„Gut so, das war dringend nötig. Du warst schon ganz schlaff und ohne Antrieb, und dafür bist du entschieden zu jung.“
Seine gute Laune kehrte zurück. „Ich war überhaupt nicht schlaff.“
„Doch. Du hingst in den Bars herum und wartetest darauf, von potenziellen Diebinnen abgeschleppt zu werden.“ Sie schob die Lippen vor und zog die Augenbrauen zusammen. „Sag mal, diese Blonde da in Paris, die dich immer angestarrt hat, war das wirklich eine CIA-Agentin, die hinter Industriespionen her war?“
Pierce musste lachen. „Ich kenne keine Industriegeheimnisse. Ich bin Geschäftsführer, weiß aber von dem eigentlichen Bohrvorgang und dem Förderungsprozess wenig, zumindest nicht mehr als jeder andere Laie.“
„Zumindest weißt du, wie man Bohranlagen baut. Hast du dir nicht sogar eine bestimmte Methode der Förderung patentieren lassen, die besonders für flache Gewässer geeignet ist?“
Er sah sie erstaunt an. „Ich dachte, du hättest von diesem ganzen Ölgeschäft überhaupt keine Ahnung?“
„Habe ich auch nicht. Aber nachdem ich dich in dein Pariser Hotel zurückgebracht hatte, nahm ich mir vor, mich über diese ganzen Ölgeschichten zu informieren. Für den Fall, dass ich eines Tages mit einem Mann zu tun hätte, der Bohrinseln errichtet.“
„Woher wusstest du, dass du mit mir noch mal in Kontakt kommen würdest? Ich hatte nicht vor, dich aufzusuchen.“
„Das habe ich auch nicht vermutet. Schließlich wusste ich von deinem Haus in Nassau, und ich hatte vor, dich dort zu besuchen“, konterte sie. „Dann verließ mich allerdings der Mut. Wären wir uns nicht auf dieser Party begegnet, zu der Kurt mich mitschleppte, hätte ich dich wohl nie wieder gesehen oder nur rein zufällig.“
„Ich weiß nicht“, meinte er gedehnt und trank den Kaffee aus. „Ich habe dir damals schon gesagt, dass du zu jung für mich bist.“
„Siebzehn Jahre jünger.“
„Achtzehn.“
Sie sah ihn lächelnd an. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass du in der Zwischenzeit Geburtstag hattest.“
„Das stimmt.“
Sein Blick wirkte kühl, und so ergänzte sie nichts zu diesem Thema. Sie legte die Gabel zur Seite und zog die Folie vom Schokoladenkuchen ab. „Ich weiß nicht einmal, welche Art von Musik du gern hörst, welche Bücher du liest oder was du ansonsten für Hobbys hast.“
Er zögerte. Im Grunde wollte er ihr nichts Privates erzählen. Sie versuchte ihm auf diese Weise näher zu kommen, sich in sein Leben einzuschleichen, und genau das wollte er vermeiden. Ohne dass er wusste, wie es geschah, öffnete er sich ihr dennoch: „Ich mag
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