Wolken über der Wüste
Karibik. Aber Brianne wusste, dass sie sich auf keiner karibischen Insel befanden. Das Ganze hatte ein arabisches Flair, und die weiß gekleidete Dienerschaft, die mit uniformierten Wachen auf die große geflieste Terrasse gekommen war, sah auch arabisch aus.
Brianne und Pierce wurden die Hände gefesselt, und sie wurden in das große luftige Haus geführt, einen langen breiten Flur entlang und dann in einen kleinen Raum gestoßen. Das Zimmer hatte ein einziges hohes Fenster, das zu klein war, als dass einer von ihnen es zur Flucht nutzen konnte. Es gab ein schmales Bettgestell mit einer einzigen schmutzigen Matratze, kein Bettzeug, einen Rattanstuhl, einen kleinen Tisch und nackte Fliesen auf dem Boden. Eine Tür führte in eine Art Badezimmer, ein winziger Raum mit einer Toilette und einem kleinen schmuddeligen Waschbecken, keine Dusche, keine Wanne. Ein dünnes graues Stück Seife lag auf dem gesprungenen Beckenrand, und das Wasser in der Toilette wirkte dunkel, weil es vermutlich durch rostige Leitungen hierher gelangt war.
„Ihr hier bleiben“, sagte der kleine Mann und steckte sich die Pistole in den Gürtel.
„Können Sie uns nicht wenigstens die Fesseln abnehmen?“ fragte Brianne und streckte ihm die Arme entgegen. „Wenn ich nun auf die Toilette muss … das kann ich nicht mit gebundenen Händen.“
Der kleine Mann wandte sich zu dem größeren Älteren um und sagte etwas zu ihm auf Arabisch. Offensichtlich konnten sie sich nicht einigen, denn der Ältere schüttelte den Kopf, wies auf das hohe vergitterte Fenster und das schwere Schloss vor der dicken Holztür, als wollte er sagen: Wie sollen die denn hier rauskommen?
Dem kleinen Hageren schien das einzuleuchten. Selbst vom Stuhl aus war das Fenster nicht einfach zu erreichen.
„Gut“, sagte er schließlich. Er nahm Brianne die Fesseln ab, nicht aber Pierce, und verließ mit dem anderen den Raum. Die schwere Tür fiel krachend ins Schloss, der Schlüssel wurde zweimal umgedreht.
„Gott sei Dank sind wir jetzt wenigstens allein“, sagte Brianne, lief schnell zu Pierce und befreite ihn. Das war nicht einfach, denn die Knoten waren kompliziert und fest zugezogen. Doch sie schaffte es, schob sich das Haar aus der Stirn und sah Pierce aufmunternd an. „So, Jack, alter Freund, was machen wir jetzt?“
Pierce massierte sich die schmerzenden Handgelenke. „Wir werden hier bleiben, bis sie entschieden haben, was sie mit uns machen.“
Sie ließ sich seufzend auf dem einzigen Stuhl nieder und betrachtete nachdenklich ihre ehemals saubere Kleidung. Pierce trug einfache Hosen, dazu ein Sporthemd und ein weißes Jackett. Keinesfalls wirkte er wie ein Millionär, sondern er sah eher aus wie sein Chauffeur.
Kein Wunder, dass sie ihn nicht erkannt hatten. Aber Sabon würde sofort wissen, wen er hier vor sich hatte. Er war wütend auf Pierce und Brianne, weil sie seinen Plänen im Wege waren. Ohne Zweifel würde ihm etwas einfallen, wie er sie dafür strafen, sie quälen konnte. Kein sehr angenehmer Gedanke.
„Da habe ich dich ja mal wieder in eine schöne Situation gebracht“, sagte sie und sah Pierce mit einem kleinen schuldbewussten Lächeln an.
„Wir werden da schon wieder rauskommen.“ Doch sein Tonfall war nicht überzeugend.
„Meinst du wirklich?“ Sie sah zu dem hohen Fenster empor. „Wenn wir nur eine Leiter hätten und einen großen Hammer.“ Sie seufzte.
Er hatte die Augen leicht zusammengekniffen und musterte sie besorgt. Bei der Vorstellung, was Sabon mit ihr machen würde, drehte sich ihm der Magen um. Ihre ersten Erfahrungen mit einem Mann sollten nicht ekelhaft oder Furcht erregend sein. Das würde sie ihr ganzes Leben nicht verwinden können. „Keine Chance.“
Sie sah ihn an. „Warum starrst du mich so an?“ Sie grinste. „Immerhin haben wir hier ein Bett, nur für den Fall, dass du dich nicht mehr länger beherrschen kannst.“ Sie wies auf das Bett. „Ich hätte nichts dagegen, im Gegenteil. Und du würdest mich auch vor einem Schicksal bewahren, das schlimmer ist als der Tod.“
„Du meinst Sabon.“ Er nickte ernst, die Augen immer noch eindringlich auf sie gerichtet. Sie spürte, wie plötzlich Erregung in ihnen aufflammte. „Der Gedanke, dass Sabon dein erster Liebhaber sein sollte, bringt mich um.“
Ihr Herz schlug schneller, und ihr stockte der Atem. „Mich auch. Warum tust du dann nichts dagegen, solange noch Zeit ist? Wir sind doch verheiratet.“
Er hob die Augenbrauen, als sei er überrascht, und
Weitere Kostenlose Bücher