Wolken über der Wüste
will? Oder dass er hinter diesem Putsch steckt, weil er selbst die Regierung übernehmen will?“
Pierce starrte sie entsetzt an. „Aber so wahnsinnig kann Kurt doch nicht sein!“
„Er ist in Gefahr, alles zu verlieren. Philippe hat ein paar versteckte Andeutungen gemacht, dass er aus der Zusammenarbeit mit Kurt aussteigen will. Nun sucht Kurt vielleicht nach Möglichkeiten, Philippe auszuschalten und die Ölfelder selbst zu übernehmen. Wenn er es schafft, die USA zum Eingreifen zu bewegen, indem er Philippe einen Militärputsch in die Schuhe schiebt, dann ist sein Partner diskreditiert, und er kann allein das Ölgeschäft machen. Die Regierung hier hätte so viel eigene Probleme, dass sie sich nicht einschalten würde. Kurt brauchte die Sache nur noch zu übernehmen. Philippe würde im Gefängnis landen oder erschossen werden. Und Kurt wäre reich.“
Pierce strich sich nervös durchs Haar. „Aber das sind doch alles Vermutungen, Brianne.“
„Ja. Aber logisch, findest du nicht?“
„Leider ja, verdammt logisch. Was für ein Desaster!“
„Das wird es für jeden sein, wenn wir es nicht schaffen, das Ganze zu stoppen“, sagte sie ruhig. „Und wenn die Söldner von Kurt angeheuert sind und er das Sagen hat, machen sie ganz sicher keine Gefangenen. Wenn sie uns finden, werden sie uns töten, und man wird Philippe die Schuld in die Schuhe schieben.“
Er konnte sich nicht erinnern, jemals in einer solch bedrohlichen Situation gewesen zu sein. Brianne sah das alles sehr klar, was erstaunlich war für jemanden ihres Alters. Und er hatte geglaubt, dass Sabon hinter allem steckte. Sabon würde viel verlieren, wenn er seine eigenen Landsleute umbringen ließ. Kurt dagegen brauchte in diesem Punkt keine Bedenken zu haben. Er hatte auch früher keine Skrupel gezeigt und war ein Mann ohne Ehrgefühl und Moral.
„Er wird auch Sabon töten lassen“, folgerte Brianne plötzlich.
„Er muss. Philippe weiß zu viel.“ Pierce hatte den Sack abgesetzt und starrte vor sich hin. „Wir kommen hier heute nicht mehr weg. Und selbst wenn, bis wir in Miami sind, ist es zu spät. Außerdem wird Kurt dort sicher ein paar Söldner postieren, für alle Fälle, auch wenn er nicht weiß, wie wir wieder in die Staaten kommen. Er wird die Flugplätze und die Häfen überwachen lassen.“
„Kann dein Mr. Winthrop nicht ein Flugzeug klauen?“
Er grinste wissend. „Wenn es irgendwo eins gäbe, ganz sicher. Aber es gibt keinen Flugplatz in der Nähe.“
Sie sah sich kurz um und nickte dann. „Mufti weiß mehr von der ganzen Sache als jeder andere. Er kann dafür sorgen, dass Kurt im Gefängnis landet. Wir müssen ihn nur heil nach Washington bringen, damit er aussagen kann.“
„Wir werden es schon irgendwie schaffen.“
Sie blickte auf seine breite Brust und wünschte, sie könnte sich in seine starken Arme kuscheln und an ihn schmiegen, während sie schlief. Nach all dem, was sie in den letzten Tagen durchgemacht hatte, war sie todmüde und erschöpft.
„Müde?“ fragte er.
Sie nickte. „Aber es geht schon noch.“ Sie richtete sich auf. „Pierce, können wir Sabon nicht warnen?“
„Wie sollen wir ihn denn erreichen?“ Merkwürdig, dass sie diesen Mann so in Schutz nahm. Schließlich war er doch ihr Entführer. „Außerdem, er hat uns doch gekidnappt.“
„Das schon. Aber er hat es für sein Land getan.“
„Na und? Deshalb ist er doch ein Verbrecher.“
Sie starrte auf ihre Hände. „Er hätte uns töten können. Er hat es nicht getan.“
Mit zwei schnellen Schritten stand er dicht vor ihr und nötigte sie, ihm in die Augen zu sehen. „Sag mir endlich, weshalb du plötzlich so ganz anders über ihn denkst.“
Sie seufzte leise. „Das kann ich nicht. Aber etwas Schreckliches ist ihm zugestoßen. Er ist anders, als er wirkt. Wenn du es wüsstest, würde er dir auch Leid tun.“
Ihm gefiel gar nicht, dass sie Geheimnisse vor ihm hatte, vor allen Dingen nicht, wenn ein anderer Mann etwas damit zu tun hatte. Er war eifersüchtig, auch wenn er nie geglaubt hätte, dass er zu solchen Gefühlen fähig sein könnte.
Sein Blick glitt über ihren zierlichen jungen Körper. Wie reizvoll es gewesen war, sie nur anzusehen und zu berühren, damals in Nassau am Pool. Und die kleinen Lustschreie, die sie ausstieß, da in dem kahlen Raum, in dem er sie geliebt hatte. Er sehnte sich so nach ihr, begehrte sie so sehr.
Sie schien etwas Ähnliches zu empfinden. Bei seinem erregenden Duft, seiner Nähe vergaß sie
Weitere Kostenlose Bücher