Wolken über Ebou
entfernt beobachteten zwei von Myrelles drei Gaidin aufmerksam, wie sie in die Höhlung hinabstiegen: Croi Makin, schlank und blond, und Nuhel Dromand, dunkelhaarig und wuchtig und mit einem Bart, der seine Oberlippe frei ließ. Niemand wirkte im mindesten überrascht. Offensichtlich hatte einer der Behüter Wache gehalten und vorgewarnt. Jedoch schützte nichts Sichtbares die Heimlichkeit. Myrelle leckte sich nervös die Lippen. Wenn Nisao sie willkommen hieß - warum strichen Myrelles Hände dann unablässig über ihre Röcke? Sie wirkte, als würde sie lieber abgeschirmt Elaida gegenübertreten.
Zwei Frauen, die um die Ecke eines der Zelte gespäht hatten, wichen eilig wieder zurück, aber Egwene hatte sie bereits erkannt. Nicola und Areina. Sie fühlte sich plötzlich sehr unbehaglich. Wohin hatte Siuan sie geführt?
Siuan zeigte keinerlei Nervosität, als sie abstieg. »Bringt ihn heraus, Myrelle. Jetzt.« Sie richtete sich an ihrer Vergeltung wieder auf. Ihr Tonfall klang überaus schneidend. »Es ist zu spät, noch etwas zu verbergen.«
Myrelle brachte kaum Unmut über die Behandlung zustande. Sie riß sich sichtlich zusammen, zog sich ruckartig den Hut vom Kopf, stieg schweigend ab, trat zu einem der Zelte und verschwand darin. Nisaos Blick aus bereits geweiteten und sich ständig noch stärker weitenden Augen folgte ihr. Sie schien am Fleck festgewachsen.
Nur Siuan war nahe genug, um Egwene hören zu können. »Warum habt Ihr uns unterbrochen?« verlangte sie leise zu wissen, während sie abstieg. »Ich bin sicher, daß sie gerade gestehen wollte ... was auch immer es ist ... und ich habe noch immer keinen Anhaltspunkt. Was ist Münzpfeffer?«
»Er ist in Shienar und Malkier sehr bekannt«, antwortete Siuan genauso leise. »Ich habe erst davon gehört, als ich Aeldene heute morgen verließ. Ich mußte Myrelle die Führung überlassen. Ich wußte nichts, jedenfalls nichts Genaues. Es hätte wohl nicht viel genützt, sie das erkennen zu lassen, oder? Ich wußte auch nichts von Nisao. Ich dachte, sie hätten kaum jemals miteinander gesprochen.« Sie betrachtete die Gelbe Schwester und schüttelte verärgert den Kopf. Siuan konnte nur schlecht mit der Erkenntnis umgehen, ein Versagen nicht erkannt zu haben. »Es sei denn, ich bin blind und dumm geworden, was diese beiden...« Sie verzog den Mund und suchte nach einem angemessenen Schimpfwort. Plötzlich ergriff sie Egwenes Ärmel. »Da kommen sie. Jetzt werdet Ihr es selbst erkennen.«
Myrelle trat als erste aus dem Zelt, dann ein nur mit Stiefeln und einer Hose bekleideter Mann, der tief geduckt durch den Eingang treten mußte, ein blankgezogenes Schwert in der Hand und mit Narben kreuz und quer über seiner leicht behaarten Brust. Er war weitaus größer als Myrelle und auch als jeder der Behüter. Sein langes dunkles Haar, das von einem geflochtenen Lederband um seine Stirn gehalten wurde, war jetzt von mehr Grau durchzogen als zu dem Zeitpunkt, als Egwene ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber es war nichts Sanftes an Lan Mandragoran. Teile des Puzzles fügten sich unvermittelt zusammen, und doch stimmte das Bild für sie noch immer nicht. Er war Moiraines Behüter gewesen, der Aes Sedai, die sie und Rand und die anderen vor scheinbar einem Zeitalter aus den zwei Flüssen herausgeführt hatte, aber Moiraine war nach der Tötung Lanfears gestorben, und Lan hatte kurz darauf in Cairhien als vermißt gegolten. Vielleicht war Siuan alles offenbar, aber sie selbst tappte zutiefst im dunkeln.
Myrelle flüsterte Lan etwas zu und berührte seinen Arm. Er zuckte leicht zusammen, wie ein nervöses Pferd, aber sein hartes Gesicht war beständig Egwene zugewandt. Schließlich nickte er jedoch, wandte sich auf dem Absatz um und schritt tiefer unter die Zweige der Eichen. Er hielt das Schwert mit beiden Händen über dem Kopf, die Klinge schräg nach unten, richtete sich auf die Zehenspitzen auf und blieb regungslos stehen.
Nisao sah ihn einen Moment stirnrunzelnd an, als wäre auch ihr etwas rätselhaft. Dann begegnete ihr Blick dem Myrelles, und sie beide schauten zu Egwene. Aber anstatt zu ihr zu kommen, traten sie zueinander und flüsterten einander hastig etwas zu. Es war zunächst einmal zumindest ein Austausch. Dann stand Nisao einfach ungläubig da und schüttelte abwehrend den Kopf. »Ihr habt mich mit hineingezogen«, stöhnte sie schließlich laut. »Ich war eine blinde Närrin, auf Euch gehört zu haben.«
»Dies sollte ... interessant sein«,
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